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28.04.2009 | 08:31 | Verbraucherverhalten  

Verbraucher stehen wie ein Fels in der Brandung

Nürnberg - Schlimmste Krise seit 80 Jahren, Konjunktureinbruch von über fünf Prozent, horrende Neuverschuldung:

Konsumverhalten
(c) proplanta
Pessimisten finden derzeit reichlich Nahrung in den Meldungen und Prognosen aus der Wirtschaft. Doch es gibt auch Hoffnungsschimmer: So sehen die Unternehmen laut jüngstem ifo-Index Anzeichen für eine Ende der Talfahrt, und die Verbraucher stehen nun schon seit Monaten anscheinend unerschütterlich wie ein Fels in der Brandung. Denn auch im April hat die Kauflaune der Deutschen keineswegs nachgelassen.

Damit erweist sich der private Konsum, der knapp 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmacht, immer stärker als eine Stütze für die Konjunktur. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hält in diesem Jahr ein Wachstum von 0,5 Prozent für möglich. Bereits seit einem halben Jahr verzeichnet das von den Nürnberger Marktforschern monatlich ermittelte Konsumklima einen Aufwärtstrend, hat seinen Wert von 1,6 Punkten im September 2008 kontinuierlich auf jetzt 2,5 Punkte verbessert.

Das ist zwar noch kein besonders hohes Niveau, aber doch bemerkenswert, wenn vor den meisten Zahlen sonst Minuszeichen stehen. Dafür sehen die Konsumforscher mehrere Gründe. Nummer eins: Tatsächlich haben viele Haushalte mehr Geld zur Verfügung als noch im vergangenen Jahr. Denn in einer Reihe von Branchen gab es gute Tarifabschlüsse; die Energiepreise sind stark gesunken; dank eines Preiskampfes der Discounter sind etliche Lebensmittel billiger geworden; die Finanzämter zahlten Rückerstattungen aus der Pendlerpauschale aus. Dies alles wirkt sich direkt auf den Geldbeutel der Bürger aus - von der Abwrackprämie mal ganz zu schweigen.

Nummer zwei: Die Kurzarbeit. Seit November 2008 ist nach den Daten der Bundesagentur für Arbeit für rund 2,3 Millionen Beschäftigte Kurzarbeit angemeldet worden. Die Arbeitslosigkeit bewegt sich deshalb mit zuletzt 3,586 Millionen verglichen mit früheren Krisen noch auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau.

Auch wenn manche Experten das Problem damit nur in den Spätsommer verlagert sehen, so profitiert aktuell doch der Arbeitsmarkt und damit auch die Verbraucherstimmung davon. Die Arbeitslosigkeit sei bei den Menschen eben noch nicht angekommen, sagt GfK-Vorstandschef Klaus Wübbenhorst. Er sieht die Kurzarbeit als eine wesentliche Ursache dafür, dass die Kaufneigung in Deutschland höher sei als in Nachbarstaaten, wo man dieses Instrument nicht kennt.

Schließlich Nummer drei: Knapp die Hälfte aller deutschen Haushalte ist nach Untersuchungen der GfK von der Finanz- und Wirtschaftskrise nur wenig oder überhaupt nicht betroffen. Beschäftigte mit sicherem Arbeitsplatz oder gut situierte Rentner und Pensionäre müssen sich vielleicht Sorgen um ihre Wertpapiere machen, aber weniger um ihre momentane Kaufkraft.

Als akut krisengefährdet bezeichnet die GfK nur ein Fünftel aller Haushalte - vor allem Arbeitslose, Hartz-IV-Empfänger und Arbeitnehmer mit akut drohendem Job-Verlust. «Keiner kann aber sagen, die Krise lässt mich kalt», warnt jedoch GfK-Chef Wübbenhorst. Schließlich machten sich auch hoch spezialisierte Fachleute Sorgen um ihren Job, und selbst bei Managern gebe es deutliche Einschnitte. (dpa)
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