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17.10.2007 | 18:30

Milchbauern fordern vor dem Reichstag «faire Preise»

Berlin - Die Milchbauern haben mit einer Aktion vor dem Reichstag in Berlin für «faire» Milchpreise geworben.

Milchkanne
(c) proplanta
Die Preise müssten für Bauern kostendeckend und für Verbraucher bezahlbar sein, sagte der Vorsitzende des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter, Romuald Schaber, am Mittwoch. Mit 16 Kunstkühen namens «Faironika» warben die Milchbauern für Verständnis bei Verbrauchern. Um die Kosten zu decken, seien mindestens 40 Cent pro Liter nötig. Dieses Niveau wird aus Sicht des Deutschen Bauernverbands im Dezember oder Januar erreicht. Derzeit sind es knapp 36 Cent im Durchschnitt. Die Stimmung in der Landwirtschaft hat angesichts gestiegener Erzeugerpreise bei Milch und Getreide ein Rekordniveau erreicht.

Das Konjunkturbarometer des Deutschen Bauernverbands (DBV)kletterte im September auf den höchsten Stand seit 2000, teilte DBV-Generalsekretär Helmut Born mit. «Die Umsätze steigen, die
Investitionen ziehen an, und auch der Beschäftigungsstand steigt.»
Dagegen gerieten die Schweinehalter wegen sinkender Erzeugerpreise und hoher Futterkosten zunehmend in Not. Bei den Ferkelerzeugern sehe es «desaströs» aus. Wertvolle Zuchtbestände seien in Gefahr. In der Konjunkturumfrage beurteilen nur 26 Prozent der Schweine- und Geflügelhalter ihre Lage als sehr gut bis gut, während es bei den Milchbauern fast 40 Prozent sind.

Die Kuh-Aktion des European Milk Board sollte in 13 europäischen Ländern stattfinden. «Die Milchbauern brauchen nach 25 Jahren Unterdeckung faire und kostendeckende Preise», sagte Bundesagrarminister Horst Seehofer der dpa. Der Bauernverband sieht am Rohstoffmarkt bereits ein Ende des Aufwärtstrends der Milchpreise. Die Notierungen für Magermilchpulver und Butter seien seit etwa einem Monat nicht mehr gestiegen, sagte Born. Für Milchprodukte wie Käse oder Quark rechne er aber weiter mit einem festen Trend bis ins nächste Jahr. Die Verbraucherpreise für Butter waren im Sommer um bis zu 50 Prozent gestiegen.

Der Bauernverband forderte von Seehofer eine klare Aussage zum Ende der europaweiten Milchquote, die 2015 auslaufen soll. «Genau dieses Signal ist gerade aus der bundesdeutschen Politik nicht so gekommen, wie wir es gerne gehabt hätten», sagte Born. Seehofer macht die Zustimmung von einem Konzept der EU-Kommission für Milchbauern abhängig. «Ich gebe nicht auf einem europäischen Altar die Milchquote auf, ohne zu wissen wie es weiter geht», sagte er der dpa. Die Produktionsbeschränkung wurde 1984 eingeführt und sollte Milchseen verhindern, die es inzwischen nicht mehr gibt. Einige EU-Länder fordern eine Quotenerhöhung. Dies lehnt Deutschland derzeit ab. (dpa)
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