Vor kurzem haben die Molkereien höhere Preise beim Einzelhandel durchgesetzt, auch die
Verbraucherpreise sind Anfang der Woche gestiegen. Ist diese Entwicklung nun überraschend oder hat sie sich schon länger angekündigt? Viele Interpretationen sind im Umlauf, doch sollte eine Analyse vor allem Ursache und Wirkung beleuchten. Fakten dazu liefert Dr. Hans-Jürgen Seufferlein vom Verband der Milcherzeuger Bayern.
1. Situation am WeltmarktBei den Preisen für die auf dem Weltmarkt gehandelten Produkte Butter und Milchpulver hat es in den letzten Monaten zum Teil enorme Preissteigerungen gegeben. So stieg von Juli bis Oktober der Weltmarktpreis Butter von 1.925 US-$/Tonne auf 2.650 US-$/Tonne. Für Magermilchpulver erhöhte sich im gleichen Zeitraum der Preis von 2.030 US-$/Tonnen auf 2.750 US-$. Auch bei den große Beachtung findenden neuseeländischen Auktionen für Vollmilchpulver waren bei den drei letzten Terminen deutliche Preissprünge festzustellen: Vom Tiefstpreis im Juli mit ca. 1.800 NZ-$/Tonne sind die Preise auf mittlerweile fast 3.000 NZ-$/Tonne angestiegen.
2. Entwicklung des Rohstoffwertes MilchDer für den Monat Oktober 2009 vom ife Forschungszentrum in Kiel ermittelte Rohstoffwert Milch beträgt 26,2 Cent je kg. Der Rohstoffwert Milch gilt für eine Standardmilch bei 3,7Prozent Fett, 3,4Prozent Eiweiß, frei Rampe Molkerei, netto. Gegenüber dem Vormonat ist dies eine Steigung um 4,2 Cent je kg (+19Prozent). Im Vergleich zum Vorjahresmonat (23,6 ct) liegt der diesjährige Oktoberwert sogar um 2,6 Cent höher. Entscheidend ist aber die Entwicklung in diesem Jahr: Nach dem Tiefststand im März mit 18,1 Cent ist er kontinuierlich angestiegen, bereits von Juli auf August erfolgte dann der erst größere Sprung nach oben.
3. Entwicklung der ButterpreiseNach einem katastrophalen Absturz der Butterpreise im ersten Halbjahr 2009 ist seit Mitte des Jahres am Fettmarkt eine Trendwende zum Positiven eingetreten, die selbst Branchenkennern eine Analyse erschwert. Erstmals konnten im Juli für die Monate August und September die Abgabepreise erhöht werden, im September für den Monat Oktober um weitere 25 Prozent und jetzt aktuell für die kommenden drei Monate um weitere knapp 20 Prozent. In Zahlen ausgedrückt erhöhte sich der Verkaufspreis der Molkereien an den Lebensmitteleinzelhandel von 2,20 €/kg auf aktuell 3,60 €/kg (Abschluss beim führenden deutschen Discounter).
4. SpotmilchmarktDer Spotmilchpreis ist ein Indikator für den Marktverlauf. Auch in diesem Bereich wurden seit der 33. Kalenderwoche deutliche Bewegungen nach oben realisiert. Von damals etwa 23 Cent/kg Rohmilch sind die Preise auf heute immer noch gültige 30 Cent/kg und darüber gestiegen. Besonders auffällig ist die Steigerung am freien Fettmarkt, wo zuletzt für die Fetteinheit 4 Cent und zum Teil weit darüber bezahlt wurden. Die Folge wurde mit den deutlich verbesserten Butterkontrakten bereits beschrieben.
5. Milchpreise
Dass der Milchpreis flächendeckend immer noch viel zu niedrig ist, steht außer Frage. Aber die positive Entwicklung bereits in den letzten Monaten und natürlich der aktuelle Abschluss werden weitere Bewegungen nach oben zur Folge haben. Aktuelle Preisabschlüsse von Milcherzeugergemeinschaften von bis zu 28 Cent/kg (bei 4,2 Prozent Fett, 3,4 Prozent Eiweiß), netto, zeigen die Richtung für die nächsten Wochen auf.
Die AussichtenDie erfreuliche Entwicklung am
Milchmarkt in den letzten Monaten, die mit einem zügigeren Handeln seitens Politik und Kommission auf EU-Ebene schneller eingesetzt hätte, muss jetzt zu höheren Milchpreisen führen. Nach den positiven Abschlüssen für das weiße Segment mit Konsummilch, Quark, Sahne und auch für Butter gilt es jetzt vor allem für das Segment Käse nachzuziehen. Ungeachtet der Preissprünge in den letzten Monaten: Eine vorsichtig positive Milchpreisprognose kann auf jeden Fall gegeben werden.