Bundesweit wurden überdurchschnittlich hohe Flächenerträge erzielt, die gemeinsam mit der um 7,3 Prozent auf 1,47 Millionen Hektar gewachsenen Anbaufläche im Vergleich zum Vorjahr zu einer Steigerung der Erntemenge um 17 Prozent geführt haben. Getrübt wird die Stimmung der Rapserzeuger derzeit lediglich durch relativ niedrige Preise. Thomas Mielke (Oilworld), einer der renommiertesten Agrarmarktexperten, geht in seiner aktuellen Bewertung des Rapsmarktes jedoch davon aus, dass die Preise für Rapssaat innerhalb der kommenden sechs Monate voraussichtlich wieder steigen werden. Verantwortlich dafür seien globale Einflüsse wie etwa die knappe Versorgungslage im Soja-Sektor und die steigende Nachfrage nach Rapsöl aufgrund der zunehmenden Beimischung von Biodiesel zum konventionellen Diesel in vielen EU Ländern.
Die starke Bedeutung des weltweiten Sojamarktes auf den Rapspreis erläutert Mielke mit Verweis auf den starken Rückgang der Ernte in den drei wichtigsten Exportländern USA, Argentinien und Brasilien. Trotz einer erwarteten Rekordernte von US Sojabohnen in diesem Jahr, wird das weltweite Sojabohnenangebot von September 2009 bis Februar 2010 im dritten aufeinander folgenden Jahr zurückgehen. In den drei wichtigsten Exportländern erwartet Mielke einen Rückgang um 10 bis 11 Mio. Tonnen.
In der Europäischen Union dürfte die Verarbeitung von Sojabohnen in den nächsten sechs Monaten um etwa 1,5 bis 2,0 Mio. Tonnen zurückgehen, wenn es bei der „Null-Toleranzpolitik“ für noch nicht in der EU genehmigte gentechnisch veränderte Importsorten bleibt. Somit dürften die USA als Lieferant für Sojabohnen und Sojaschrot für die EU ausfallen. Südamerika kann den Ausfall der US Ware bis März 2010 nicht ausgleichen. Damit steht die EU vor einer sehr knappen Versorgungslage bei Sojaschrot. Die Ölmühlen in der EU werden daher die Verarbeitung von Rapssaat in den nächsten 6 Monaten deutlich ausdehnen, so die Prognose des Experten. Dies führt zu einer zunehmenden Nachfrage nach Raps bei gleichzeitig rückläufigen Rapsimporten aufgrund der Missernte in der Ukraine.
Auch das Wetterphänomen „El Niño“ hat Auswirkungen auf die Preisentwicklung bei Rapssaat. Seit Mai 2009 hat er zu Trockenheit in Malaysia und Indonesien geführt und die Ölpalmen geschädigt. Dadurch wird die Produktion und das Exportangebot an Palmöl hinter den Erwartungen zurückbleiben. Und das in einer Zeit, in der die Rapsölnachfrage in der EU weiter zunehmen wird. Verantwortlich dafür ist laut Mielke zum einen die steigende Nachfrage im Nahrungsmittelsektor, wo Rapsöl den Rückgang von Sojaöl und anderen Ölen ausgleicht. Zum anderen wächst die Bedeutung von Rapsöl im Energiebereich weiter. Hier wird erwartet, dass insbesondere ab Januar 2010 die Nachfrage nach Rapsöl deutlich ansteigen wird, da zahlreiche EU Mitgliedsstaaten wie zuvor bereits Deutschland die Beimischungsanteile von Biodiesel im Mineralöldiesel anheben werden. (ufop)
Download der detaillierten Bewertung von Thomas Mielke, Oilworld