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22.09.2009 | 16:01 | Milchmarkt 

Geballte Proteste - Milchlieferstopp in Europa heute eine neue Dimension erreicht

Hamm - Ein intensiver Tag.

Milchlieferstopp Europa
(c) proplanta
Angefangen mit einer sehr starken Aktion in Brüssel vor der Europäischen Kommission über zahlreiche Molkereiblockaden in Frankreich und in der Schweiz, weiter zu brennenden Strohfeuern mit anschließenden Milchlöschaktionen in ganz Deutschland, hin zu einer großen Traktorendemo in Österreich vor dem Landwirtschaftsministerium mit Straßenblockaden, bis zu millionengroßen Milchausschüttungen in den Niederlanden und Belgien und letztlich bis zum Auftakt zu den großen Grenzblockaden in Italien, die Dienstag ihren Höhepunkt erreichen werden. Der gestrige Tag hat deutlich gezeigt, wie stark die europäischen Milcherzeuger sich organisieren und ihr Anliegen vor die Augen der Öffentlichkeit bringen können.

Brüssel: Übergabe der EMB-Forderungen an Stellvertreter von EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. Aussage des Stellvertreters: "Barroso ist Ernst der Lage bewusst. Will Einfluss auf Fischer-Boel ausüben, damit Krise überwunden wird"

Frankreich: Europaweiter Aktionstag: In südwestlichen Region sind die drei vorhandenen Molkereien blockiert worden, mit Unterstützung von Gemüsebauern, die auch mit niedrigen Preisen zu kämpfen haben. Landesweite Blockaden aller Molkereien und Milchlastwagen gestartet. Außerdem laufen zusätzlich regionale Aktionen.  Am Montag hat sich Polen der deutsch-französischen Inititive angeschlossen, die eine Neuregelung des Milchsektors fordert, um den Abbau der Milchquote abzufangen. Im Elsass (und westlich vom Elsass) haben sich Bauern heute dem Milchlieferstopp angeschlossen.

Schweiz: Europaweiter Aktionstag: Bis zu 150 Milchbauern haben am Montag Morgen mit ihren Traktoren die Zugänge zur Milchverarbeitungsfirma ELSA, die größte Molkerei in der Schweiz, in Estavayer-le-Lac FR blockiert. Von 8 bis 12 Uhr. In der Deutsch-Schweiz laufen Aktionen. Rund um den Bodensee wurden Montag abend Feuer entfacht. Länderübergreifend (mit Deutschland).


Streikbeteiligung wächst 500 Milchbauern sind im Milchlieferstopp.

Deutschland: Europaweiter Aktionstag: Überall in Deutschland Strohfeuer entzündet und mit Milch gelöscht. Beispiele: Mit 50.000 Litern Milch haben 15 Milchbauern aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen heute bei Ehekirchen ein Strohfeuer gelöscht. Mit der Aktion taten sie es Kollegen aus dem gesamten Bundesgebiet gleich und protestierten gegen die niedrigen Milchpreise. Slogan: „Stroh brennt, Politik pennt“. Rund 140 Bauern aus dem Bergischen Land haben sich am Montag mit ihren Treckern auf den Weg nach Düsseldorf vor die Staatskanzlei gemacht und den Straßenverkehr blockiert. Streikbeteiligung konstant bei 20.000 Milcherzeugern.

Österreich: Europaweiter Aktionstag: 70 Traktoren und hundert Bauern waren vor dem Landwirtschaftsministerium in Klagenfurth und haben Verkehr blockiert. Außerdem: Der Milchlieferstopp macht sich am Markt bemerkbar. Auf dem Spotmarkt werden derzeit 37 Cent gezahlt. Die Bauern bekommen noch 23 Cent.

Niederlande: Europaweiter Aktionstag: In Winterswijk haben 50 bis 70 Traktoren  Milch eingesammelt und mussten mehrmals fahren, um die viele Milch einzusammeln und mit dem Güllefass auszubringen, gemeinsam mit deutschen Kollegen.

Luxemburg: Zugeständnisse von Premierminister Juncker in Richtung EMB-Forderungen. Am Donnerstag sind konkrete Ergebnisse bekannt. Bis dahin organisieren Bauern Streikcafes und informieren Bauern. Streikbereitschaft bleibt konstant

Belgien: Europaweiter Aktionstag: 4 Mio. Liter Milch mit Güllefass ausbringen und Brüsselaktion siehe oben.

Italien: Europaweiter Aktionstag: In der Nacht von Montag auf Dienstag Beginn der Blockade verschiedener Grenzübergänge zusammen mit Österreichern, Deutschen, Franzosen. Dienstag treffen mit Landwirtschaftsminister und Milcherzeugern der APL in Mailand. (EMB)
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