Der Deutsche Wetterdienst richtet deshalb auf Dauer ein deutschlandweites Netz von zwölf Klimareferenzstationen ein. Dazu gehört auch die Wetterwarte Helgoland.“ Das erklärte Wolfgang Kusch, Präsident des Deutschen Wetterdienstes (DWD), bei der Einweihung der Klimareferenzstation Helgoland. Gerade die Politik sei auf belastbare Fakten zum
Klimawandel angewiesen. Denn ohne Fakten würden die notwendigen Entscheidungen in der Gesellschaft keine Akzeptanz finden. Diese Fakten liefere der Deutsche Wetterdienst.
Als nationaler Wetterdienst der Bundesrepublik Deutschland unterhält der
DWD deshalb rund 2.100 Wetterwarten, Wetterstationen und Messstellen - eines der weltweit dichtesten und leistungsfähigsten Messnetze zur Wetter- und Klimabeobachtung. Das Herzstück dieses Netzes sind zwölf Klimareferenzstationen, die auch in den kommenden 100 Jahren mit einheitlicher Messtechnik und gut ausgebildeten Wetterbeobachtern die Klimaveränderungen erfassen sollen. Als Standorte, die repräsentativ für ihr landschaftliches und klimatisches Umfeld sind, hat der DWD Hamburg, Schleswig, Potsdam, Görlitz, Lindenberg, den Brocken, Aachen, den Fichtelberg, Frankfurt am Main, den Hohenpeißenberg, Konstanz und Helgoland ausgewählt.
An allen Klimareferenzstationen wird der DWD ganzjährig und rund um die Uhr die für die Klimaüberwachung zentralen meteorologischen Größen messen und beobachten. Dazu gehören der Luftdruck, verschiedene Luft- und Bodentemperaturen, die Niederschlagshöhe und Sonnenscheindauer, die relative Feuchte und die Schneehöhe. Die Referenzstationen haben zugleich die Aufgabe, die Qualität aller klimatologischen Beobachtungsreihen des DWD auch beim immer wieder notwendigen Wechsel der Messtechnik sicherzustellen. Das heißt zum Beispiel: Die Einführung eines neuen Thermometers darf nicht zu einem Sprung im Temperaturtrend aufgrund neuer Messtechnik führen.
Nur der DWD kann meteorologische Infrastruktur bereitstellenAll diese Aufgaben seien ein notwendiger Beitrag jedes nationalen Wetterdienstes zur weltweiten Klimaüberwachung. Möglich sei das nur, weil die Steuerzahler in aller Welt die Kosten dieser wichtigen Staatsaufgabe tragen und somit jahrzehntelange Klimabeobach-tungen mit höchster Qualität garantierten. Kusch: „In Deutschland kann nur der DWD als nationaler Wetterdienst der Bundesrepublik Deutschland die gesamte meteorologische Infrastruktur bereitstellen. Ohne unsere Mess- und Beobachtungssysteme, ohne unsere Kommunikations- und Datenverarbeitungssysteme und ohne unsere Wettervorhersagemodelle gäbe es keine Wettervorhersagen, keine Unwetterwarnungen und keine Klimaüberwachung.“
Seit 1873 Wetterbeobachtung auf HelgolandDie besondere Lage Helgolands in der Deutschen Bucht veranlasste deutsche Behörden schon im 19. Jahrhundert dort eine Wetterstation einzurichten - obwohl die Insel noch im britischen Besitz war. Seit 1873 wird auf Helgoland das Wetter systematisch gemessen und beobachtet. Zwanzig Jahre später, 1893, wurde das erste genormte Messfeld am Westrand des Oberlandes eingerichtet. Nach dem Krieg und der Freigabe der Insel im Jahr 1952 wurde die Wetterwarte Helgoland wieder in Betrieb genommen und ist seitdem ein Teil des Bodenmessnetzes des im selben Jahr gegründeten Deutschen Wetterdienstes.1964 schließlich bezog die Wetterwarte ihren bis heute bestehenden Standort im Verwaltungsgebäude des Tonnenhofes der Wasser- und Schifffahrtsdirektion und liefert seitdem rund um die Uhr meteorologische Daten zu den oft rauen und schwierigen Wetterverhältnissen in der Nordsee.
Mit ihrer langen Zeitreihe erfüllt die Wetterwarte Helgoland ein entscheidendes Kriterium für den Status einer Klimareferenzstation. Klimatologisch ist der Standort repräsentativ für das Hochseeklima in der Deutschen Bucht. Die neue Funktion als Klimareferenzstation ist für die Wetterwarte Helgoland ein weiterer Meilenstein in ihrer Geschichte. Das sei, so Kusch, für die fünf Mitarbeiter, die hier vor Ort diese wichtigen Aufgaben betreuen, ein Grund zur Freude - aber zugleich auch eine Verpflichtung. (dwd)