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11.05.2015 | 13:18 | Fairer Handel 

Jute statt Plastik

Wuppertal - Die Tasche aus Stoff roch ziemlich streng und wurde von Näherinnen in Bangladesch hergestellt.

Fairer Handel
Die kirchennahe Gepa handelt seit 40 Jahren mit Produzenten in Entwicklungsländern. Sie machte die Tasche «Jute statt Plastik» populär und den Nicaragua-Kaffee. Heute schreibt das Haus für fairen Handel Millionenumsätze. (c) Fair Trade
Die Stofftüte mit dem Slogan «Jute statt Plastik» verkaufte sich millionenfach in den 1970ern und 1980er Jahren. «Sie war das Symbol für einen Lebensstil», erinnert sich Gerd Nickoleit. Der heute 71 Jahre alte Betriebswirt hat seinerzeit die Jutetasche in die Bundesrepublik geholt: Die alternative Szene bekam ein populäres Attribut und demonstrierte Verantwortung für die Ursachen der Armut in der Dritten Welt.

Der kratzige Beutel war eines der ersten vom Wuppertaler Fairhandelshaus Gepa importierten Produkte. Kirchliche Gruppen gründeten das Unternehmen am 14. Mai 1975. Sie waren es leid, Waren aus Entwicklungsländern erst nach einem aufreibenden Weg durch den Zoll und über Grenzen hinweg zu bekommen. «Das dauerte Tage», erinnert sich Stephan Stricker vom Hilfswerk Misereor. Es sollte ein Austausch von Geld und Waren sein zwischen den Handelspartnern und nicht von Geld und Dankbarkeit.

Die Jugend- und Entwicklungsorganisationen der katholischen und evangelischen Kirche installierten vor 40 Jahren in Wuppertal die «Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt», kurz Gepa. Das Startkapital betrug 38.000 D-Mark. Im Geschäftsjahr 2014/15 machte das Unternehmen einen Umsatz von rund 68 Millionen Euro. Zum riesigen Sortiment gehören Kaffee, Honig, Wein, Tee, Schokolade und Kunsthandwerk. Sie werden in Kirchen, Dritte-Welt-Läden und Supermärkten verkauft.

Nach der Jutetasche ging es um Kaffee. «Bald nach dem Sieg der Sandinisten 1979 haben wir Kaffee aus Nicaragua importiert», erinnert sich Nickoleit. Der schwarze, scharf gebrannte Kaffee aus dem von den USA boykottierten Nicaragua wurde in Beuteln mit politischen Sprüchen verkauft und in der alternativen Szene tapfer getrunken.

Angesichts einer Lieferung mit extrem schlechter Qualität kamen auch in Wuppertal Zweifel auf, ob politische Solidarität das einzige Einkaufskriterium sein darf. Die verwunderte Antwort des Handelspartners: «An wen, wenn nicht an Euch, hätten wir den Kaffee denn sonst schicken sollen?», erzählt der einstige Entwicklungshelfer  heiter. Die Gepa stellte einen Experten für Kaffee ein.

Aus den Anfängen in zwei Altbauwohnungen entstand ein Fairhandelshaus mit 160 Mitarbeitern. Die Adresse liegt in einem Gewerbegebiet mit einem großen Laden für die vielen hundert Produkte. Fast die Hälfte des Umsatzes kommt vom Kaffee. Weltweit hat die Gepa Beziehungen mit mehr als 120 Genossenschaften, in denen Zehntausende Kleinbauern organisiert sind, berichtet Gepa-Geschäftsführer Robin Roth. Die Kontrakte sind möglichst langfristig und sollen den Bauern eine stabile Basis verschaffen, unabhängig von schwankenden Börsenkursen.

Allerdings: Verglichen mit anderen Ländern ist Deutschland beim Konsum von fairem Kaffee noch ein Entwicklungsland. Der Marktanteil beträgt nur zwei Prozent - in Großbritannien sind es mehr als 20 Prozent. «Der Nachholbedarf ist riesig», sagt Geschäftsführer Roth.

Einer der Aufgaben des Unternehmens ist, benachteiligte Produzenten zu unterstützen. Bei dem Erdbeben kürzlich in Nepal wurden die aus Wuppertal vorfinanzierten Felder von Kaffeebauern völlig zerstört, sie müssen neu angelegt werden. «Wir werden es wieder finanzieren, im Vertrauen darauf, dass die Bohnen kommen», sagt der Geschäftsführer. «Jedes Produkt bei uns hat eine Geschichte dieser Art». (dpa)
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