Löffler ist einer von rund 80 Experten, die sich seit Donnerstag auf Einladung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft(DLG) in Leipzig treffen. Bis Freitag wollen die Männer und Frauen in weißen Kitteln 250 Joghurts auf Aussehen, Geruch, Geschmack und Konsistenz prüfen, am Freitag zusätzlich noch Milch. 660 Molkereiprodukte werden an den beiden Tagen unter die Lupe genommen. Ziel der Hersteller aus Deutschland und sieben weiteren europäischen Staaten, die Produkte eingesendet haben: das DLG-Gütesiegel.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Joghurt erstmals im deutschen Handel verkauft. Im vergangenen Jahr verzehrte laut
DLG jeder Bundesbürger durchschnittlich 17,5 Kilogramm. Ob zum Trinken oder zum Löffeln, mit Frucht oder Natur, fettreich oder fettarm - der Käufer hat die Qual der Wahl. «Wir machen hier aber keinen Beliebtheitstest» sagt DLG-Pressereferent Guido Oppenhäuser. Geprüft wird stattdessen einmal im Jahr, ob die auf der Verpackung deklarierten Produkteigenschaften tatsächlich zutreffen. «Die Tester wissen, wie zum Beispiel ein Naturjoghurt aussehen, riechen und schmecken muss.
Riecht er fruchtig, dann ist das ein Fehler, es ist wahrscheinlich Hefe hineingeraten», beschreibt Prüfleiterin Inge Riemelt, die in der Milchwirtschaftlichen Lehr- und Untersuchungsanstalt Oranienburg arbeitet.
Im Joghurt-Testraum stehen 40 Tische, darauf kleine, mittlere oder große Becher mit Joghurt, Grießpudding, Vanillesoße, Kefir, Pudding oder Buttermilch. Die ehrenamtlichen Prüfer - Mitarbeiter von Lebensmittel-Überwachungsinstituten oder Molkereien - gehen mit einem großen Plastiklöffel von Tisch zu Tisch. Sie sehen sich die Joghurts kurz an, riechen daran, kosten und schreiben eine Note in den Bewertungsbogen. Höchstnote ist die 5. «Vor der Prüfung sollte man nichts Geschmacksintensives gegessen haben», beschreibt Josef Löffler, der im Qualitätsmanagement einer Molkerei arbeitet und seit 1985 nebenher für die DLG Milchprodukte testet.
«Die Geschmackszellen müssen geschult sein», sagt Löffler. Ihn begleitet Margit Brandt von Tisch zu Tisch. Die Lebensmittelexpertin von der Hochschule Anhalt ist Nachrückerin, also «DLG-Prüfer-Azubi». Nach ein, zwei Gastprüfereinsätzen, bei denen sie den Bewertungsbogen nicht mit ausfüllen darf, und einem Sensorikseminar, bei dem die Sinne geschult werden, darf sie dann Milchprodukte kontrollieren.
Die Durchfallquote beim Joghurt- und Milchtest ist gering. «97 Prozent der Produkte haben im vergangenen Jahr ein Gütezeichen bekommen», sagt Riemelt. Dafür müssen sie allerdings nicht nur den Sensorik-Test bestehen, sondern auch die Kontrolle im Labor. Dort überprüfen die Experten Haltbarkeit und pH-Wert und testen, ob sich Schimmel, Hefe und Hygienekeime eingeschlichen haben. Das Endergebnis steht erst in einigen Wochen fest. (dpa)