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04.12.2016 | 09:05 | Artenschutzkonferenz 

Artensterben bringt auch Bienen in Gefahr

Cancún - Eine Biene wirkt Wunder. Aber ohne die Blütenbestäuber kann die ganze Nahrungskette der Menschen aus den Fugen geraten.

Bestäubungsleistung
Der Artenschwund weltweit ist dramatisch - und oft vom Menschen verursacht. Der UN-Artenschutzgipfel sucht Rezepte für eine Trendwende. Umweltschützer fordern weniger Pestizide und Gentechnik. (c) proplanta
75 Prozent der Nahrungspflanzen und 90 Prozent der wildwachsenden Blütenpflanzen werden nach Auskunft des Weltrats für Biodiversität von Tieren bestäubt. In einigen Regionen seien jedoch mehr als 40 Prozent der Bienen- oder Schmetterlingsarten gefährdet.

«Bestäubung ist unverzichtbar für das Funktionieren von Ökosystemen und zur Produktion von Lebensmitteln in allen Erdteilen», sagt Günter Mitlacher von der Umweltstiftung WWF. Doch die Bienenzahl verringere sich vielerorts dramatisch, gerade durch den Pestizideinsatz. Daher will Mitlacher beim UN-Artenschutzgipfel im mexikanischen Cancún unter anderem für einen globalen Bienen-Schutzplan kämpfen. Dort geht es aber um viel mehr.

Warum sind so viele Arten in Gefahr?

Der Klimawandel, Umweltzerstörungen, auch die industrielle Fischerei und Landwirtschaft bringen viele Veränderungen mit sich. Auf den riesigen Sojaplantagen zum Beispiel in Brasilien ist praktisch kein Vogel zu hören, die Böden werden durch den intensiven Einsatz von Pestiziden und Wachstumsbeschleunigern zerstört. Umstritten ist auch der Einsatz von Gen-Saatgut.

Wie ernst ist die Lage?

Es gibt zahlreiche Aspekte: Laut aktuellem Living Planet Report sind in den vergangenen 40 Jahren allein die Bestände der Wirbeltiere um 60 Prozent geschrumpft. Die Menschheit verbraucht demnach pro Jahr nicht die Ressourcen einer Erde, sondern rechnerisch von 1,6 Erden. «Aktuelle Daten zeigen, dass allein in 30 europäischen Ländern schon über 1.060 Pflanzen lokal ausgestorben sind», sagt Marten Winter vom Deutschen Zentrum für Biodiversitätsforschung. 

Worum geht es bei der UN-Artenschutzkonferenz?

Sie findet alle zwei Jahre statt. Grundlage ist die 1992 in Rio de Janeiro beschlossenen Artenschutzkonvention (Convention on Biological Diversity/CBD). Mit Bezug darauf haben die UN-Mitgliedsstaaten 2010 im japanischen Aichi weitreichende Biodiversitätsziele bis zum Jahr 2020 aufgestellt.

Unter anderem einigten sich die Mitgliedsstaaten auf den Schutz von 17 Prozent der Land- und 10 Prozent der Meeresflächen, um den Verlust der Artenvielfalt zu stoppen. An der Umsetzung der Ziele wollen die Staaten in Cancún weiterarbeiten. Wie der Klimawandel ist das Thema eine riesige globale Herausforderung.

Was ist bisher schon erreicht worden?

Bei der letzten Artenschutzkonferenz im südkoreanischen Pyeongchang beschlossen die EU-Mitglieder und andere Staaten eine Verdopplung der Finanzierung für den Arten- und Umweltschutz in Entwicklungs- und Schwellenländern. Die Mittel von nunmehr acht Milliarden Euro sollen bis 2020 auf mindestens demselben Niveau gehalten werden.

Fortschritte gab es zudem bereits beim Meeresschutz - die EU zum Beispiel versucht über ihre Fangquoten bestimmte Fischarten zu schützen. Die Teilnehmer einigten sich, über 150 «ökologisch oder biologisch bedeutsame Meeresgebiete» weltweit anzuerkennen.

Wie ist der Ablauf des 13. UN-Artenschutzgipfels?

Von Freitag bis Samstag treffen sich zunächst die Umweltminister der rund 200 Mitgliedsstaaten. Sie wollen darüber beraten, wie sie die biologische Vielfalt in der Fort- und Landwirtschaft, Fischerei und im Tourismus erhalten können.

Die Minister wollen eine «Cancún-Erklärung» erarbeiten, um Artenschutz im Regierungshandeln stärker zu verankern. Auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks nimmt teil. Am Sonntag beginnt die eigentliche Konferenz, die am 17. Dezember endet.

Hendricks ist sehr besorgt: «Fortschritte im Schneckentempo sind bei diesem Thema keine Option», betont sie. Sie unterstreicht die Bedeutung, auch Subventionen gerade in der Landwirtschaft anders einzusetzen, zum Beispiel können Landwirte für besondere Leistungen im Naturschutz oder umweltverträgliches Arbeiten mit Sonderanreizen belohnt werden.
dpa
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