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04.02.2013 | 10:30 | Agro-Gentechnik 

20 Jahre Grüne Gentechnik: Grüne ziehen negative Bilanz

Berlin - Eine negative Bilanz nach insgesamt 20 Jahren Grüne Gentechnik hat der Europaabgeordnete der Grünen, Martin Häusling, gezogen.

Grüne Gentechnik
(c) Shawn Hempel - fotolia.com
Der Agrarsprecher legte dazu vergangene Woche eine von Christoph Then in seinem Auftrag erstellte Arbeit „Die Rache von Käfer & Co. - 20 Jahre kommerzieller Anbau von Gen-Pflanzen in den USA“ vor. Then gilt als Gentechnikgegner und war längere Zeit für die Umweltorganisation Greenpeace tätig.

Häusling erklärte in einer Presseinformation, die Dokumentation belege deutlich, dass den US-Landwirten und auch den Verbrauchern von der Agrarindustrie „jahrelang Sand in die Augen gestreut worden ist“. Die gentechnische Veränderung von Pflanzen halte schon nach kurzer Zeit nicht, was sie einst versprochen habe. Es würden eben nicht weniger Herbizide und Insektizide versprüht, sondern mehr.

Und es komme noch schlimmer: Längst reagierten die Agrokonzerne mit einer Art Wettrüsten auf dem Acker gegen die widerspenstige Natur. Weil sich die Insekten an den Anbau der gentechnisch veränderter Pflanzen (GV-Pflanzen) angepasst hätten, müssten die Pflanzen jetzt nicht mehr nur mit einem Insektizid ausgerüstet werden, sondern mit bis zu sechs Giften. Es sei absehbar, dass dieser Wettlauf gegen die Natur vom Menschen mit diesen Methoden der Gentechnik nicht gewonnen werden könne, so Häusling.

Der in der Arbeit genannte Konzern Monsanto wies in Reaktion auf die Then-Dokumentation hin, dass zahlreiche weltweite Studien von unabhängigen Wissenschaftlern die Vorteile und Unbedenklichkeit von GV-Pflanzen bestätigt hätten.


Spirale der Industrialisierung auf dem Feld

Häusling erklärte, die Entwicklung in den USA, von der er hoffe, dass sie sich in Europa nicht wiederhole, zwinge die Farmer „in eine Spirale der Industrialisierung auf dem Feld“. Eine Vervielfachung der Saatgutkosten sei die Folge, ohne dass sich dies in einer adäquaten Erntesteigerung oder signifikanten Einsparungen bei Spritzmitteln niederschlagen würde. Hinzu komme, dass der Saatgutmarkt weniger von Züchtern, sondern international zunehmend stärker von den Unternehmen der Agrochemie beherrscht werde.

Konzerne wie Monsanto, Dupont, Syngenta und auch Bayer kontrollierten, obwohl sie eigentlich gar keine traditionellen Züchter seien, inzwischen sogar den internationalen Markt für konventionelles Saatgut, beklagte der Grünen-Politiker. Patentverstöße würden in den USA radikal von Detektiven verfolgt und die Wiederaussaat, der sogenannte Nachbau, komme praktisch nicht mehr vor. „Diese Entwicklung wollen wir in Europa nicht“, betonte Häusling. Er appellierte an die EU-Kommission, sich für ein Moratorium bei der Zulassung weiterer GV-Pflanzen auszusprechen.


Drei wichtige Vorteile

Monsanto wies „exemplarisch“ auf die von den Ökonomen Graham Brookes und Peter Barfoot veröffentlichte Studie „Global impact of biotech crops: socio-economic and environmental effects 1996-2007“ hin. Darin stellten die Autoren fest, dass die Erträge der gentechnisch veränderten Sojabohnen-, Mais-, Baumwolle- und Sommerrapssorten im Jahr 2007 auf insgesamt 111 Mio ha signifikant höher gewesen seien als wenn dieselben Flächen mit konventionellen Sorten bestellt worden wären. Bei Soja habe der Mehrertrag 30 %, bei Mais 7,6 %, bei Baumwolle 20 % und bei Sommerraps 8,5 % betragen.

Zudem hätten die neuen Möglichkeiten zu drei wichtigen Vorteilen geführt: Einsatz von weniger Insektiziden, die breit über die Flächen gespritzt und nicht sehr selektiv die Schadinsekten treffen würden; aufgrund weniger Durchfahrten könnten die angebauten Kulturen und der Boden geschont und Kraftstoffkosten eingespart werden; durch den gezielten Schutz gegen Schadinsekten würden höhere Erträge erzielt.

Die GV-Pflanzen hätten den Landwirten weltweit insgesamt ein zusätzliches Einkommen von 44 Mrd $ (33 Mrd Euro) in den Jahren 1996 bis 2007 gebracht; profitiert hätten gerade auch Bauern in Entwicklungsländern. Durch den Anbau der GV-Pflanzen sei der globale Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um 359 Mio kg oder 8,8 % gesenkt worden. Die Treibhausemissionen hätten aufgrund geringerer Insektizid- und Herbizidanwendungen sowie niedrigerem Treibstoffbedarf bereits 2007 um etwa 14,2 Mrd kg Kohlendioxydäquivalente reduziert werden können. (AgE)
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