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16.08.2010 | 10:29 | Medizin-Splitter 

Körperliche Anstrengung bei hohen Ozonwerten meiden

Karlsruhe/Hohenheim - Ozon (O3) kommt von ozein (griechisch) „riechen". Es ist ein aus drei Sauerstoffatomen bestehendes Molekül, das unter Normalbedingungen gasförmig ist.

Ozon
(c) Paula Becattini - fotolia.com

Aufgrund seiner oxidierenden Wirkung gehört es zu den Reizgasen und kann für den Menschen schädlich sein. Andrerseits schützt Ozon, das wie ein Gürtel in etwa 20-25 km Höhe (im unteren Teil der Stratosphäre) die Erde umgibt, Menschen, Tiere und Pflanzen vor der lebensbedrohlichen UV-Strahlung. Bei hohen Konzentrationen riecht das Gas typisch stechend-scharf, gering konzentriert ist es geruchlos.

Früher hatten Luftkurorte mit ihrer reinen, gesunden und „ozonreichen Waldluft " geworben. Woher kam dieser Slogan? Wie man selbst weiß, ist die Luft nach einem Gewitter oft klar und rein (Feinstaub ist mit dem Regen niedergegangen) und es riecht typisch nach Ozon. Dies beruht darauf, dass durch einen kurzfristigen hohen elektrischen Stromfluss (Blitz) zwischen Wolke und Erdboden (siehe Proplanta "Blitzopfer bei Sport keine Seltenheit") konzentriertes Ozon entsteht, wegen der Instabilität der Verbindung und der nicht großen Gasmenge aber schnell wieder zerfällt.

Anders sieht es mit der Ozonbelastung in unserem Alltag aus. In Erdnähe bildet sich Ozon bei der Reaktion von Stickstoffdioxid NO2 mit Sauerstoff O2 unter dem Einfluss von UV-Strahlung. Durch die Verbrennung fossiler Energien (z. B. bei Benzin, Diesel, Holz etc.) entstehen große Mengen dieses Reizgases, das wegen der relativ niedrigen Konzentration geruchlos, aber über viele Stunden am Tag vorhanden ist und damit seine schädigende Wirkung entfalten kann. Höhere Ozonkonzentrationen sind bei längeren Schönwetterperioden an Tagen intensiver Sonneneinstrahlung möglich.

Wenn es im Hals kratzt, die Augen tränen, wir uns stark übernächtigt fühlen und Kopfschmerzen verstärkt auftreten, kann das an der Ozon-Konzentration liegen. Die körperliche Leistungsfähigkeit wird bei hohen Ozonwerten eingeschränkt. Wenn die Werte über 180 µg/m3 steigen (aktuelle Ozonkonzentrationen siehe Luftdaten) sollten nicht nur Asthmatiker, Herz-Kreislauf-Kranke, Allergiker und ältere Menschen auf ungewohnte und erhebliche körperliche Anstrengungen im Freien verzichten, sondern auch gesunde Personen etwas kürzer treten. Denn erhöhte Ozonkonzentrationen können auch das Herz belasten, wie US-Wissenschaftler jetzt herausfanden.

Da unter normalen Bedingungen nicht zu unterscheiden ist, ob bestimmte Beschwerden durch Hitze, Ozon oder andere Bestandteile von Autoabgasen verursacht werden, untersuchten Rajat Sethi und Kollegen, Texas, die Auswirkungen von Ozon an Ratten im Labor. Bei den Tieren, die dem Ozon ausgesetzt waren, fanden sich erhöhte Werte des Tumornekrosefaktors-(TNF)-Alpha. Dieser weist auf Entzündungen hin. Parallel dazu kam es zu einem Rückgang des Proteins Caveolin-1. Dieses schützt normalerweise das Herz, indem es einen Botenstoff unschädlich macht, der den programmierten Zelltod einleiten kann.

Beides, so die Wissenschaftler, weist darauf hin, dass erhöhte Ozonkonzentrationen auch das Herz schädigen können. (MMW - Fortschritte der Medizin 2010 epub ahead of print basierend auf: Rajat Sethi et al., Texas, Scientific Sessions der American Heart Association, Juli 2010 in Rancho Mirage)


Fazit
Wer trotz Hitze und erhöhten Ozonwerten draußen Sport treiben will, sollte das besser morgens tun, denn dann sind die Ozonwerte niedriger als nachmittags oder abends. Am späten Nachmittag zwischen 17 und 20 Uhr werden die höchsten Ozonwerte gemessen. In der Nacht wird Ozon abgebaut, und es kann sich kein neues bilden, deswegen ist die Luft morgens am besten. (Hr)



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Gerne steht Ihnen Herr Dr. med. H. Rüdinger, Facharzt für Allgemeinmedizin-Sportmedizin, Rede und Antwort.


Dr. med. H. Rüdinger

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