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16.10.2009 | 11:55 | Milchmarkt 

Milchstreik war die Voraussetzung für ersten Preisanstieg

Berlin / Hamm - „Den Aufwind am Milchmarkt, den die Verbände der Milchindustrie in gewohnter Einigkeit verkünden, haben die Milcherzeuger im EMB mit ihrem europäischen Milchstreik erreicht.

Milchstreik war die Voraussetzung für ersten Preisanstieg
Indem über 40.000 Milcherzeuger in Europa im September einen Teil ihrer Milch nicht an die Molkereien abgeliefert haben, haben sie verhindert, dass in der Zeit weitere Überschüsse entstanden sind. Das war bäuerliche Marktbereinigung, die trotz von einigen Molkereien angedrohter Repressalien durchgezogen worden ist“, stellt Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) fest.

„Aber die ersten Früchte dieser Marktbereinigung durch Bauernhand streicht sich bisher allein die Milchindustrie ein. Die Molkereien zahlen sich untereinander für die Milch der Bauern am Spotmarkt mittlerweile 30 Cent je Liter, aber speisen die Bauern weiterhin mit weniger als 25 Cent ab. Und der Deutsche Bauernverband übernimmt die Aufgabe, die Bauern zum Abwarten auf „zwei bis drei Monate“ zu vertrösten. Gleichzeitig setzt er alles in Bewegung, um die notwendige Abschaffung der Saldierung zu verhindern und unterläuft damit das notwendige Ansteigen der Erzeugerpreise“, warnt der AbL-Vorsitzende.

„Es wird höchste Zeit, dass die Milchbauern sich eine eigene Marktmacht aufbauen, die dafür sorgt, dass sie die Früchte ihrer Arbeit unmittelbar und selbst ernten. An der Bündelung der Milch auf der Stufe der Milcherzeuger und unabhängig von der Milchindustrie führt kein Weg mehr vorbei“, so Graefe zu Baringdorf.

Die Behauptung der Milchindustrie, dass die Preissteigerungen in Europa auf den steigenden Preisen am Weltmarkt zurückzuführen seien, hält die AbL für irreführend: „Es war die EU, die mit ihrer Überproduktion und mit ihren subventionierten Exporten die Preise auf dem Weltmarkt massiv nach unten gedrückt hat. Nicht die Welt überschüttet die EU mitMilch, sondern umgekehrt. Nicht die Welt dumpt Milchprodukte mit Subventionen auf den EU-Markt, sondern umgekehrt. Wenn die Weltmarktpreise jetzt steigen können, dann hat das damit zu tun, dass nach dem Milchstreik weniger Milch am EU-Markt ist und weniger Dumpingprodukte ausgeführt werden können“, erläutert der AbL-Vorsitzende.

Anders als der Milchindustrie-Verband behauptet, habe es kein „zurückhaltendes Eingreifen der Politik“ gegeben. „Die Politik hat sich nicht etwa zurückgehalten, sondern sie hat alle Hebel auf Überproduktion gestellt. Sie hat innerhalb von zwei Jahren faktisch fast 5 % mehr Quoten ausgegeben; sie hat mehr Fördermittel für größere Ställe bereitgestellt, und all das, obwohl die Nachfrage bereits zurückging. Die Politik hat die Überschüsse produzieren lassen mit dem Ziel, den Milchpreis nach dem von den Bauern erkämpften Preishoch 2007 wieder nach unten zu drücken. Das ist nicht Zurückhaltung, sondern brutale falsche Politik. Die Milchindustrie will, dass an dieser Politik nichts geändert wird. Die Entscheidung steht an: Mengen- und Preisregelung weiter gegen oder endlich auch für die Milcherzeuger. Aus der Interessenslage der Bäuerinnen und Bauern muss jetzt die Frage geklärt werden: Wem gehört die Milch?“, fordert Graefe zu Baringdorf. (AbL)
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