EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso kündigte auf einer internationalen Konferenz in Brüssel am Donnerstag verstärkte Anstrengungen der EU für bessere Grundlagen bei der Nutzung von Biokraftstoffen an. Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva rief die Welt zu einer «solidarischen Partnerschaft» bei Entwicklung und Verbreitung von Biokraftstoffen auf.
Sowohl Barroso als auch Lula betonten die Bedeutung einer nachhaltigen Produktion von Biokraftstoffen. «Wir dürfen die Umweltprobleme nicht von einem Sektor auf den anderen schieben», sagte Barroso vor Politikern, Wirtschaftsfachleuten und Mitgliedern von Nicht-Regierungsorganisationen. Biokraftstoffe müssten in einer Weise produziert werden, die den Planeten schütze und nicht neue Risiken bringe. Lula lud zu einer Konferenz über das Thema im Juni 2008 nach Rio de Janeiro ein.
Der portugiesische Regierungschef und EU-Ratspräsident José Sócrates sagte, nachhaltig hergestellte Biokraftstoffe seien langfristig die beste Art und Weise, für eine klimafreundliche Energiesicherheit zu sorgen. Sein Land wolle bis 2010 den Anteil von Biokraftstoffen am Kraftstoffverbrauch auf zehn Prozent erhöhen. Die Europäische Union hat sich dieses Ziel erst für 2020 gesetzt.
Die Europäische Union und Brasilien hatten am Mittwoch bei ihrem ersten gemeinsamen Gipfeltreffen in Lissabon eine strategische Partnerschaft beschlossen. Eine ähnlich enge Kooperation auf wirtschaftlichem und politischem Gebiet pflegt die EU bislang nur mit den USA, Kanada, Russland, Japan, China, Indien und Südafrika.
Brasilien zählt bei den Biokraftstoffen zu den führenden Nationen. 80 Prozent der Autos in seiner Heimat könnten mit Benzin oder Ethanol betrieben werden, sagte Lula bei seinem ersten Besuch in Brüssel. Er wehrte sich gegen Vorwürfe, für den Anbau von Zuckerrohr würden im größten Land Südamerikas weite Teile des Regenwaldes abgeholzt. «Unser Biokraftstoff-Programm wird begleitet von Aktionen zum Schutz der biologischen Vielfalt», sagte Lula.
«Ein Großteil der Biokraftstoffe wird nicht nachhaltig produziert und kann daher kein Teil der Lösung von Umweltproblemen sein», warnte hingegen die Greenpeace-Expertin Frauke Thies. Die Fachfrau für erneuerbare Energien bei Greenpeace Europa sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa, zwar werde Zuckerrohr nicht immer direkt in Regenwaldgebieten angebaut: «Der Anbau sorgt aber dafür, dass die Viehzucht aus dem Süden in den Norden ausweichen muss und damit den Regenwald gefährdet.»
Der brasilianische Präsident meinte, die positiven Erfahrungen mit Biokraftstoffen in Brasilien könnten auch Entwicklungsländer in Afrika oder der Karibik machen. Dafür müssten aber die hohen Zölle auf Biokraftstoffe abgeschafft werden. Barroso sagte, die Kommission wolle noch in diesem Jahr einen Entwurf vorlegen, der die Grundlage für Beziehungen mit Drittländern bei Biokraftstoffen bilde. Die Partnerschaft mit Brasilien sei ein Beispiel dafür, wie sich die EU solche Beziehungen vorstelle. (dpa)