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24.04.2008 | 01:44 | Milchpreis 

Sichere Versorgung mit Nahrungsmittel braucht eine faire Partnerschaft

Stuttgart - Mit einer Großkundgebung hat der baden-württembergische Landesbauernverband am Mittwoch auf dem Stuttgarter Schlossplatz auf die schwierige Situation vieler Landwirte durch die drastisch gesenkten Milchpreise und die wirtschaftliche Situation der Tierhalter durch die geringen Fleischpreise aufmerksam gemacht.

Peter Hauk
Peter Hauk (c) proplanta
Auf der Kundgebung sprach auch der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL: "Eine sichere Versorgung mit Nahrungsmittel braucht eine faire Partnerschaft zwischen Landwirtschaft, Handel und Verbraucher. Von niedrigen Preisen profitiert auf Dauer niemand, auch nicht die Verbraucher. Sie wollen Qualität und die ist mit "billig" nicht zu machen.

Es ist dringend notwendig den "Wert" von Nahrungsmitteln neu zu definieren. Diese Diskussion dürfen wir nicht nur regional führen, sondern müssen die dramatischen Entwicklungen auf den weltweiten Agrarmärkten berücksichtigen. So wie die Landwirtschaft in Europa auskömmliche Preise braucht, gilt dies auch für die Landwirtschaft in der 3. Welt. Ich bin der Überzeugung, dass ein Markt mit vernünftigen Spielregeln die beste Möglichkeit ist, Nachfrage und Angebot aufeinander abzustimmen und eine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen."

Hauk kritisierte in diesem Zusammenhang die Milchpreise. Wenn alle großen Discounter zeitgleich den Milchpreis auf ein einheitliches Niveau senken, könne dies kein Zufall sein. Diese Marktmacht sei eindeutig zum Nachteil der Landwirte wie auch der Verbraucher.

"Die weltweit steigende Nachfrage nach Lebensmitteln muss durch eine steigende Nahrungsmittelproduktion gedeckt werden. Überall muss "Masse und Klasse" produziert werden. Wenn die Gesellschaft darüber immer höhere Qualität fordert, kann das nicht zum Nulltarif erfolgen, insbesondere bei deutlich steigenden Produktionskosten. Dabei müssen wir auch die globalen Auswirkungen beachten. Durch unsere Wirtschafts- und Handelspolitik muss international für Produzenten und Konsumenten die Chance bestehen, ihr Wohlstandsniveau zu entwickeln und die Unterschiede abzubauen. Wir brauchen den Markt, der langfristig Impulse für den Wettbewerb, für Angebot und Nachfrage setzt. Aber mit der gleichen Deutlichkeit sage ich auch: "wir brauchen, global betrachtet, die gleichen Spielregeln. Das gilt für soziale, wie für ökologische Standards", ergänzte Hauk.

Zur aktuellen Diskussion um die Nutzung der Bioenergie bezog Hauk ebenfalls Stellung. Diese seien ein Beitrag, die globale Energie- und Klimakrise zu meistern, allerdings könne dies nicht die alleinige Lösung sein. Weltweit gesehen erzeuge dies derzeit nur wenig Konkurrenz zur Nahrungsmittelversorgung. Der Ausbau sollte trotz der aktuellen Diskussion weiter geführt werden. Dabei müssten Fehlentwicklungen korrigiert und konsequent auf Wirtschaftlichkeit, Effizienz und ökologische wie soziale Nachhaltigkeit geachtet werden. (PD)


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