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22.06.2009 | 14:48 | Naturschutz 

Projekt Vorpommersche Waldlandschaft als Gewinner im Bundeswettbewerb IDEE.NATUR ausgezeichnet

Schwerin - Auf einer Festveranstaltung in Bonn werden morgen, Dienstag, 23. Juni 2009, die fünf Gewinner des Bundeswettbewerbs "IDEE. NATUR – Zukunftspreis Naturschutz" ausgezeichnet.

Vorpommersche Waldlandschaft
(c) proplanta
Dazu gehört auch das Projekt "Im Reich von Aquila pomarina – Die Nordvorpommersche Waldlandschaft". Die Überreichung der Urkunden und der Förderbescheide in Millionenhöhe werden vorgenommen durch die  Parlamentarischen Staatssekretärinnen Astrid Klug aus dem Bundesumweltministerium und Ursula Heinen-Esser  aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium sowie der Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz Prof. Dr. Beate Jessel.

"Der Wettbewerb war darauf ausgerichtet, zukunftsweisende Konzepte für Naturschutzgroßprojekte in Deutschland zu entwickeln. Dabei sollte erstmalig großflächiger Naturschutz mit beispielhaften Maßnahmen zur ländlichen und regionalen Entwicklung verknüpft werden. Die heutige Auszeichnung zeigt, dass dies den Projektentwicklern im Landkreis Nordvorpommern hervorragend gelungen ist. Darauf können die Region und das ganze Land stolz sein", erklärte der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Dr. Till Backhaus.

Ziel des Projektes "Im Reich von Aquila pomarina – Die Nordvorpommersche Waldlandschaft" ist es, in den nächsten 12 Jahren die Region so zu entwickeln, dass die herausragende Naturausstattung geschützt und gleichzeitig genutzt wird, um den Menschen eine wirtschaftliche und soziale Zukunft zu ermöglichen. Die Vision lautet: "Dem Schreiadler und uns eine Zukunft". Auf der Basis eines regionalen Entwicklungsplanes sollen unter anderem die ländliche Infrastruktur ausgebaut, ein sanfter und naturverträglicher Tourismus sowie eine regionale Wertschöpfungskette aufgebaut werden.

Minister Backhaus: "Das Herausragende an diesem Projekt ist die Verbindung zwischen dem Schutz der Natur einerseits und ihrer Nutzung zur Schaffung bzw. Sicherung menschlicher Erwerbsgrundlagen andererseits. Dies hat es in dieser Komplexität in Mecklenburg-Vorpommern noch nicht gegeben."

Für die Umsetzung dieses Projektes von gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung werden bis zum Jahr 2021 insgesamt 11,5 Millionen Euro an Fördermitteln bereitgestellt – rund 8,8 Millionen Euro kommen vom Bund, rund 2,7 Millionen stellen das Land und der Landkreis zur Verfügung.   

   
Hintergrund:

Die "Nordvorpommersche Waldlandschaft" liegt im Binnenland des Landkreises Nordvorpommern. Sie wird von 20 selbständigen, zumeist kleineren ländlichen Gemeinden zwischen den Städten Ribnitz-Damgarten, Grimmen und Stralsund gebildet. Auf 524 Quadratkilometern leben hier 21.000 Menschen, weniger als 40 Einwohner je Quadratkilometer (Bundesdurchschnitt: 231 EW/km2). Die Wirtschaftsstruktur ist bestimmt von land- und forstwirtschaftlicher Nutzung. Das Kerngebiet der "Nordvorpommerschen Waldlandschaft" wird vom gleichnamigen EU-Vogelschutzgebiet mit einer Größe von 15.503 Hektar gebildet.

Das Projektgebiet verfügt über eine weitgehend intakte, naturnahe, unzerschnittene und abwechslungsreiche Landschaft und einen hohen Naturreichtum. Charakteristisch sind artenreiche Laub- und Mischwälder, die von weiträumigen Feldern umgeben sind sowie eine Vielzahl an Lebensräumen, Biotopen und Habitaten mit seltenen Tier- und Pflanzenarten. Der Schreiadler (Aquila pomarina), dessen Bestand stark gefährdet und dessen Erhalt für die Bundesrepublik Deutschland von zentraler Bedeutung ist, brütet im Projektgebiet in verhältnismäßig hoher Zahl. Die Kulturlandschaft ist geprägt durch eine Vielzahl historischer Gutshäuser mit Parks und Alleen.

Andererseits ist dieser strukturschwache ländliche Raum von hoher Arbeitslosigkeit und zunehmender Abwanderung geprägt. Auch wegen einer weitgehend fehlenden Infrastruktur ist die Region touristisch bisher wenig erschlossen.

Der Bundeswettbewerb "IDEE.NATUR – Naturschutzgroßprojekte und ländliche Entwicklung" war im Jahr 2007 durch Bundesumweltminister Sigmar Gabriel, den damaligen Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer gemeinsam mit dem damaligen Präsidenten des Bundesamtes für Naturschutz Hartmut Vogtmann gestartet worden. Naturschutzverbände, Stiftungen, Landkreise, Zweckverbände und andere regionale Interessengruppen oder Partnerschaften waren aufgerufen, neue Konzepte für Naturschutzgroßprojekte zu erarbeiten, die zugleich den Regionen auch Perspektiven für eine wirtschaftliche Entwicklung ermöglichen. Themenschwerpunkte des Wettbewerbs waren "Wälder", "Moore" und "Urbane/industrielle Landschaften". Ausschlaggebende Kriterien für die Auswahl der prämierten Projekte waren die bundesweite naturschutzfachliche Bedeutung der Projektgebiete, beispielhafte Projektideen mit reellen  Umsetzungschancen sowie ihr Potenzial zur Ankurbelung der wirtschaftlichen Entwicklung der Region.

In der ersten Stufe des Wettbewerbs wurden im Mai 2008 von einer interdisziplinär besetzten Jury die zehn Finalisten aus 122 Wettbewerbsteilnehmern ausgewählt und mit je 10.000 Euro prämiert. Danach hatten die Finalisten ein halbes Jahr Zeit, um ihre Ideenskizzen zu realisierbaren Konzepten auszubauen. Daraus wurden die fünf Siegerprojekte ausgewählt, mit deren Umsetzung bereits im Juli begonnen werden soll. Dafür stellt das Bundesumweltministerium pro Projekt mehrere Millionen Euro über einen Zeitraum von bis zu 12 Jahren bereit. Hinzu kommen Fördermittel aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium für flankierende, umwelt- und naturschutzgerechte Maßnahmen der ländlichen und regionalen Entwicklung. Das Land Mecklenburg-Vorpommern beteiligt sich mit 1,65 Millionen Euro, der Landkreis Nordvorpommern mit rund einer Million Euro. (PD)
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