"Heimische Biomasse, aus der Wärme und Strom gewonnen wird, war in der Gaskrise der letzten Tage für Haushalte und Industriebetriebe eine enorm wichtige Stütze. Sie bringt nämlich Sicherheit in diesen kritischen Tagen. Die vollmundigen Ankündigungen der Gas-Lobby über die Sicherheit der Versorgungspartner hingegen haben sich in peinliches Schweigen aufgelöst. In den kalten Tagen wird in Österreich die
Biomasse so optimal genutzt, dass damit mehr als 1 Mio. Kubikmeter Erdgas in der Stunde ersetzt werden. Ohne den Biomasseausbau der vergangenen Jahre hätten wir in der aktuellen Situation ein ähnliches Desaster wie andere Länder erlebt", stellte heute Hermann Schultes, Vorsitzender des Energieausschusses der
Landwirtschaftskammer Österreich und Präsident der LK Niederösterreich, zur aktuellen Gaskrise fest.
3,5 Mrd. Kubikmeter Erdgas ersetzt
"Wenn wir den gesamten Biomasseeinsatz zur Wärme- und Stromerzeugung zusammenrechnen, haben wir im Jahr 2008 durch Bioenergie den Gegenwert von ca. 3,5 Mrd. Kubikmetern Erdgas ersetzt. Der Großteil davon kommt im Winterhalbjahr, in den kältesten Monaten mit dem größten Energiebedarf, zum Einsatz. Das bedeutet, dass unsere Biomasseanlagen in der Krise einen sehr wesentlichen Beitrag zur Aufrechterhaltung der
Energieversorgung geleistet haben. In Spitzenlastzeiten ersetzen die Bioenergieanlagen mehr als 1 Mio. Kubikmeter Gasbedarf pro Stunde", rechnete Schultes vor.
"Die Gasversorger bringen aus eigenen Quellen und allen für Österreich nutzbaren Speichern nicht mehr als rund 1,8 Mio. Kubikmeter Erdgas pro Stunde ins Netz. Die Biomassenutzung stärkt die regionale Energieaufbringung und entlastet das Netz, weil sie dann bei uns verfügbar ist, wenn die Energie gebraucht wird. Ohne den Biomasseausbau der letzten Jahre hätten wir in der aktuellen Situation ein Desaster erlebt", gab der Vorsitzende zu bedenken.
Biomasse macht Österreich sicherer
"Gegen teilweise heftigen Widerstand der Fossil-Lobby wurde von der Landwirtschaftskammer gemeinsam mit dem Lebensministerium und den Landesregierungen ein langfristig erfolgreicher Weg zum Ausbau der Bioenergie in Österreich beschritten. Mehr als 1.000 Biomasse-Nahwärmeanlagen sind über ganz Österreich verstreut im Winter in Vollbetrieb und können über Nahwärmenetze komplett unabhängig von der Gasversorgung mit einer Gesamtnennlast von ca. 1.100 MW mehr als 100.000 Haushalte verlässlich mit Wärme versorgen", erläuterte Schultes.
Aber nicht nur Biomasseheizwerke, sondern auch Einzelanlagen aller Größenklassen spielen in Österreich eine wichtige Rolle. In Summe wurden seit Beginn der 80er-Jahre mehr als 100.000 automatische Biomassefeuerungsanlagen in Form von Rinden-, Hackgut- und Pelletskesseln installiert, die insgesamt eine Nennlast von mehr als 6.000 MW einbringen. Neben den automatischen Holzkesseln gibt es auch noch unzählige von Hand befeuerte Scheitholzöfen und -kessel, die zur Wärmeversorgung beitragen. So gibt es unter anderem mehr als 450.000 betriebsbereite Kachelöfen mit einer Gesamtnennlast von über 2.000 MW, die entweder als Hauptheizungssystem oder als zweites krisensicheres Heizungssystem neben einer Zentralheizungsanlage eingesetzt werden können.
Ökostrom hat Vorteile
Neben mehr als 680.000 Haushalten, die vorwiegend mit Holz beheizt werden, gibt es auch noch eine Vielzahl von öffentlichen Gebäuden sowie Gewerbe- und Industriebetrieben, die mit Biomasse beheizt werden. "Zusätzlich zur gewaltigen Wärmekapazität unserer Biomasse-Heizanlagen haben wir in den vergangenen Jahren im Ökostrombereich auch eine elektrische Leistung von mehr als 400 MW aufgebaut, die mit fester, flüssiger oder gasförmiger Biomasse betrieben wird", erklärte Schultes.
"Der große Vorteil der Biomasse-Ökostromanlagen ist, dass die Produktion der Anlagen bedarfsbezogen optimiert werden kann. Während bei Wasser- und Windkraft die unvorhersehbaren Kräfte der Natur das Produktionsmaximum bestimmen, kann die Biomasse nach Bedarf hochgefahren werden und ist damit ein absolut verlässlicher Partner in Krisensituationen. Im Jahr 2008 wurden ca. 2.400 GWh
Ökostrom aus Biomasse in das Stromnetz eingespeist. Das entspricht in etwa dem Jahresbedarf von 700.000 Haushalten", stellte Schultes fest. (aiz)