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05.07.2012 | 10:50 | Flaschenpfand  

Bierflaschen-Streit: Umwelthilfe gegen Radeberger

Berlin/Frankfurt - Rund 4,5 Millionen Liter Corona-Bier werden jährlich in Deutschland getrunken. Doch werden die Flaschen tatsächlich wiederbefüllt? Oder sind es Einwegflaschen, die mit 25 Cent Pfand belegt werden müssen? Umweltschützer wittern Betrug und fordern einen Verkaufsstopp.

Bier
(c) proplanta
Die Deutsche Umwelthilfe wirft der Radeberger-Gruppe einen massiven Etikettenschwindel mit Bierflaschen der Marke Corona Extra vor. Diese würden entgegen der Angaben von Radeberger nicht nach Mexiko zurückgeschickt und dort wiederbefüllt, teilte die Umwelthilfe am Mittwoch in Berlin mit.

«Damit erschleicht sich die größte deutsche Brauereigruppe zulasten ehrlicher Mehrweg-Brauereien einen Verkaufsvorteil von über 4 Euro pro Bierkasten», kritisierten die Umweltschützer. Denn normalerweise dürften nicht die 8 Cent Pfand für Mehrwegflaschen erhoben werden, sondern es seien 25 Cent für Einwegflaschen fällig.

Die Radeberger-Gruppe vertreibt die Marke Corona Extra in Deutschland, nach Schätzungen werden jährlich in Deutschland rund 4,5 Millionen Liter des mexikanischen Biers verkauft. «Diese Vorwürfe entbehren jeder Grundlage und fußen auf einer Fehlinformation der Deutschen Umwelthilfe», teilte das Unternehmen mit. Die Flaschen würden über Antwerpen nach Mexiko zurückgeschickt.

Jedoch weisen die Corona-Flaschen in Deutschland laut Umwelthilfe niemals Mehrweg-typische Gebrauchsspuren auf. Radeberger verwies darauf, dass für den deutschen Markt nur neue Flaschen verwendet würden. Ein Corona-Vertreter in Mexiko teilte in einer der dpa vorliegenden Mail aber mit, dass niemals leere Corona-Flaschen aus Deutschland zurückkämen, es gebe kein Mehrwegsystem.

Radeberger wiederum legte eine Corona-Erklärung aus Madrid vor, in der es heißt, dass alle Flaschen zurück nach Mexiko gebracht würden. Allerdings wird dort nicht gesagt, dass diese auch wiederbefüllt würden. In einer daraufhin von Radeberger vorgelegten weiteren Erklärung teilte ein Corona-Vertreter mit, dass leere Flaschen wieder mit Bier befüllt und in andere Märkte geschickt würden.

Aber: Genau dies könnte der deutschen Verpackungsverordnung widersprechen. Diese definiert Mehrwegverpackungen als Verpackungen, die dazu bestimmt sind, «nach Gebrauch mehrfach zum gleichen Zweck wiederverwendet zu werden», also als Mehrweg wie im deutschen Markt. In anderen Ländern wird Corona aber in der Regel als Einwegflasche angeboten. Die Umwelthilfe sieht daher keine Berechtigung, nur 8 Cent Pfand pro Flasche Corona zu nehmen.

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Umwelthilfe, forderte, den Verkauf von Corona Extra in Deutschland bis zu einer Klärung der Vorwürfe komplett einzustellen. «Von allen bisher bekanntgewordenen Täuschungsversuchen in der Getränkeindustrie ist der Fall Radeberger der mit Abstand dreisteste.» Radeberger verschaffe sich gesetzeswidrig gegenüber anderen Brauereien einen unlauteren Wettbewerbsvorteil und verstoße zudem gegen Umweltgesetze.

Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn forderte die Bundesregierung zum Handeln gegen Missbrauch im Mehrwegbereich auf. «Um die Mehrwegquote zu stärken, muss zuerst einmal die Kennzeichnungsverordnung novelliert werden», sagte Höhn. Die Verbraucher müssten auf einen Blick erkennen können, welche Flaschen wieder befüllt werden und welche im Müll landen. Umweltminister Peter Altmaier (CDU) müsse eine verbraucherfreundliche Kennzeichnung auf den Weg bringen, sagte Höhn.

Die Radeberger Gruppe mit Marken wie Radeberger, Jever und Schöfferhofer gehört zum Lebensmittelriesen Oetker und ist Marktführer in Deutschland. Die mexikanische Grupo Modelo mit ihrer Biermarke Corona wiederum steht vor einer Übernahme durch den weltgrößten Braukonzern Anheuser-Busch Inbev («Beck's»). Der Bierabsatz in Deutschland geht seit Jahren zurück. 2011 sank der Pro-Kopf-Verbrauch auf den historischen Tiefstand von 101,4 Liter. In der Branche tobt seit Jahren ein harter Preiswettkampf. (dpa)
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