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15.01.2018 | 09:28 | Agrarmesse 

Grüne Woche 2018 startet am Freitag

Berlin - «Wie schmeckt die Zukunft? Nach Insekten?» Einen Burger aus Buffalowürmern jedenfalls können Besucher schon mal auf der Grünen Woche probieren - und entscheiden, ob sie doch lieber zur Kohlroulade zurückkehren.

Grüne-Woche-2018
Bei der Internationalen Grünen Woche in Berlin präsentieren sich immer zu Jahresbeginn die Land- und Ernährungswirtschaft sowie der Gartenbau. Besucher erwarten Zehntausende Nahrungs- und Genussmittel, Hunderte Tiere und Pflanzen. Zur 83. Auflage sind mehr als 1.600 Anbieter aus rund 65 Ländern dabei. Partnerland ist vom 19. bis 28. Bulgarien. Experten und Politiker diskutieren auf der Grünen Woche Fragen von Landwirtschaft und Ernährung in zahlreichen Kongressen, Foren, Podiumsrunden und Seminaren. Seit Jahren nutzen auch Kritiker der modernen Ernährungsindustrie die Messe als Podium. Auch in diesem Jahr rechnen die Veranstalter mit rund 400.000 Besuchern, darunter bis zu 100.000 Fachbesucher. Die Unternehmen probieren in Berlin auch aus, wie gut neue Produkte beim Publikum ankommen. (c) proplanta
Die Agrarmesse beginnt an diesem Freitag, und die deutsche Ernährungsindustrie hat das große Branchentreffen dieses Mal zur «Future Food Show» erklärt. In Berlin bestaunen die Messebesucher nämlich nicht nur Zuchtbullen und rosige Ferkel, kreisen nicht nur die Humpen und Häppchenteller. Es geht wie immer auch um die großen Frage: Welche Art von Landwirtschaft soll 7,6 Milliarden Erdenbürger satt machen? Und in 30 Jahren 10 Milliarden Menschen?

«Wir haben es selbst in der Hand, mit unserem täglichen Einkauf», macht Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) deutlich, warum das auch ein Thema für die wohlstandsverwöhnten deutschen Supermarktkunden ist. «Eine Welt ohne Hunger ist möglich - mit fairem Einkauf und fairer Produktion.»

Tausende wollen in Berlin für den Wandel trommeln: gegen das «immer mehr», «immer größer», «immer intensiver» in der Landwirtschaft, gegen Megaställe, Konzernmacht und für eine bäuerliche und ökologischere Landwirtschaft. «Wir haben Agrarindustrie satt», werden auf den Berliner Straßen auch Bauern rufen, konventionell wie ökologisch wirtschaftende.

Zum Symbol der Kritiker ist das Unkrautgift Glyphosat geworden, das mit dem Segen von Agrarminister Christian Schmidt (CSU) in der EU zugelassen bleibt - nationale Beschränkungen sind noch gut möglich.

Tier-, Umwelt- und Ressourcenschutz haben sich auch Bauernverband und Bundesregierung auf die Fahnen geschrieben. Sie betonen aber, ohne intensive Landwirtschaft werde die Welt nicht zu ernähren sein.

Schon heute ernährt ein Bauer in Deutschland fünf Mal so viele Menschen wie vor 50 Jahren. Weil die Märkte in Europa gesättigt sind, lockt der Export auch als neuer Umsatzbringer. Dass Essen politisch ist - auf der Grünen Woche ist das kaum zu übersehen.

Geschäftlich haben sich die deutschen Bauern berappelt. Nach zwei Krisenjahren mit teils bedrohlichen Gewinn-Einbußen verdienten die Betriebe zuletzt wieder deutlich mehr. Übermütig werden die ohnehin vorsichtigen Landwirte trotzdem nicht.

«Wir erwarten eher ein Jahr der Stabilisierung und Konsolidierung», formuliert es Bauernpräsident Joachim Rukwied. Viele Ackerbauern seien skeptisch, auch die Aussaat im Herbst war wegen zu viel Regens mancherorts nur schwer möglich.

Dabei zeigt sich weiter, wie sehr inzwischen die Weltmarktpreise bestimmen, was Bauern für ihre Produkte erzielen können - schwer kalkulierbare Schwankungen inklusive. Für die Verbraucher wurde es im Supermarkt zuletzt nicht gerade günstiger.

Im vergangenen Jahr lag die Preissteigerung für Lebensmittel laut amtlicher Statistik klar über der allgemeinen Inflationsrate von voraussichtlich 1,8 Prozent. Der Bauernverband verweist jedoch weiter auf «nach wie vor mit die günstigsten Lebensmittelpreise in Deutschland im globalen Vergleich».

Sorgen machen vielen Landwirten zusätzliche Unsicherheitsfaktoren. Da ist die von Osteuropa recht nahe gekommene Afrikanische Schweinepest, die bei einem Ausbruch in Deutschland massive Einbußen brächte.

Wegen der langen Hängepartie für eine neue Bundesregierung sind wichtige Rahmenbedingungen noch nicht fix - vom schnellem Internet, das längst für Computertechnik auf dem Acker gebraucht wird, bis zu neuen Regeln für mehr Tierschutz im Stall und eine Fleisch-Kennzeichnung.

Ob die dann auch für Weißwurstpralinen gilt? Sie zählen zu den vielen Leckerbissen, die mehr als 1.600 Aussteller auf der Grünen Woche präsentieren. Nach zwei Jahren Pause ist auch Russland wieder offiziell präsent -  das Land war der Messe ferngeblieben, nachdem die EU und Russland im Zuge der Ukraine-Krise gegenseitige Handelsschranken aufgebaut hatten.

Besonders im Blickpunkt steht auch Euro-Aspirant Bulgarien, das diesjährige Partnerland der Grünen Woche. Die Aussteller locken mit Schafskäse, Gemüsepasten, würzigen Würsten und Pflaumenschnaps. Insekten bringen die Bulgaren nicht mit nach Berlin.
dpa
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