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21.11.2015 | 06:33 | Regenwald 
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Mehr Bäume im Amazonasgebiet bedroht als gedacht

Brasilia - Im Amazonasgebiet ist nach Forscherangaben wahrscheinlich die Hälfte aller Baumarten bedroht. Damit könnte die Zahl der weltweit gefährdeten Pflanzenarten um mehr als ein Fünftel steigen.

Amazonasregenwald
Rund 150 Forscher haben eine Bestandsaufnahme der Amazonasbäume erstellt. Ergebnis: Die Hälfte könnte als bedroht auf der Roten Liste landen. (c) proplanta
Die Analyse des internationalen Teams um Hans ter Steege vom Naturalis Biodiversity Center in Leiden (Niederlande) wird im Fachjournal «Science Advances» vorgestellt.

Die 158 Forscher aus 21 Ländern beziehen sich in der Studie auf Daten aus mehr als 1.500 verschiedenen Bestandsaufnahmen des Amazonaswaldes. Damit bestimmten sie, wie sich die Abholzung seit dem Jahr 1900 auf die Bestände von fast 15.000 Baumarten ausgewirkt hat. Außerdem schätzten ter Steege und seine Kollegen den weiteren Rückgang der Baumbestände bis ins Jahr 2050 ab.

Ihre Ergebnisse verglichen sie mit den Kriterien der Weltnaturschutzunion IUCN für die Rote Liste bedrohter Arten. Demnach können wahrscheinlich 36 bis 57 Prozent aller Baumarten im Amazonasgebiet als weltweit bedroht gelten. Darunter seien symbolträchtige Urwaldriesen wie die bis zu 50 Meter hohen Paranussbäume, aber auch wichtige wildwachsende Nahrungspflanzen wie beispielsweise Kakao.

Die Forscher weisen darauf hin, dass die nun vorliegenden Ergebnisse nicht ausreichen, um eine vollständige Rote Liste der Amazonasbäume zu erstellen. Dazu müsste jede einzelne Baumart von der IUCN geprüft werden. Ihre Ergebnisse unterstrichen allerdings deutlich das Ausmaß und die Dringlichkeit dieser Aufgabe.

Die Studienergebnisse sollten jedoch unbedingt in die Landnutzungspolitik und Naturschutzplanung Amazoniens einbezogen werden, betonen ter Steege und seine Kollegen. Das gilt insbesondere, da Schutzgebiete und indigene Territorien den am meisten bedrohten Bäumen Schutz bieten könnten, sofern es in diesen Gebieten zu keiner weiteren Abholzung kommt, so die Wissenschaftler.

Oft werden selbst in Naturschutzgebieten Bäume illegal gefällt. Die Hintermänner haben laut Greenpeace meist wenig zu befürchten. Dennoch bringen diese Gebiete nach Angaben der Forscher viel für die Natur.

Mehr als die Hälfte des Amazonasbeckens liegt nach ihren Angaben mittlerweile in Schutzgebieten, und erhebliche Bestände der meistbedrohten Arten wachsen dort. «Das sind gute Nachrichten aus dem Amazonasgebiet, wie man sie viel zu selten hört», so ter Steege. «In den letzten Jahrzehnten haben die Länder Amazoniens große Fortschritte gemacht im Bereich der Schutzgebiete und indigenen Völker. Unsere Studie zeigt, dass das der Artenvielfalt sehr nützt.»

Die Walddecke Brasiliens nimmt seit vielen Jahrzehnten immer weiter ab. Doch es gibt nur wenig Information darüber, wie sehr einzelne Baumarten betroffen sind. «Wir sagen nicht, dass die Lage in Amazonien sich plötzlich verschlechtert hat», erklärt Mitautor Nigel Pitman vom Field Museum in Chicago, USA.

«Wir liefern vielmehr eine neue Abschätzung darüber, wie Baumarten von der vergangenen und auch der zukünftigen Abholzung betroffen sind und sein werden.» Dammbauten und Bergbau ebenso wie Brände und Trockenheiten stellen eine große Bedrohung für die Regenwälder Amazoniens dar, betonen die Forscher.

Da in allen tropischen Waldgebieten ähnliche Bedingungen und Probleme bestehen, ließen sich die Ergebnisse vermutlich auf die ganzen Tropen übertragen. Demnach könnten weltweit bis zu 40.000 tropische Baumarten bedroht sein.

Etwa ein Drittel der Landoberfläche der Erde ist von Wäldern bedeckt. Jedes Jahr verschwinden 13 Millionen Hektar Wald - das entspricht in etwa der Fläche Griechenlands. Dieser Waldverlust spielt sich nahezu ausschließlich in den Tropen ab. Der Amazonas-Regenwald wird beispielsweise in Sojaplantagen und Rinderweiden umgewandelt, das Holz häufig exportiert.

Besonders erschreckend ist die Zerstörung aktuell in Indonesien, wo infolge illegaler Brandrodungen für Palmölplantagen dieses Jahr schon etwa 17.000 Quadratkilometer Regenwald abgebrannt sind. Das Klima, die Artenvielfalt ebenso wie die Lebensgrundlage zahlreicher Menschen sind dadurch in Gefahr.
dpa
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agricola pro agricolas schrieb am 21.11.2015 09:11 Uhrzustimmen(120) widersprechen(132)
Hochverehrte Damen u. insbesondere die Herrenriege Hofreiter, Meyer, Habeck ..., wir Bauern können weit mehr, als Sie uns derzeit "vertrauensvoll" agrar- u. sozialpolitisch zugestehen wollen, wenn man uns denn entsprechend unterstützen würde u. vor allen Dingen auch umsetzen ließe...!!!
agricola pro agricolas schrieb am 21.11.2015 09:05 Uhrzustimmen(84) widersprechen(101)
Diese Palmöl-, Soja- und Maisplantagen in illegalen Brandrodungen entstehen großteils deshalb, weil wir hier in unseren dekadenten westlichen Wohlstandswelten uns „legitimiert(?)“ sehen, mehr als 1/3 unserer Nahrungsmittel wegwerfen zu dürfen!!!(?) Alternativen für dieses Drittel im NON-FOOD-BEREICH sind bei uns bislang nahezu chancenlos, obgleich hier entsprechendes Potential zuhauf bestünde. Die monetäre Gier unserer Nahrungsmittellobby prägt hier in Ausschließlichkeit nahezu selbiges tragisch schicksalhafte „Einbahnstraßen-Wegenetz“ nicht wenig daran beteiligter Protagonisten. // Ist unsere Gesellschaft nicht erheblich verlogen, wenn wir -in einziger Zielsetzung, UNSERE Nahrungsmittelproduktion auf Tiefstpreisniveau stabil halten zu wollen- ausbeutende Billig-Importe aus anderen Ländern tätigen müssen, im Gegenzug aber in einer überheblich arroganten, fatalerweise insbesondere ignoranten Dekadenz die täglich sättigende Häppchen-Vielfalt, die wir HIER unter der Nase genussvoll verschwinden lassen, durch die gnadenlos überbordende Auflagenvielfalt, ergänzend vollkommen aufgebläht in einem gigantischen Bürokratiewahn zu Lasten der NOCH WILLIGEN deutschen/europäischen BAUERN gnadenlos „durchgeboxt“ wird, ohne Rücksicht auf jeglichen Kollateralschaden in eben selbigen Bauernreihen!!!? Gerade und im Besonderen auch unseren GRÜNEN muss man den Spiegel dieser Wahrheiten vorhalten dürfen, nehmen sie in ihrer aktuellen oberlehrerhaften Regelungswut keine für den Bauernstand richtungsweisend akzeptable, agrar- und insbesondere auch sozialpolitisch deutsche/europäische weitreichend vorzeigbare Vor(Hof)reiterrolle ein. Es sollte jenen, in vielen Gesellschaftsschichten durchaus hofierten, grünen Politik-Hoffnungsträgern vielleicht nicht entgangen sein, wie sehr nicht wenige hiesige Bauern auch unter den in obigem Artikel aufgezeigten sozialen Problemen u. erheblichen mitmenschlichen Missständen durchaus leiden, wenn sie dieselben erst einmal in ihrem ganzen Ausmaß erkannt u. erfasst haben. - Aber das kleinste, zwar durchaus unverzichtbare Stellschräubchen „BAUER“ im Nahrungsmittelhochleistungs-Präzisionsgetriebe ist eben keineswegs bei uns „systemrelevant“. WARUM nur, will man daran ALLSEITS im realen Leben auch so gar nichts verändern, obgleich eine Bereitschaft der deutschen/europäischen Bauern stetig mehr als offensichtlich bereits allerorten aufgezeigt wird!!??
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