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09.11.2015 | 09:20 | Future Farming 

Die Landwirtschaft wird digitaler

Hannover - Dank der digitalen Vernetzung unterschiedlicher Komponenten können selbst die größten Landmaschinen auf wenige Zentimeter genau auf dem Feld manövriert werden.

Future-Farming
(c) proplanta
Zudem lässt sich das Herdenmanagement bequem über Tablet- und Smartphone-Applikationen steuern. Das führt dazu, dass die Wirtschaftlichkeit und Arbeitsproduktivität der landwirtschaftlichen Betriebe steigt.

Wie sich das Zusammenwachsen der virtuellen und der realen Welt auf die Landwirtschaft und Arbeit der Landwirte auswirkt, diskutierte am Sonntag, 08.11.2015, eine Expertenrunde beim VDI-Pressegespräch anlässlich der 73. Internationalen Tagung LAND.TECHNIK in Hannover. Präzisionsarbeit auf dem Feld

Die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung landwirtschaftlicher Betriebsabläufe – „Future Farming“ genannt – ermöglichen es, Daten und Informationen aus unterschiedlichen Maschinen zu vernetzen und daraus neue Wirkungszusammenhänge zu identifizieren, erklärt Dr. Eberhard Nacke, Leiter Produktstrategie CLAAS KGaA. Durch Sensoren und direkte Kommunikation zwischen Prozessgliedern sei es beispielweise möglich, Landmaschinen mit einer Präzision von zwei bis drei Zentimetern auf dem Feld zu steuern. „Zudem können die Maschinen ihre Arbeitsgeschwindigkeit automatisch den wechselnden Bedingungen anpassen“, so Nacke weiter. Notwendigkeit der Kommunikations- und Datenstandardisierung

Diese präzisen Verfahren verbesserten die Effizienz der Landwirtschaft durch die „Vermeidung von Doppelbearbeitungen, ermöglichen planbare Fahrwege und den bedarfsgerechten Einsatz von Betriebsmitteln“, ergänzt Hubertus Paetow, Vizepräsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Allerdings setze dies eine ständige Verbindung aller beteiligten Einheiten, entweder direkt per Leitung oder über Mobilfunk, voraus.

„Die Kommunikation zwischen Maschinen muss standardisiert erfolgen, da diese Maschinen gewöhnlich von unterschiedlichen Herstellern kommen. Diese Voraussetzungen sind allerdings noch nicht überall vollständig gegeben.“ Daher stehe laut Paetow die Notwendigkeit der Kommunikations- und Datenstandardisierung ganz oben auf der Agenda zur Weiterentwicklung der digitalen Verfahren. „Ohne Schnittstellen, die einen Austausch von Daten unterschiedlichster Quellen und Anwendungen ermöglichen, wird die weitere Vernetzung nicht funktionieren.“

Herdenmanagement in der Cloud



Wie weit die Digitalisierung in der Landwirtschaft bereits fortgeschritten ist, erläutert Dr. Daniel Herd, Leiter Farm Management Support bei der Lely Deutschland GmbH: „Applikationen ermöglichen dem Landwirt ein komplettes Roboter- und Herdenmanagementsystem über Smartphone oder Tablet zu steuern. Die Apps arbeiten als Gesamtsystem miteinander und bieten neben umfangreichen Eingabemöglichkeiten zum Tierbestand, weitere Optionen zur Maschinensteuerung und Roboterüberwachung.“

Insgesamt biete die Vernetzung von Anlagen, Maschinen und Systemen im Internet und damit die Einführung des Cloud Computings in der Landwirtschaft viele Vorteile wie die Steigerung der Wirtschaftlichkeit und Arbeitsproduktivität der Landwirte sowie die Verbesserung von Tiergesundheit und Tierwohl. „Eine Intensivierung der vernetzten Datennutzung wird auch zukünftig weiter an Bedeutung gewinnen. Die Chance besteht darin, die großen Datenmengen automatisiert aufzubereiten und den Nutzern für Entscheidungen zur Verfügung zu stellen, bis hin zur Automatisierung ganzer Arbeitsabläufe“, fasst Herd den Nutzen von Future Farming zusammen.

VDI-Umfrage zu Future Farming



Wie die Mitglieder des VDI-Fachbereichs Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik (VDI-MEG) Future Farming einschätzen und bewerten, wurde im Vorfeld mithilfe einer Umfrage ermittelt. „Grundsätzlich stehen die Befragten dem Zusammenwachsen der virtuellen und realen Welt positiv gegenüber“, fasst Prof. Dr.-Ing. Peter Pickel, Vorsitzender der VDI-MEG, die Ergebnisse zusammen. 87 Prozent der 170 Antwortenden sehen darin eine Chance für ein effizienteres und kostengünstigeres Wirtschaften. Dass dieser Prozess eine Verbesserung der gesellschaftlichen Akzeptanz der Landwirtschaft erwirkt, sehen hingegen lediglich elf Prozent der Befragten.

Des Weiteren wurde herausgefunden, welche technischen Entwicklungen die Befragten in zehn Jahren auf dem Feld vermuten. „Den größten Vertrauensvorschuss erhält der Einsatz von Feldrobotern“, erklärt Pickel. „74 Prozent sehen diese Technik in der landwirtschaftlichen Praxis zukünftig im Einsatz. Nur leicht zurückhaltender sind die Antwortenden beim Thema sensorische Einzelpflanzenerkennung (z.B. Mais, Zuckerrüben). 70 Prozent gehen davon aus, dass eine individuelle Versorgung der Einzelpflanze mit Nährstoffen erfolgen kann.“

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