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01.06.2008 | 20:18 | Milchboykott 

Milchbauern fordern Neuverhandlungen - Gespräch in Berlin

Hamburg/München - Am sechsten Tag des Lieferboykotts deutscher Milchbauern hat es am Sonntag erstmals Bewegung gegeben.

Milchbauern fordern Neuverhandlungen
(c) proplanta
Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) und der Deutsche Bauernverband wollen Gespräche mit dem Milchindustrie-Verband aufnehmen. Ein erstes Treffen war für Sonntagabend geplant. Es gehe um einen Einstieg, Ergebnisse erwarte der BDM noch nicht, sagte der Verbandsvorsitzende Romuald Schaber im Vorfeld. Die Milchviehhalter fordern die Neuverhandlung der bestehenden Preisabschlüsse zwischen Molkereien und Einzelhandel. Sie verlangen 43 Cent pro Liter, derzeit erhalten sie nach BDM-Angaben 27 bis 35 Cent. Die Proteste von Milchbauern gingen auch am Wochenende weiter.

Seit Samstag blockieren mehr als 100 Bauern die größte thüringische Molkerei in Erfurt. Der Geschäftsführende Vorstand der Humana Milchunion, zu der die Molkerei gehört, Albert Große, sprach von Anarchie. 50 Milchbauern blockierten am Samstagnachmittag nach Polizeiangeben an der deutsch-tschechischen Grenze nahe Eschlkam (Landkreis Cham) mit ihren Traktoren vorübergehend die Fahrbahn und hinderten tschechische Milchtransporter an der Weiterfahrt.

In Rheinland-Pfalz konnte am Samstag wegen einer Blockade kein Lastwagen mehr die Molkerei Milch-Union Hocheifel in Pronsfeld anfahren, am Sonntag konnte der Betrieb aber wieder arbeiten. Nach Aussage des BDM blockierten Bauern am Samstag auch Standorte der Molkerei Hochwald in Thalfang im Hunsrück, Kaiserslautern und Saarbrücken. In Sachsen versperrten Milchbauern in der Nacht zum Samstag vorübergehend die Zufahrt zur Sachsenmilch-Molkerei in Leppersdorf (Kreis Kamenz).

Auch Tiroler Milchbauern haben sich inzwischen für einen Lieferboykott ausgesprochen. Nach Angaben ihres Verbandes «IG Milch» hätten bei einer Versammlung am Samstag 95 Prozent der anwesenden Bauern für Kampfmaßnahmen gestimmt. In Österreich erhalten die Milchbauern zurzeit 40 Cent für einen Liter Milch. In einer Mitteilung vom Samstag forderte der Verband eine Erhöhung des Preises auf 47 Cent.

Ein Großteil der bayerischen Milchbauern hatte in der vergangenen Woche mit einem Milchboykott begonnen und die Milch weggeschüttet, anstatt sie an die Molkereien zu liefern. Produzenten und Handel sind unterschiedlicher Auffassung darüber, ob der Streik zu Lieferengpässen führen könnte. Während der BDM deutliche Auswirkungen auf die Molkereien angekündigt hatte, widersprach der Verband der privaten Milchwirtschaft. Lieferengpässe oder leere Regale seien nicht zu befürchten. Inzwischen werde auch Milch aus Norddeutschland an bayerische Molkereien verkauft. (dpa)
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