Wird die Umgebungstemperatur niedriger, gibt der Organismus ständig Wärme ab, was dramatische Folgen haben kann. Abkühlung durch Wind, kalte
Luft usw. können zur Unterkühlung führen, wodurch die Körpertemperatur auf 35 bis 32 Grad Celsius und tiefer abfällt.
Kompensiert wird dies in der Regel durch Muskelzittern, wodurch sich der Körper selbst erwärmt. Dabei steigt der Energieverbrauch um ein Mehrfaches an, weshalb die Energiespeicher für Kohlehydrate entleert werden. Insbesondere beim Zuckerkranken kann dies zur Unterzuckerung führen. In diesem Stadium der Unterkühlung gilt es den Betroffenen vor weiterer Auskühlung zu schützen und Kohlehydrate (warme Getränke, Schokolade usw.) zuzuführen.
Niemals sollte man Alkohol verabreichen, da er gefäßerweiternde Wirkung hat und die Auskühlung somit verstärkt. Auch aktive Bewegung ist nicht gut, solange der Unterkühlte Muskelzittern hat. Ebenfalls ist das Einreiben mit Schnee nicht angebracht.
Wichtig ist der richtige Wärmeschutz mit einer Rettungsdecke, die in jedem Verbandkasten zu finden ist. Die hauchdünne mit Aluminium bedampfte Folie verhindert durch Reflektion eine weitere Wärmeabgabe aus dem Körper. Sie wird eng am bekleideten Patienten angepasst. Ist ein Patient noch stärker unterkühlt und nicht mehr ansprechbar, muss er in die aus der Ersten Hilfe bekannte stabile Seitenlage gebracht werden, um die Atemwege freizuhalten.
Wichtigste Maßnahme bei Unterkühlungen ist die langsame Wiedererwärmung, jedoch keinesfalls mit einem heißen Bad, da sonst Herzrhythmusstörungen auftreten können.
Mit einer Unterkühlung gehen oft auch Erfrierungen einher. Dabei handelt es sich um lokale Gewebsschäden, die durch Durchblutungsstörungen bedingt werden.
Nicht nur bei frostigem Wetter können Erfrierungen auftreten, auch bei windigem Wetter und hoher Luftfeuchtigkeit kann es an schlecht durchbluteten Körperteilen wie Zehen, Fingern, Ohren usw. zu diesen Schädigungen kommen.
Die Schäden reichen von den leichten Formen mit blasser, gefühlloser Haut und Schmerzen (Erfrierungen 1. Grades) bis hin zur Blasenbildung (Erfrierungen 2. Grades) oder gar Gewebszerstörung (Erfrierungen 3. Grades).
Bei Unterkühlung muss wie bei den Erfrierungen der Körper vorsichtig erwärmt werden - keinesfalls mit heißem Wasser oder durchblutungssteigernden Salben. Am besten ist es, die erfrorenen Körperregionen weich und warm einzupacken und nicht mechanisch zu schädigen.
Von Erfrierungen bleiben oft die sog. Frostbeulen zurück. Das sind z.T. teigige, blaurot verfärbte Hautveränderungen, die kosmetisch sehr störend sein können.
Am besten hilft, wie so oft, Vorbeugung. Warme Kleidung sowie Gesicht, Ohren, Nase und Hände sind, besonders bei Wind in der Kälte (die sog. Fühltemperatur liegt nämlich deutlich niedriger, als die tatsächlichen Grade), besonders gefährdet und daher ausreichend zu schützen.
Weiter sollte man bedenken, dass unvorhergesehen Zwischenfälle (z.B. bei einer Panne oder einem Unfall etc.) im Winter zu einem längeren Ausharren in der Kälte führen können.
Bei allen kältebedingten Krankheitsbildern ist es ratsam, ärztlichen Rat einzuholen. (Hr)
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Facharzt für Allgemeinmedizin-Sportmedizin,
Dr. med. H. Rüdinger