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22.12.2015 | 08:06 | Thunfischkonserven 

Deutscher Fischkonservenprimus von asiatischer Thai Union übernommen

Sassnitz - Der große asiatische Fischverarbeiter Thai Union drängt auf den deutschen Markt. Der Weltmarktführer im Bereich Thunfischkonserven will die Mehrheit am größten deutschen Fischkonservenhersteller Rügen Fisch (Hawesta, Lysell) übernehmen.

Thunfische
Ein großer Fisch will einen kleineren schlucken: Der weltgrößte Hersteller von Thunfischkonserven übernimmt die Mehrheit an Rügen Fisch - vorausgesetzt, das Bundeskartellamt hat nichts dagegen. (c) Tommy Schultz - fotolia.com
Die Transaktion solle Ende Januar 2016 über die Bühne gehen, müsse aber noch vom Kartellamt genehmigt werden, wie der Vorstandschef der in Sassnitz ansässigen Rügen Fisch AG, Andrew Bergmann, am Montag erklärte.

Thai Union erwerbe 51 Prozent der Anteile. Deutschland sei einer der größten Märkte für Fischspezialitäten in Europa, erklärte Thai-Union-Präsident Thiraphong Chansiri. Das Unternehmen ist mit der Marke John West bereits im deutschen Markt vertreten - bislang aber nur mit einer geringen Marktpräsenz.

Die börsennotierte Thai Union beschäftigt nach eigenen Angaben weltweit etwa 46.000 Mitarbeiter. Zu Rügen Fisch gehören neben den Marken Hawesta und Lysell auch Ostsee Fisch, Saßnitz Fisch sowie mehrere Handelsmarken. Das Unternehmen beschäftigt rund 850 Mitarbeiter in Sassnitz, Lübeck, Rostock und Litauen und erzielt nach Vorstandsangaben 2015 einen Umsatz von mehr als 140 Millionen Euro.

Durch die Übernahme der Mehrheit an Rügen Fisch werden die Thailänder eigenen Angaben zufolge Marktführer in Deutschland. Thai Union will vor allem mit Spezialitäten in den Thunfisch-Markt. Dieser Bereich sei das am schnellsten wachsende Marktsegment in Deutschland, sagte Chansiri.

Die angestrebte Übernahme solle keine Auswirkungen auf die Mitarbeiterzahl und die Standorte von Rügen Fisch haben, sagte Bergmann. «Es gibt keinerlei Absichten, die Standorte anzupacken.»

Rügen Fisch verzeichnete in den vergangenen Jahren sinkende Umsätze. 2013 hatte der Konzern noch einen Umsatz von 175 Millionen Euro verbucht. Als Ursache dafür nannte Bergmann den rückläufigen Heringspreis und den Rückzug aus dem Lachsbereich. Das Unternehmen produziert rund 800 Artikel - Marinaden, Räucherfischprodukte und Fischkonserven - und beliefert Kunden in mehr als 60 Ländern.

Das seit 1949 bestehende Unternehmen auf der Insel Rügen ging nach der Wiedervereinigung in Insolvenz. Im Jahr 1999 übernahmen der ehemalige Betriebsleiter Klaus Peper, der Lüneburger Unternehmer Thies Pickenpack sowie der Rechtsanwalt Berthold Brinkmann das Unternehmen. Frühere Konkurrenten wie Hawesta (2009) und Lysell (2011) wurden zugekauft, wodurch das Ostunternehmen zum größten Fischfeinkosthersteller in Deutschland aufstieg.

Erst im Sommer erwarb Brinkmanns Sohn Tobias die Anteile Pepers (28,2 Prozent), der sich aus Altersgründen 2013 von der Geschäftsführung zurückgezogen hatte. Die Familien des Rechtsanwalts Brinkmann und des Tiefkühlfischherstellers Pickenpack als bisherige Hauptaktionäre von Rügen Fisch blieben maßgeblich am Unternehmen beteiligt.

Die deutschen Anteilseigner erwarten durch die Übernahme positive Effekte für die Rügen-Fisch-Gruppe. «Gemeinsam begründen wir eine strategische Partnerschaft, um insbesondere innovative Thunfisch-Spezialitäten dank des umfangreichen Know-how und der Erfahrung von Thai Union im deutschen Markt zu etablieren», sagte Aufsichtsratsvorsitzender Berthold Brinkmann. Darüber hinaus ermögliche die Partnerschaft, die Produktpalette auszubauen.
dpa
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