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23.11.2013 | 12:33 | Agrarforschung 

Angepasste Landwirtschaft kann Zerstörungskraft von Taifunen bremsen

Stuttgart - Die gewaltige Zerstörungskraft von Taifun «Haiyan» hätte gebremst werden können - zumindest nach Ansicht von Agrar-Experte Friedhelm Göltenboth vom Tropenzentrum der Stuttgarter Universität Hohenheim.

Zerstörung durch Taifun
(c) proplanta
Erst durch die massive Abholzung an Küsten und Bergregionen habe der Sturm ungehindert auf Land treffen können.

Künftig könnte solchen Katastrophen aber durch nachhaltige Landwirtschaft vorgebeugt werden, sagt er im dpa-Interview.

Frage: Wie konnte der Taifun auf den Philippinen eine solch zerstörerische Kraft entfalten?

Antwort: Taifune gibt es schon immer, aber nicht in solchen Dimensionen. Der Klimawandel erwärmt das Pazifikwasser, so dass Mega-Taifune entstehen können. Wind und Regen sind aber nur für einen Teil der Zerstörung direkt verantwortlich.

Weil Mangrovenwälder in den Küstengebieten massiv abgeholzt sind, konnte die Flutwelle die Küste ungebremst treffen. Wie ein grüner Schutzgürtel dienen die Mangroven normalerweise als Wellenbrecher. Erst durch Waldrodungen an Küsten und in Bergregionen konnte der Taifun seine volle Zerstörungskraft entfalten.

Frage: Welche Katastrophen sind noch zu erwarten?

Antwort: Eine weitere Katastrophe steht möglicherweise noch bevor. Denn Taifune wirbeln nicht nur das Meer auf, sondern sorgen auch für heftige Regenfälle im Landesinneren. Während eines Taifuns kann es an einem Tag so viel regnen wie in Deutschland in einem Jahr.

Überall dort, wo die fragilen Böden nicht durch dichte Vegetation geschützt sind, besteht die Gefahr von Erdrutschen. Im Landesinneren überwiegt der Anbau von Monokulturen wie Zuckerrohr, Kokosnüssen oder Bananen.

Diese Monokulturen haben nicht die Schutzfunktion eines Regenwaldes, weil sie nicht so dicht bepflanzt sind. Die Böden können die Wassermassen einfach nicht halten.

Frage: Wie kann einer ähnlichen Katastrophe in Zukunft vorgebeugt werden?

Antwort: Durch gezielte Wiederaufforstung mit heimischen Baumarten, kombiniert mit landwirtschaftlichen Alternativen für die Bevölkerung. Es ist von großer Bedeutung, dass sowohl der grüne Schutzgürtel erhalten bleibt, als auch die abgeholzten Berghänge wieder aufgeforstet werden.

Ein weiteres Problem stellt die Umweltverschmutzung dar: Die Flüsse sind bis zum Rand mit Müll gefüllt, so dass das Wasser nicht abfließen kann. Langfristig muss die Landwirtschaft diversifiziert werden, damit die Bauern vom Anbau der Monokulturen abkommen.

Frage: Die Existenz vieler Bauern hängt an der Holznutzung und am Anbau ertragreicher Monokulturen. Wie können die Probleme trotzdem gelöst werden?

Antwort: Die Waldregionen sind für die Bevölkerung eine wichtige wirtschaftliche Ressource. Dieser Tatsache müssen wir Rechnung tragen.

Letztlich können die noch bestehenden Regenwaldgebiete nur geschützt werden, wenn bereits gerodete Flächen durch diversen Nutzwald aufgeforstet werden.

Dafür muss die lokale Bevölkerung von Anfang an mit einbezogen werden. Denn ohne landwirtschaftliche Alternativen ist die Rodung der Wälder für die Inselbewohner eine Frage des Überlebens. Für die Diversifizierung der Landwirtschaft muss es eine Existenzförderung für Kleinbauern geben. Genau diesen Ansatz verfolgt derzeit eine deutsch-philippinische Forschungskooperation. (dpa)
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