Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
03.07.2009 | 16:55 | Milchwirtschaft 

Milchproduktion: "Gras als Chance"

Frankfurt/Main - Vom 23. bis 26. Juni fand der diesjährige Kongress der European Dairy Farmers (EDF) im irischen Cork statt.

Milchproduktion
(c) proplanta
Über 260 Delegierte aus 21 Ländern nahmen daran teil - vorwiegend Milchviehhalter, Berater und Wissenschaftler aus Europa, aber auch einige Landwirte und Wissenschaftler aus Australien und Neuseeland fanden sich unter den Teilnehmern. EDF ist ein Netzwerk europäischer Milchviehhalter zum Informations- und Wissensaustausch auf internationalem Niveau. Jedes Jahr treffen sich Mitglieder und interessierte Gäste in wechselnden Ländern, um mehr über lokale Produktionssysteme zu lernen und neue Ideen und neues Wissen zur Verbesserung des eigenen Milchviehbetriebes mit nach Hause zu nehmen. In diesem Jahr diskutierten die Teilnehmer in Workshops und Vorträgen schwerpunktmäßig über Milchproduktion in grasbasierten Systemen, über einfache Produktionssysteme und über das Arbeitsmanagement.

EDF-Präsident Jean-Francois Verdenal, selbst Milchviehhalter aus Frankreich, begrüßte die Teilnehmer und betonte die große Bedeutung der Kommunikation zwischen Milchviehhaltern verschiedener Länder, gerade in Zeiten unbeständiger Märkte. Das EDF-Netzwerk bietet Milchbauern eine einzigartige Kommunikationsplattform. Trotz der aktuellen Entwicklungen auf den Milchmärkten ist Verdenal zuversichtlich, dass die EDF-Mitglieder ihre Chancen nutzen, indem sie die Möglichkeiten ihrer Betriebe in Bezug auf Standort und persönliche Vorlieben ausschöpfen und damit ihre Betriebe für die Zukunft gut aufstellen. Seiner Meinung nach sind erfolgreiche Milchviehhalter solche Unternehmer, die die Bedeutung des Arbeitskräftemanagements und niedriger Produktionskosten erkannt haben, die gewillt und im Stande sind, Innovationen zu nutzen und die „das richtige Auge“ für ihre Kühe haben.


EDF-Ergebnisse 2009

Kernelemente der EDF sind nicht nur die aktive Kommunikation zwischen Mitgliedern, sondern auch die Auswertungen aktueller Themen des Milchsektors. Jedes Jahr schauen die EDF-Landwirte mittels einer Produktionskostenanalyse in die Vergangenheit und mit Snapshot-Auswertungen in die Zukunft. Die jährliche Produktionskostenanalyse basiert in diesem Jahr auf ökonomischen Daten von 256 Betrieben aus ganz Europa. Diese Daten sind zwar nicht repräsentativ für die verschiedenen Länder, aber sie erlauben eine Einschätzung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der EDF-Ländergruppen. Starke Preisschwankungen beeinflussten die EDF-Betriebe sowohl auf der Kosten- als auch auf der Ertragsseite. Die Betrachtung verschiedener Buchführungsperioden (von 2007 bis 2009) zeigt, dass die Unterschiede der durchschnittlichen jährlichen Milchpreise zwischen verschiedenen Betriebsgruppen nicht so sind wie zunächst erwartet, da die Steigerung bei den Erlösen durch den Rückgang bei den Preisen für Produktionsmittel im Zeitablauf ausgeglichen wurde. Deshalb war es auch möglich, nur einen Durchschnitt für alle EDF-Betriebe zu berechnen. Dieser zeigte, dass die Gesamtkosten die Gesamterlöse trotz hoher Milchpreise etwas überstiegen. Im Durchschnitt würden die Vollkosten (ohne Quotenkosten) bei einem Milchpreis von 34,7 ct/kg ECM gedeckt werden. Der ausgezahlte Milchpreis lag etwas darüber (35,5 ct/kg ECM). Bezieht man allerdings die Quotenkosten mit ein (? 1,6 ct/kg ECM), so wurde eine Deckung der Vollkosten nicht erreicht. Die Kosten variieren dabei extrem zwischen den einzelnen Betrieben. Betrachtet man die aktuell niedrigen Milchpreise (25 ct/kg ECM), so wären etwa 6 % der EDF-Betriebe in der Lage, ihre Vollkosten zu decken. Bei einem Milchpreis von 35 ct/kg ECM wären 45 % der EDF-Betriebe dazu in der Lage. Angesichts dieser Zahlen nimmt Steffi Wille (EDF Scientific Team, Coordination Centre, Deutschland), die die EDF-Produktionskostenanalyse präsentierte, an, dass die Milchpreise nicht auf dem momentan niedrigen Niveau bleiben werden, da solche niedrigen Milchpreise viele Milchviehhalter zwingen würden, aus der Produktion auszusteigen. Daraufhin würde sich das Angebot auf dem Markt verknappen und das hätte einen Preisanstieg zur Folge.

Die Auswertungen zeigten außerdem, dass die irischen EDF-Landwirte in den letzten Jahren immer die erfolgreichsten EDF-Unternehmer waren. Die anderen EDF-Gruppen haben im Zeitablauf an Wettbewerbsfähigkeit, im Vergleich zur irischen Gruppe, verloren. Das könnte ein Indikator dafür sein, dass das irische Produktionssystem unter veränderlichen Preisen stabiler ist als andere. Deshalb lag der Schwerpunkt des diesjährigen EDF-Kongresses darauf, die Anforderungen und Vorteile dieses Systems genauer zu betrachten.


Aktuelle Situation in Irland

19.000 Milchviehhalter verkaufen ihre Milch an etwa 30 Molkereien (Genossenschaften und GmbHs). 80 % der Molkereiprodukte werden exportiert. Damit ist Irland weltweit der zehnt größte Exporteur von Milchprodukten. Das milde Klima des Landes begünstigt eine lange Vegetationsperiode des Grünlandes (von Februar bis November). Es sind somit durchschnittlich 285 Tage Weidehaltung möglich, sodass die Kühe nur etwa zwei bis drei Monate des Jahres im Stall verbringen. Um das gesamte Potenzial des Grünlandes auszuschöpfen, arbeiten die meisten Milchviehhalter mit saisonaler Abkalbung. Die Kühe werden im November/Dezember trocken gestellt und alle Kühe sollten bis Mitte März gekalbt haben. Landwirte, die ihre Kalbungsperiode im Herbst haben, produzieren meist Konsummilch, die ganzjährig gebraucht wird. Saisonale Produktion (mehr als 50 % der Milch wird zwischen Mai und August produziert) und gut organisierte Grünlandsysteme unterstützen hohe Futterwerte und reduzieren die Kosten, da die Kühe sich selbst füttern und selbst ihre eigene Gülle ausbringen. Dies führt (in der irischen EDF-Gruppe) zu einem etwa 6 ct/kg höheren Unternehmergewinn, verglichen mit den Zahlen der anderen EDF-Betriebe in der Auswertung von 2009 (die Zahlen sind nicht repräsentativ, erlauben aber grobe Einschätzungen).

In der Vergangenheit hat Irland diesen „Wettkampf“ um die niedrigsten Produktionskosten immer gewonnen. Dennoch führten die sich gut entwickelnde Wirtschaft und steigende Landpreise zu einem Anstieg der Produktionskosten in den letzten Jahren. Folglich müssen Milchviehhalter, um wettbewerbsfähig zu bleiben, auch in Irland nach anderen Lösungen suchen. John Maher (wissenschaftlicher Partner der EDF, Irland) erklärte, dass es drei Wege gibt, um den Betrieb zu verbessern: a) die Kosten senken, b) die Erlöse pro Liter Milch steigern und c) mehr Milch verkaufen. Da a) nicht länger funktioniert und der Einfluss der Landwirte für Lösung b) zu gering ist, muss die irische Milchwirtschaft die Chance nutzen und alle Möglichkeiten ausschöpfen, um Möglichkeit c), mehr Milch zu verkaufen, realisieren zu können. Irland kann seine Möglichkeiten nutzen, indem es seine Produktivität steigert. Die Landwirte sehen das Potenzial, ihre jährliche Milchproduktion um 15 % steigern zu können. Wissenschaftler halten sogar eine Steigerung bis zu 70 % für möglich. Die Produktion kann hauptsächlich durch eine Betrachtung und Verbesserung der Schlüsselfaktoren gesteigert werden:
  • Höhe der Milchinhaltsstoffe/ha (Fett und Eiweiß)
  • Grasertrag (TM)/ha
  • % der Herde, die innerhalb von 6 Wochen abkalbt
  • Zuchtindex der Milchkuhherde.
Brendan Horan, Grünlandforscher bei Teagasc (Irland), zeigte, dass auf guten Milchviehbetrieben etwa 8 bis 9 Tonnen Gras (TM) pro ha genutzt werden können. Im Durchschnitt der Betriebe nutzen die Kühe heute etwa 6 bis 7 Tonnen (TM/ha) im Jahr, das Ziel jedoch liegt bei 12 bis 13 Tonnen (TM/ha) pro Jahr. Dabei würden die Landwirte dann etwa 1200 kg Milchinhaltsstoffe pro ha produzieren. Eine Möglichkeit, das Gras besser zu nutzen, wäre eine frühere Abkalbung im Jahresverlauf (bereits im Januar/Februar anstatt im März), um den Grasbedarf der Kühe besser an die Wachstumskurve des Graslandes anzupassen.


Alles dreht sich um Gras

Einer der Schlüsselindikatoren ist ein effizientes Grünlandmanagement. Das beinhaltet:
  • mehr Gras pro ha zu erwirtschaften,
  • die Futteraufnahme der Kühe zu steigern,
  • mehr Kühe auf der gleichen Grünlandfläche zu halten und
  • letztendlich mehr Inhaltsstoffe pro ha zu produzieren.
Da die Grundlage der irischen Milchproduktion Grünland ist, konzentriert sich die angewandte Forschung ebenfalls auf grünlandbasierte Produktionssysteme. Dies ermöglicht tiefgehende und fundierte Versuche, die im Teagasc Moorepark, dem Forschungszentrum für Milchproduktion in Fermoy im County Cork, durchgeführt werden. Verschiedene Versuche, z.B. zur Besatzdichte, zur Schnittlänge des Weidegrases und zur Arbeitsorganisation, wurden den Teilnehmern des Kongresses auf den Forschungsbetrieben von Moorepark gezeigt. Die Hauptbotschaften für gutes Weidemanagement waren:
  • Man muss immer wissen, wie viel Futter auf den Weiden steht - gutes Management basiert auf Informationen.
  • Das Rotationssystem sollte dem täglichen Grünlandwachstum angepasst sein, und es ist besser, eine Weide ganz aus dem System zu nehmen (für Silage) als zu riskieren, dass die Kühe eine Weide nicht komplett abgrasen können (Abweiden auf bis zu 3,5 bis 4,5 cm optimal).
  • Die Besatzdichte auf den Weideflächen sollte nach der Risikobereitschaft des Landwirts und den klimatischen Bedingungen gewählt werden (hohe Besatzdichten verstärken das Graswachstum unter optimalen Wetterbedingungen, aber verursachen Probleme bei nassem Frühling wie in diesem Jahr, da dann nicht genug Gras vorhanden ist).
  • Im Anschluss an die Beweidung sollte Stickstoff gedüngt werden, um die Grasqualität und Quantität zu verbessern.
  • Die Kühe sollten so früh wie möglich auf die Weide, da 2,70 €/Kuh/Tag gespart werden können, wenn die Kühe eher auf der Weide stehen.
Um eine gute Verwertung des Grünlandes zu erreichen, ist nicht nur gutes Management nötig, sondern es müssen auch geeignete Kühe für dieses System vorhanden sein. Diese Kühe sollten in der Lage sein, 450 kg Milchinhaltsstoffe zu produzieren, 50 % der Herde sollten innerhalb von zwölf Tagen abkalben, 90 % innerhalb von 42 Tagen. Des Weiteren sollten sie über eine gute Körperkondition (BCS), gute Fitness und eine gute Futterverwertung verfügen. Hierbei muss es sich nicht unbedingt um eine Holstein Frisian Kuh handeln.


Hohe Grasaufnahmen pro Kuh fordern die „richtige” Kuh

Irische Milchviehhalter stiegen mit Holstein Frisian Kühen in die Milchproduktion ein, und diese bilden immer noch die Grundlage der meisten Herden. Aufgrund besserer Gesundheit, höherer Milchinhaltsstoffe und insbesondere wegen besserer Fruchtbarkeit und leichteren Kalbeverläufen wird auch immer mehr Kreuzungszucht betrieben. Letzteres ist bei saisonaler Abkalbung besonders wichtig, da das ganze System nur dann funktioniert, wenn der Großteil der Herde innerhalb von sechs Wochen abkalbt. Einer der Landwirte, Tom Dunne, dessen Betrieb während des Kongresses besichtigt wurde, erklärte: „Ich besame jede Kuh einmal künstlich, dann lassen wir einen Bullen in die Herde, und Kühe, die bis zum 1. Mai nicht tragend sind, verlassen die Herde.“ Er betonte, dass auf seinem Betrieb die Kreuzungszucht große Erfolge zeige; die Tiere seien in besserer Verfassung als vorher und die Tierarztkosten seien extrem gesunken. Besonders Norwegian Red sind sehr fruchtbar und haben einen höheren Gehalt an Inhaltsstoffen in der Milch als Holstein Frisian oder New Zealand Frisian. Aber die Kreuzungszucht fordert auch einen höheren Zeitaufwand für die Auswahl der Bullen: „Man braucht einen Plan, wenn man mit Kreuzungszucht beginnen möchte. Die erste Bullenwahl ist einfach, aber wenn man kein Konzept hat, wie man danach vorgehen möchte, ist man verloren.“ Einige Kreuzungskühe melken nun schon in der siebten Laktation und zeigen den Erfolg von Tom Dunnes Herde. Die Kosten pro Kuh können nicht mit denen von Kühen verglichen werden, die nur 2,5 Laktationen in der Herde bleiben, da sich die Kosten der Aufzuchtphase auf einen längeren Zeitraum verteilen. Die Gesamtkosten pro Kuh sind somit niedriger. Teagasc Moorepark kreuzt auch Jersey in die Versuchsherde ein, und nach drei Jahren Kreuzungszucht können erste Erfolge, in Form höherer Milchinhaltsstoffe, verzeichnet werden. Jersey Kühe werden für die Kreuzungszucht leicht bevorzugt, da sie kleinere Kälber (leichter Kalbeverlauf) und hohe Eiweißwerte in der Milch haben.


Effiziente Arbeitsorganisation: 150 Kühe/AK

Irische Milchviehhalter arbeiten sehr effizient. Ihr Ziel ist es, 150 Kühe mit einer Arbeitskraft zu versorgen. Das bedeutet etwa die doppelte Kuhzahl pro AK, wie z.B. in Deutschland. Sie konzentrieren sich dabei auf sehr einfache Systeme und unter anderem darauf, dass der ganze Arbeitsprozess so effizient wie möglich gestaltet wird. Diese Effizienz muss insbesondere im Frühling zu Beginn der Kalbeperiode gewährleistet sein. Auf Betrieben mit durchschnittlich 300 Kühen kalben täglich etwa 7 Kühe. Die Landwirte haben den gesamten Ablauf optimiert:
  • Färsen werden nur mit „kleinen Bullen” besamt, um einen einfachen Kalbeverlauf zu gewährleisten.
  • Die Kühe werden am Abend gefüttert, sodass sie meistens nicht während der Nacht abkalben.
  • Die Kälber werden während der nächsten Melkzeit in Einzelboxen gebracht.
  • Kälber werden nur 1 bis 3 Tage in Einzelboxen gehalten und dann in Gruppen aufgestallt.
  • Die Kälbergruppen werden so früh wie möglich (selbst wenn sie erst eine Woche alt sind) auf die Weide gebracht und nur einmal am Tag getränkt.
  • Die Kühe werden, sobald sie gekalbt haben, auf die Weide gebracht.
  • Bullenkälber werden mit einem Alter von zwei Wochen verkauft, Kuhkälber werden oft auf anderen Betrieben aufgezogen und verlassen den Betrieb mit einem Alter von 8 bis 10 Wochen.
Um die Melkzeiten zu verkürzen, füttern die Landwirte oftmals geringe Mengen Kraftfutter im Melkstand, um die Kühe anzulocken. Im Idealfall verlassen die Kühe den Melkstand nach dem Melken und laufen ohne Wartezeit direkt zurück auf die Weide. Dies ist natürlich nur dann möglich, wenn sie keine Straßen überqueren müssen. Einige Landwirte, die einen größeren Teil ihrer Flächen auf der anderen Seite der Verkehrsstraße haben, bauen Tunnel unter den Straßen, um den Kuhverkehr zu optimieren. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern haben irische Milchviehhalter oft relativ große Melkstände, um die Melkzeiten möglichst kurz zu halten. Indem sie häufig Swing-Over Systeme nutzen, versuchen sie nicht mehr als 1,5 Stunden pro Melkzeit zu erreichen, obwohl durch die größeren Melkstände höhere Investitionskosten entstehen und der Melkstand eine lange Zeit am Tag nicht genutzt wird.

Einer der sechs besichtigten Betriebe wechselt nach durchschnittlich 100 Laktationstagen sogar von zwei Melkzeiten zu nur noch einer Melkzeit pro Tag. Die gewonnene Zeit erlaubt es ihm, die Feldarbeit selbst zu machen (im Gegensatz dazu lassen viele irische Milchviehbetriebe dies durch Lohnunternehmer erledigen), und er kann mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. „Eigentlich ist diese Umstellung nur für den Landwirt schwer, für die Kühe ist das kein Problem“, so sein Fazit.


Nur zwei Monate Stallhaltung: niedrige Kosten für Gebäude

Aufgrund der geringen Zeitspanne, in der die Kühe im Stall gehalten werden, wurde in der Vergangenheit nicht viel Geld für Ställe ausgegeben. Einige Landwirte stellen ihre Färsen in den Wintermonaten sogar auf Kohlfelder, sodass sie das ganze Jahr über draußen stehen. Aber das neue EU-Recht zwingt die Landwirte nun, eine Güllelagerung für mindestens 16 Wochen pro Kuh zu haben, da das Ausbringen von Gülle zwischen dem 15. Oktober und dem 15. Januar verboten ist (Süd-Irland). Die Landwirte haben dafür unterschiedliche Lösungen gefunden: Einer der besuchten Betriebe hat einen Paddock gebaut. Dieser ist mit Steinen gefüllt und darüber werden Hackschnitzel verteilt. So können Gülle und Regen durch die Hackschnitzel und durch die Steine gelangen sowie über eine Drainage in eine Güllelagune geleitet werden. Regen hilft dabei, die Flächen zu reinigen, und der Wind hilft sie zu trocknen. Ein anderer Landwirt hat einen neuen Stall gebaut. Aber anstatt ihn zu unterkellern, benutzt er ebenfalls eine Güllelagune. Alles in allem sind die Stallsysteme sehr einfach und bieten einen effizienten Arbeitsablauf während der Trockenstehzeit und in der Kalbeperiode. Der Kuhkomfort wird auf einem normalen Niveau gehalten (keine Kuhbürsten oder ähnliches). Die Kosten variieren sehr stark zwischen den einzelnen Möglichkeiten, aber sie sind in jedem Fall günstiger im Vergleich zu Ställen für ganzjährige Kuhhaltung. „Die Möglichkeiten, im eigenen Betrieb mit niedrigsten Kosten zu produzieren, gilt es voll auszuschöpfen“, so der irische EDF-Landwirt Shane Fitzgerald. Seiner Meinung nach ist es besonders wichtig, die Schlüsselfaktoren innerhalb des Betriebes zu verbessern, bevor man versucht, sie außerhalb zu lösen.

Wenn mehr Milch produziert wird, muss diese auch vermarktet werden. Irland exportiert gegenwärtig 80 % der produzierten Milch (unter anderem Güter wie Butter und Milchpuder, aber auch höherwertige Produkte wie Baileys). Deshalb ist das Land den Unruhen auf dem Milchmarkt besonders stark ausgesetzt. Andererseits hat Irland aber auch Erfahrungen in Bezug auf Exporte und den Weltmarkt erlangt und diese können in der Zukunft genutzt werden, um mehr Milch zu vermarkten. Dennoch sind die Landwirte der Meinung, dass es immer noch zu viele Molkereien in Irland gibt und vor allem zu viele Menschen, die über eventuelle Veränderungen entscheiden. Ein Vorschlag von Mike Magan und Michael Murphy, Vertretern der irischen Milchwirtschaft, beinhaltet, dass es ein unabhängiges Komitee geben sollte, welches die Branche analysiert und Vorschläge an die Molkereien weitergibt. Schließlich sollte jemand die Führung übernehmen, um das System zu verbessern.


Ausblick 2014

So wie alle besichtigten Betriebe plant auch die Mehrheit der EDF-Landwirte, die am diesjährigen Snapshot teilgenommen haben, ihre Herden in den nächsten Jahren zu vergrößern. Die Auswertungen zeigen, dass trotz der momentanen Krise ein zunehmender Trend zu größeren Herden bis zum Jahr 2014 zu erkennen ist. Obwohl die Zahlen des EDF-Snapshots, wie auch des Produktionskostenvergleichs, nicht repräsentativ sind, erlauben sie eine Einschätzung zukünftiger unternehmerischer Entscheidungen in der Milchwirtschaft. Besonders teilnehmende Landwirte in Nordost-Europa möchten ihre Milchviehherden vergrößern, sodass es aussieht, als ob der Unterschied zwischen durchschnittlichen Herdengrößen noch schneller wachsen wird. Die begrenzenden Faktoren für ein Wachstum der Milchviehherden sind in den 17 teilnehmenden Ländern sehr unterschiedlich, aber für die Mehrheit der fast 1.200 Milchviehbetriebe sind die Verfügbarkeit von Land und Arbeit die Schlüsselfaktoren, erklärte Birthe Lassen, Scientific Team, Coordination Center, Deutschland. Die wissenschaftlichen EDF-Partner aus Belgien, Italien, Frankreich und den Niederlanden zeigten, wie Landwirte in ihren Ländern mit der knappen Verfügbarkeit von Land umgehen (Erhöhung der Landproduktivität, Zukauf von Futter, Kooperationen mit anderen Landwirten und Export von Gülle).

Der nächste EDF-Kongress wird vom 23. bis 25. Juni 2010 in Italien stattfinden und sich mit der „Milchviehhaltung unter mediterranen Bedingungen“ befassen. Für weitere Informationen über den EDF-Kongress 2009 in Irland oder über EDF-Ergebnisse stehen folgende Personen zur Verfügung:

John Maher (EDF wissenschaftlicher Partner in Moorepark Teagasc, Fermoy, Cork, Irland: john.maher@teagasc.ie),
Birthe Lassen vom wissenschaftlichen Coordination Team der EDF (vTI Braunschweig), E-mail: birthe.lassen@vti.bund.de oder
Dieter Mirbach, EDF-Management (DLG, Frankfurt am Main), E-mail: d.Mirbach@dlg.org.

Die Präsentationen und Vorträge sind in Kürze erhältlich unter www.dairyfarmer.net. (dlg/edf)
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