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18.11.2012 | 16:12 | Miniaturgrafiker 

Herbert Kartes entwirft Weinetiketten

Saarlouis - Namhafte Weine, Spirituosen, Sekt- und Champagnerflaschen tragen seine Handschrift - auf der Flasche.

Weinetikett
(c) proplanta
Herbert Kartes hat mehrere hundert Etiketten in Originalgröße angefertigt. Er ist einer der wenigen, die das Handwerk der Miniaturgrafik beherrschen. Der Mann mit den breiten Fingern feilt mit millimeterdünnen Federn an unglaublich filigranen Schriftzügen, Landschaften oder Porträts.

Bis heute benutzt der 75-Jährige aus Saarlouis dafür keinen Computer, nicht einmal eine Lupe. Kartes lässt es inzwischen ruhiger angehen, aber früher kamen Aufträge aus aller Welt: «Ich war der Fachmann für Etiketten. Das hat sich herumgesprochen, ich konnte mir meine Arbeit aussuchen», sagt er.

Sein Markenzeichen sind Brille, Schnauzer - und ein verschmitzter Humor. Wenn man ihn lässt, geht gerne mal der Stift mit ihm durch: Frivoles wie barbusige Damen für die Etiketten der Spirituose «Scharfer Hüpfer» oder Karikaturen im Playboy gehen ebenfalls auf sein Konto. Was andere Künstler einzigartig macht, fehlt bei Kartes - und ist gerade deshalb sein Merkmal: «Andere haben eine eigene Handschrift, man erkennt ihre Werke sofort. Ich konnte mich immer allen Auftraggebern anpassen - ich bin ein Chamäleon.»

Schon als kleines Kind hatte er nach eigenen Angaben ständig Bleistift und Papier in der Hand. «Ich habe immer gezeichnet, immer. Das hat mich begeistert, und es ist bis heute so», erzählt er mit leuchtenden Augen.

Kartes hat sein Handwerk gründlich gelernt, er ist eigentlich Steinlithograph. Schon zu seiner Lehrzeit Anfang der 1950er Jahre war das ein ungewöhnlicher Beruf - längst abgelöst vom Offsetdruck.

«Steinlithografen, das waren die wirklichen Künstler», schwärmt Kartes. Stundenlang übertrug der Lehrling verschnörkelte Schriften und detaillierte Miniaturbilder auf eine Steinplatte, spiegelverkehrt - mit Federn und Schabern, Tusche und Kreide. «Ich bin der letzte in Deutschland, der so noch gearbeitet hat», sagt Kartes.

Mit diesem Können kam er bei bekannten Druckereien im In- und Ausland unter. «Damals leisteten sich Druckunternehmen noch ihre eigenen Kreativateliers.» Heute fertigt er nur noch ausgewählte Auftragsarbeiten oder schreibt Urkunden für besondere Anlässe.

Kartes gehört der «Vinografia Nederland» und der französischen «Association Nationale d`Oenographilie» an, für den Deutschen Freundeskreis Weinetikettensammler entwarf er etliche Sonderausgaben. Bei Sammlern genießt er hohes Ansehen. «So filigrane Etiketten wie Herbert Kartes hat sonst niemand geschaffen», sagt Jürgen Cantstetter, Vorsitzender des Deutschen Freundeskreises Weinetikettensammler in Rüdesheim.

Heute werden Etiketten vor allem mit dem Computer produziert, handgefertigte sind sehr selten. Außer Kartes gebe es keinen Grafiker mehr, der so arbeite, sagt Cantstetter mit Bedauern. «Er ist wirklich der Allerletzte.» Für Kenner könnten am Computer erstellte Etiketten nicht mithalten, sie seien nie so feingliedrig, beteuert der Sammler. «Das ist wie bei Briefmarken, man sieht sofort den Unterschied.»

Derzeit präsentiert Kartes seine Kunst erstmals in einer Ausstellung. In Saarlouis ist bis zum 2. Dezember eine Retrospektive auf 60 Jahre künstlerisches Schaffen zu sehen, durchmischt mit Porträts von Freunden und Bekannten sowie einigen Erinnerungsstücken.

Gezeigt wird etwa eine Flasche Rotwein, mit der Kartes eines seiner schönsten Erlebnisse verbindet: Bei seiner ersten Reise nach New York - in den 1970er Jahren - aß der Grafiker mit einem Geschäftspartner im 107. Stock des World Trade Centers. Im Weinregal des Restaurants blickte er just auf das Etikett, das er einige Jahre zuvor selbst entworfen hatte. «Da war ich wirklich stolz!» (dpa)
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