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04.02.2011 | 14:18 | Milchwirtschaft 

BDM: Gründung des Deutschen Milchkontors DMK schaltet Rohmilch-Markt im Norden nahezu aus

Freising - Nach Ansicht des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter BDM e.V. zeigt die Fusion der Nordmilch AG und der Humana Milchunion GmbH zu Deutschlands größtem Molkereiunternehmen DMK Deutsches Milchkontor GmbH geradezu exemplarisch, wie der Markt um Rohmilch für die Milcherzeuger Schritt für Schritt ausgeschaltet wird.

Milchmarkt
Für große Teile des nord- und ostdeutschen Raumes wird es noch weniger Wettbewerb um Rohmilch geben. Die in den DMK-Muttergesellschaften Nordmilch eG und Humana Milchunion eG gebundenen 11.000 Milcherzeuger mit 6,7 Mrd. kg Milch haben kaum noch eine Chance, ihre Milch zukünftig einem anderen Molkereiunternehmen als dem DMK anzubieten.

Schon in den vergangenen Jahren zeigte sich die Marktmacht der Nordmilch AG deutlich: Ein Großteil der Mitglieder, die sich 2007 wegen unterdurchschnittlicher Bezahlung in Kündigung befanden, konnten keinen anderen Marktpartner finden.

Das auf dem Papier bestehende Mitbestimmungsrecht der Milcherzeuger im DMK ist Makulatur. Durch die komplette Auslagerung des operativen Geschäftes in ein als GmbH geführtes Milchverarbeitungsunternehmen reduziert sich ihr direktes Mitbestimmungsrecht auf ein Minimum. Die durch die Milchveredelung erzielten Wertschöpfungserlöse stehen nicht mehr direkt den Milcherzeugern zur Verfügung. Die Milcherzeuger bleiben weiterhin Restgeldempfänger, was bedeutet, dass sie auch zukünftig bei der Ablieferung der Milch nicht wissen, welchen Preis sie dafür bekommen.

Vor diesem Hintergrund müssen die Äußerungen der Milchindustrie und des Bauernverbands sehr kritisch gesehen werden, dass es keine eigenständige Marktorganisation der Erzeuger brauche, weil diese ja ohnehin in den genossenschaftlichen Molkereien gebündelt seien. „Die Nordmilch eG und die Humana Milchunion eG als unabhängig agierende Erzeugerorganisationen bezeichnen zu wollen, ist geradezu vermessen“, kritisiert BDM-Vorsitzender Romuald Schaber. „Als Muttergesellschaften des DMK werden diese die Rohmilch ihrer Mitglieder unabhängig von sich bietenden Marktmöglichkeiten immer dem DMK zufließen lassen.“

Die hohe Zustimmung der Genossenschaftsvertreter zu dieser Fusion hat einen schalen Beigeschmack: Die 200 abstimmungsberechtigten Vertreter der Humana Milchunion eG wurden erst wenige Tage vor der Abstimmung informiert. Die offiziellen Mitgliederversammlungen der Humana, zu denen alle 7.000 Mitglieder geladen wären, wurden aus „terminlichen Gründen“ verschoben. Sie finden offensichtlich erst statt, wenn die Fusion in trockenen Tüchern ist.

Nicht ganz zufällig dürfte die Nordmilch AG, die jahrelang vor allem mit unterdurchschnittlich niedrigen Milchpreisen das Milchpreisniveau in ganz Norddeutschland bestimmt hat, derzeit einen der höchsten Milchpreise in ganz Deutschland auszahlen. Hat sich die Braut für die Hochzeit hübsch gemacht? Die Milcherzeuger dürfen gespannt sein, wie sich die Milchpreise unter dem DMK künftig entwickeln werden. (bdm)
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