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27.06.2020 | 05:27 | Corona-Ausbrüche 

Positive Nachrichten rund um Gütersloh und Warendorf

Gütersloh / Warendorf - Lichtblicke für die Menschen rund um Gütersloh und Warendorf: Die von dem Corona-Ausbruch in Deutschlands größtem Fleischbetrieb Tönnies am heftigsten getroffenen Kreise vermelden positive Tendenzen.

Fleischverarbeitung
Gütersloh, Warendorf und Moers vermelden Corona-Infizierte in der Fleischindustrie. Die Regionen sind aber nicht vergleichbar. Für Teile des Münsterlandes gibt es wohl bereits eine vorsichtige Entwarnung. (c) proplanta
Im Kreis Warendorf gehen die Behörden sogar davon aus, dass unter den positiv getesteten Menschen ausschließlich Tönnies-Mitarbeiter sind. Dort ist die wichtige Kennziffer der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage unter die entscheidende Marke von 50 gefallen. Bayern hob daraufhin ein Übernachtungsverbot für Menschen aus dem Kreis wieder auf.

Nachdem die meisten Länder Einschränkungen für Reisende aus Corona-Hotspots wie dem Kreis Gütersloh auf den Weg gebracht hatten, gab es am Freitagabend eine Bund-Länder-Einigung dazu: Menschen aus einem Kreis mit hohem Corona-Infektionsgeschehen dürfen demnach nur dann in einem Hotel untergebracht werden, wenn ihnen ein ärztliches Zeugnis bestätigt, dass sie keine Infektion haben.

Das geht aus einem Beschluss des Chefs des Bundeskanzleramtes und der Leiter der Staats- und Senatskanzleien der Länder vom Freitag hervor. Das benötigte ärztliche Zeugnis «muss sich auf eine molekularbiologische Testung stützen, die höchstens 48 Stunden vor der Anreise vorgenommen worden ist».

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte dazu der Deutschen Presse-Agentur: «Gut, dass wir nun gemeinsame Regelungen aller Länder mit dem Bund dafür haben, wie wir Risiko-Vorsorge und Reisefreiheit miteinander verbinden.»

Wie aber die Bundesländer, die Beherbergungsverbote für Menschen aus deutschen Corona-Risikogebieten erlassen haben, mit dem Beschluss umgehen, war zunächst offen. Ausnahmen galten bei diesen Verboten schon jetzt mit aktuellen negativen Corona-Tests. In mehreren Bundesländern müssen auch die eigenen Bürger, wenn sie aus dem Kreis Gütersloh nach Hause kommen, in Quarantäne.

Im Kreis Gütersloh, in dem ebenfalls nach dem Corona-Ausbruch bei Tönnies ein regionaler Lockdown gilt, sank am Freitag die Kennziffer nach extrem hohen Werten weiter. Mit 177,7 Fällen je 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen (Donnerstag: 192,8) lag der Wert aber weiter deutlich über der Marke von 50. Am Dienstag betrug der Wert laut NRW-Gesundheitsministerium noch 270,2.

Zuspruch bekamen die Menschen der Region am Freitag von Angela Merkel (CDU). Sie meldete sich telefonisch beim Landrat des Kreises Gütersloh, Sven-Georg Adenauer. «Die Bundeskanzlerin hat Mut gemacht und sich bei mir bedankt», sagte der CDU-Politiker Adenauer laut Pressemitteilung des Kreises.

Die Bürgerinnen und Bürger des Kreises seien unverschuldet in die aktuelle Situation gekommen, habe die Kanzlerin Adenauer am Telefon gesagt. Durch den Lockdown und den damit verbundenen Beschränkungen leisteten sie einen sehr wichtigen Beitrag, damit sich das Virus nicht über den Kreis Gütersloh hinaus auch in Deutschland ausbreiten könne.

«Die Bundeskanzlerin dankt sehr herzlich der Bevölkerung und allen, die für die Bewältigung dieser Krise arbeiten», so der Landrat. Generell rief die Bundesregierung zu Solidarität bei regionalen Corona-Ausbrüchen wie rund um Gütersloh und Warendorf auf und warnte vor einem Anprangern dort lebender Menschen.

Im Fall des Moerser Dönerfleischproduzent Öztas gab es am Freitag keine Verschärfung der Lage: Es kamen nur noch drei neue Corona-Nachweise bei Mitarbeitern dazu, die Zahl lag somit bei 82. Der Betrieb wird nun ab Samstag für zwei Wochen geschlossen. Das kündigte der Landrat des Kreises Wesel, Ansgar Müller, am Freitag in Wesel an.

Alle rund 275 Beschäftigten mit Ausnahme von 17 Urlaubern in dem Unternehmen seien nun getestet, sagte der Gesundheitsdezernent des Kreises, Michael Maas. Nun würden Kontaktpersonen von Infizierten systematisch mit Reihentests untersucht. Dazu würde die Zahl der beauftragten Mitarbeiter verdoppelt.

Das Unternehmen Öztas kooperiere vorbildlich, sagte Maas. Die Mitarbeiter seien beim Unternehmen fest angestellt und wohnten nicht in Massenunterkünften. Nach Corona-Ausbrüchen bei den Branchengrößen Westfleisch und Tönnies waren die Arbeitsbedingungen dort in den Fokus gerückt.

Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) dringt deshalb auf grundlegende Veränderungen im Fleischmarkt, um den ständigen Preiskampf und problematische Bedingungen zu unterbinden.

«Es wird keine zweite Chance geben für die gesamte Branche», sagte Klöckner nach einem Treffen mit Branchen- und Verbandsvertretern am Freitag in Düsseldorf. Die Corona-Krise mit dem großen Infektionsausbruch beim Fleischproduzenten Tönnies sei wie ein Brennglas für die Situation.

Klöckner kündigte an, Gesetzesverschärfungen zur Preisgestaltung und Lebensmittelwerbung mit Lockpreisen zu prüfen. Über eine mögliche Tierwohlabgabe als Preisaufschlag für die Verbraucher wolle sie mit den Partei- und Fraktionsspitzen im Bundestag sprechen. Dazu sei ein übergreifender Konsens nötig.
dpa/lnw
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