Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
28.04.2009 | 06:50 | Biosprit 

Neue SATW Publikation: Biotreibstoffe können nur Nischenfunktion übernehmen

Zürich - Biotreibstoffe zu fördern ist sinnvoll, wenn diese eine positive Nettoenergiebilanz aufweisen, die Treibhausgasbilanz entlasten und verschiedene Nachhaltigkeitskriterien erfüllen.

Biokraftstoff
(c) proplanta
Allerdings können Biotreibstoffe in der künftigen Energieversorgung höchstens eine Nischenfunktion einnehmen. Dies geht aus der neuen SATW Publikation "Biotreibstoffe - Chancen und Grenzen" hervor. Die Autoren der Publikation diskutieren dieses Thema mit Fachleuten und dem Publikum am 2. Mai 2009 im Wissenschaftscafé des Basecamp09.

Alternative Energieträger werden heute aus verschiedenen Gründen intensiv diskutiert. Zu ihnen gehören auch die Biotreibstoffe. Ob und in welchem Mass sie gefördert werden sollen, ist umstritten, sind doch viele Fragen bezüglich Energieeffizienz, Wirtschaftlichkeit, Ökologie und sozialer Verträglichkeit noch ungeklärt. Die Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW) hat eine Orientierungshilfe mit Empfehlungen in Form einer zwölfseitigen Publikation herausgegeben. Diese ist allgemein verständlich gehalten und richtet sich an ein interessiertes Publikum.


Organische Abfälle - wertvolle Rohstoffe

In der Schweiz hergestellte Biotreibstoffe können in der künftigen Energieversorgung höchstens eine Nischenfunktion übernehmen. Die SATW empfiehlt, Biotreibstoffe in unserem Land ausschliesslich aus organischen Abfällen und aus Pflanzenmaterial herzustellen, das für die menschliche und tierische Ernährung nicht geeignet ist. Auf globaler Ebene erachtet die SATW die Erzeugung von Biotreibstoffen aus Pflanzen, die für die Nahrungsmittelproduktion angebaut werden, ebenfalls als wenig sinnvoll. Ausserdem könnte es dadurch zu schwerwiegenden Konflikten bei der Wassernutzung kommen. Die Biotreibstoffe können den heutigen weltweiten Verbrauch an fossilen Energieträgern auch bei einer massiven Förderung nur zu einem kleinen Teil ersetzen.


Unerwünschte Folgen vermeiden

Die Erzeugung von Biotreibstoffen aus Abfällen und Pflanzen, welche nicht für die Nahrungsmittelproduktion genutzt werden, steht heute erst am Anfang und erfordert in den kommenden Jahren umfangreiche Investitionen in Forschung und Entwicklung. Bevor die Schweiz Biotreibstoffe intensiver erforscht, produziert, importiert und einsetzt, müssen jedoch die sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen genauer abgeklärt werden. Dies gilt insbesondere für die Produktion von Biotreibstoffen in den Ländern des Südens. Die SATW befürwortet, dass sich der Bundesrat aktiv für die Erarbeitung eines internationalen Abkommens einsetzt, das Regeln für den Anbau, die Produktion und den Handel von Biotreibstoffen festlegt. Damit soll sichergestellt werden, dass Konflikte zwischen Nahrungsmittelproduktion, Umweltschutz und Energieerzeugung minimiert werden und dass in allen Ländern die gleichen Grundsätze gelten. Ein generelles Moratorium des Imports von Biotreibstoffen aus Ländern des Südens, wie dies von einigen NGOs gefordert wird, ist nach Ansicht der SATW jedoch abzulehnen.


Öffentliche Diskussion

Die Chancen und Grenzen von Biotreibstoffen sind Thema einer öffentlichen Diskussion. Diese führt die SATW in Zusammenarbeit mit dem Basecamp09 am Samstag, 2. Mai 2009 von 11 bis 12.30 Uhr in Zürich durch. Das Wissenschaftscafé "Biotreibstoffe - Energie kontra Nahrungsmittel?" ist für alle offen. Informationen dazu unter www.satw.ch. (idw)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Ticketsteuer, Biosprit, Autokauf: Das ändert sich im Mai

 Biodieselausfuhren auf Rekordniveau

 Ticketsteuer, Biosprit, Autokauf: Das ändert sich im Mai

 Diesel aus Pflanzenöl darf ab Mai als Reinkraftstoff in den Tank

 Weg für Biodiesel geebnet

  Kommentierte Artikel

 Wut und Wahlen 2024: Die zunehmend mächtige Gruppe der Nichtwähler

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?

 Globale Rekord-Weizenernte erwartet

 Immer mehr Tierarten sorgen in Thüringen für Ärger

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Bedarf an hofeigenen KI-Wetterfröschen wächst rasant

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?