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07.02.2016 | 06:45 | Pfefferanbau 

Wo der Pfeffer wächst - Gourmet-Gewürz aus Kambodscha

Provinz Kampot - Für guten Pfeffer scheint vielen Touristen im Südwesten Kambodschas dieser Tage kein Weg zu weit.

Pfefferkörner
Reizvolle Landschaften und faszinierende Kulturdenkmäler - dafür ist Kambodscha schon lange bekannt. Doch das Land will auch eine Nische im kulinarischen Bereich besetzen und hofft dabei auf ein ganz spezielles Gewürz. (c) proplanta
Denn wer Sothys Pfeffer-Farm in der Provinz Kampot besuchen will, der muss nicht zuletzt eine lange Fahrt über eine holprige und staubige Straße in Kauf nehmen.

Hier wird der berühmte Pfeffer angebaut, auf den unter anderem der französische Spitzenkoch Olivier Roellinger schwört. Auf seiner Webseite preist der frühere Drei-Sterne-Koch den «olfaktorischen Reichtum, das Aroma sowie die verdauungsfördernden und entgiftenden Eigenschaften» des Pfeffers aus dem südostasiatischen Land.

Zahlreiche Besucher aus Europa und Asien wollen sich direkt auf der Farm einen Eindruck vom Anbau und natürlich dem Geschmack des Gewürzes verschaffen. Nach einem Rundgang über die Plantage probieren viele noch Krabben und Reis, bevor sie sich mit ungemahlenem schwarzen, weißen oder roten Pfeffer eindecken, der in seiner kleinsten Packung à 160 Gramm zwischen 7,80 Euro und 10 Euro kostet.

Auch wenn dies teuer erscheine, so habe doch jede Sorte von biologisch angebautem Pfeffer ihren ganz eigenen Geschmack, wirbt Plantagenbesitzerin Sorn Sothy für das Produkt. «Der Rote ist süß und pikant, er hat einen fruchtigen Geruch und Geschmack», sagt Sothy. «Der Weiße ist einfach kräftig und der Schwarze ist in der Schale.»

Es seien diese Geschmacksrichtungen, die den Pfeffer besonders bei französischen Köchen und Feinschmeckern so begehrt machten, sagt Sothy. Die Beziehung zu Frankreich ist nicht ganz zufällig, schließlich waren es französische Siedler, die die ersten Pfeffer-Plantagen im 19. Jahrhundert in Kambodscha anlegten.

Sothy hat die Farm gemeinsam mit ihrem deutschen Ehemann Norbert Klein vor knapp drei Jahren erworben. Seitdem haben sie die Plantage kontinuierlich vergrößert. Angefangen hätten sie damals noch mit rund 300 Pfefferpflanzen, sagt Klein. Heute seien es bereits 850. Der Deutsche kam bereits 1990 mit einer Nichtregierungsorganisation ins Land, um für das Landwirtschaftsministerium zu arbeiten - und ist geblieben. Ursprünglich hätten sie die Farm gar nicht kaufen wollen, erinnert sich Klein. Erst ein Freund habe sie dazu animiert.

Bei der jährlichen Ernte wirft die Anlage rund 200 Kilo ab. Sothy kauft deshalb von anderen lokalen Plantagenbesitzern biologisch angebauten Pfeffer zu, um diesen gemeinsam mit dem eigenen zum Verkauf anzubieten. Überhaupt nehmen sich die Erträge in Kampot sowie der Nachbarprovinz Kep mit 58 Tonnen im Jahr 2014 im Vergleich zu anderen Produzenten eher bescheiden aus. So ermittelte der Branchenverband Nedspice für Vietnam 155.000 Tonnen und für Indonesien 42.000 Tonnen im selben Jahr.

Doch in der Welt des Pfeffers konkurrieren die Produzenten mehr um die öffentliche Wahrnehmung als vermeintlich bestes Produkts als um die bloße Masse. 2010 erhielt der Pfeffer aus Kampot und Kep als erstes kambodschanisches Produkt das Herkunfts-Gütesiegel der Welthandelsorganisation (WTO).

Das Siegel weist den Pfeffer als Produkt aus einer bestimmten Region kommend aus, so wie Champagner und Roquefort aus bestimmten Regionen Frankreichs kommen müssen, um als solche vermarktet werden zu können. Das nächste Ziel: die Registrierung durch die EU als «geschützte geografische Angabe». Laut EU-Kommission bürgt das Gütezeichen «für die Qualität hochwertiger landwirtschaftlicher Erzeugnisse und Lebensmittel».

Das Geheimnis des Kampot-Pfeffer sei der Boden, auf dem dieser wachse, erklärt Sothy. «Dieser Pfeffer benötigt rote und steinige Erde, keinen sandigen und schlammigen Boden. Außerdem ist eine gewisse Trockenheit vonnöten. In diesem Gebiet gibt es Mineralien wie Quartz und das gibt einen besonders starken Geschmack.»

Doch trotz der wachsenden Bekanntheit ihres Pfeffers kämpfen die Farmer beim Export ihrer Ware weiter mit einem alten kambodschanischen Problem: der Korruption. Selbst bei kleinen Lieferungen von 20 Kilo verlangten Behördenvertreter Schmiergeld, klagt Sothy. «Wenn ich meine Kosten kalkuliere - also Arbeitsaufwand und Korruption - arbeite ich am Ende umsonst.»

Ein anderes Problem für die Farmer und Händler bestehe in Fälschungen, sagt Andreas Müller, der seit Jahren in Kambodscha lebt und mittels eines Webshops Pfeffer aus Kampot vertreibt. Dabei handele es sich um vietnamesische Massenerzeugung, die als Ware aus Kampot ausgegeben werde, erklärt der Deutsche. Bei allzu günstigen Angeboten sei daher Misstrauen angebracht.
dpa
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