«Wir dürfen uns nicht wehren, obwohl wir in einer existenzgefährdenden Krise sind», sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher
Milchviehhalter (BDM) mit Sitz im bayerischen Freising, Romuald Schaber, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Wir sind das schwächste Glied in der Kette.» Mit einem Boykott von Molkereien protestierten Bauern am Freitag vor allem in Frankreich gegen die niedrigen Milchpreise. Sie wollen eine Verdoppelung der
Erzeugerpreise und die Senkung der Produktion erzwingen. Der
BDM darf jedoch nach einem Urteil des Oberlandesgerichtes Düsseldorf nicht zum Boykott aufrufen.
Enttäuscht äußerte sich Schaber über die Ergebnisse der Sitzung des EU-Agrarrates. «Die Wut der Bauern ist groß, es wurde wieder alles abgeschmettert.» Kritik übte der BDM-Vorsitzende auch am Urteil der Düsseldorfer Richter. Sie hatten eine Beschwerde seines Verbandes gegen eine Abmahnung des Bundeskartellamts für den Boykottaufruf vom April 2008 zurückgewiesen. Er ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass sich sein Verband an das Verbot zum Boykottaufruf halten werde.
«Etwas anderes kommt für uns nicht infrage.» Jeder Landwirt müsse nun selbst entscheiden, wie er handelt. «Die Bauern wissen, wie ernst die Lage ist.»
Schaber selbst beteiligt sich an den privaten Boykottaktionen deutscher Milchbauern. «Heute Morgen hat der Tankwagen zum letzten Mal Milch geholt», sagte Schaber im dpa-Gespräch. «Das ist Ehrensache.» Er tue dies auch, um Solidarität vor allem zu den französischen Milchbauern zu zeigen. Auf seinem Bauernhof im Allgäu werden täglich rund 700 Liter Milch produziert.
Französische Verbände hatten ihre Mitglieder zu einem sofortigen, unbefristeten Lieferstopp aufgerufen. Bauern anderer Staaten wollten sich dem Boykott anschließen. Dem BDM gehören nach Schabers Angaben rund 30.000 und damit etwa ein Drittel der deutschen Milcherzeuger an. (dpa)