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23.10.2010 | 18:16 | Obst 
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Biodiversität - auch auf dem Teller: Die Mispel - eine (fast) vergessene Obstart

Bonn - Die Echte Mispel (Mespilus germanica) ist ein sehr altes Obstgehölz. Auch wenn der Namensteil „germanica“ auf eine mitteleuropäische Herkunft hindeutet - die Mispel stammt ursprünglich aus Westasien.

Mispel
Im Orient wurde sie schon vor 3.000 Jahren angebaut, nach West- und Mitteleuropa kam sie jedoch erst vor 2.000 Jahren durch die Römer. Im Mittelalter war die Mispel hierzulande sehr geschätzt, nicht zuletzt wegen des schon damals bekannten, hohen Gesundheitswerts. Karl der Große soll im 8. Jahrhundert Empfehlungen für den Mispelanbau gegeben haben. Bis vor 100 Jahren fand man die Mispel auch noch in vielen Bauerngärten, danach geriet sie dann in Vergessenheit.

Heute ist die Mispel vielen unbekannt. Nicht selten wird sie mit der Mistel verwechselt, die als so genannter „Halbschmarotzer” an Bäumen wächst. Die Mispel gehört, wie z. B. der Apfel oder die Birne zu den Rosengewächsen. Sie tritt entweder als Strauch oder als kleiner Baum in Erscheinung und erreicht eine Höhe von zwei bis sechs Metern. Während bei der Wildform die Kurztriebe teilweise bedornt sind, fehlen diese bei den Kultursorten weitgehend. Die Blüte zwischen Mai und Juni dauert fünf bis acht Tage. Aus den weißen Einzelblüten am Ende der Haupt- und Seitentrieben entstehen die apfelähnlichen Früchte. Die auch als „Steinäpfel“ bezeichneten, kurzgestielten Früchte werden zwei bis drei Zentimeter groß, bei Kultursorten sogar bis zu sechs Zentimeter.

Wie bei der Schlehe, mit der die Mispel nah verwandt ist, verbleiben die Früchte nach dem Laubfall am Gehölz. Erst nach Frosteinwirkung oder vierwöchiger Lagerung können die dann teigig gewordenen Früchte roh verzehrt werden - der Geschmack ist herb, frisch und angenehm säuerlich. In diesem Zustand lassen sie sich auch zu Marmelade, Konfitüre, Gelee, Säften, Kompott, Likör und Wein verarbeiten.

Im internationalen Fruchthandel hat die Mispel heute keine Bedeutung mehr. Aufgrund des hohen Gerbstoffgehalts werden kleine Mengen in der Pharmaindustrie verarbeitet. Der erwerbsmäßige Anbau ist sehr selten, intensiv bewirtschaftete Plantagen gibt es höchstens noch in einigen Ländern Südwestasiens. Als Ziergehölz findet die Mispel jedoch wegen der schönen, weißen Blüten mittlerweile wieder Einzug in die Gärten. Auf diese Weise können auch Hobbygärtner dazu beitragen, den Erhalt dieser Wildobstart zu sichern. (aid)
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Kommentare 
Jean-Marie Back (backjm@pt.lu) schrieb am 14.11.2010 22:35 Uhrzustimmen(124) widersprechen(98)
Die beigefügte Abbildung stellt leider nicht den "Hundsarsch" dar, sondern die Japanische Wollmispel (Eriobotrya japonica).
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