Grünkohl-WM: Mehr als Kochwurst und Pinkel im Topf
Grünkohl in aller Munde: Das Trend-Gemüse soll neu interpretiert werden. 21 Köche wollen die Jury bei der ersten Grünkohl-WM mit kreativen Rezepten überzeugen. Bollerwagen und Pinkel fehlen.
Oldenburg (dpa) - Grünkohlravioli mit Nuss-Topping, Afrikanischer Grünkohl auf Süßkartoffelpüree oder Grünkohlrisotto: Der Blattkohl muss nicht immer auf die traditionelle Oldenburger Art hergestellt werden und bei einer Kohltour mit Bollerwagen auf den Tisch kommen.
Das zumindest soll die erste Grünkohl-Weltmeisterschaft am Samstag in Oldenburg zeigen. 21 Köche aus neun Nationen treten gegeneinander an, die Rezepte müssen kreativ und innovativ sein.
Die Wettstreiter dürfen den Grünkohl nicht auf die typisch norddeutsche Art zubereitet. «Den würde man auch nicht in der Zeit schaffen», sagt Tilmann Pröllochs, geschäftsführender Gesellschafter der WM. Die Teilnehmer versuchen, ihre Rezepte in 40 Minuten vor dem Publikum umzusetzen. In drei Runden treten jeweils sieben Grünkohlliebhaber an.
Eine siebenköpfige Jury wählt das Siegergericht - bei der Bewertung zählen Kreativität/Innovation, Geschmack/Stimmigkeit und die Optik. Der Gewinner bekommt die «Goldene Palme von Oldenburg 2017». Die ersten drei Plätze sind zudem mit einem Preisgeld dotiert.
Schirmherrin der Veranstaltung ist die Bundesministerin für Bildung und Forschung und Oldenburgs Kohlkönigin, Johanna Wanka. Die Weltmeisterschaft wird von der «Kreativen Runde Oldenburg» organisiert.
Dass Oldenburg der Austragungsort der ersten Grünkohl-WM ist, ist kein Zufall. Oldenburg gilt als Grünkohl-Hauptstadt - winterliche Kohltouren auf den Straßen gehören zum Stadtbild. «Ich kenne keine Stadt, in der Grünkohl, Pinkel und Kohlfahrten so beheimatet sind wie hier», sagt Pröllochs. «Grünkohl kennt man in Süddeutschland eigentlich kaum.»
Das hat einen Grund: Das Gemüse fühlt sich in Norddeutschland besonders wohl. «Das liegt an dem ozeanischen-maritimen Klima, bei dem der Grünkohl besser wächst», sagt Dirk Albach, Leiter der Arbeitsgruppe
Biodiversität und Evolution der Pflanzen der Universität Oldenburg und Juror der Grünkohl-WM. Insgesamt gibt es rund 120 verschiedene Sorten Grünkohl, 80 davon wachsen zu Forschungszwecken im Botanischen Garten Oldenburg.
Laut Albach wissen aber die Landwirte meist selbst nicht, welche Sorte sie verkaufen. «Wenn man die so kocht, wie den typischen Grünkohl mit Pinkel, dann unterscheiden sich die Grünkohlsorten nicht.» Auch der Laie kann «Frostara» nur schwer von «Winnetou» unterscheiden. Abzuraten ist unabhängig von der Sorte vom langen Köcheln, denn so gehen viele gesunden Eigenschaften des Grünkohls verloren.
Je nach Art hat das Gemüse zum Beispiel eine krebsvorbeugende oder auch eine cholesterinabbauende Wirkung. Wer Grünkohl blanchiert oder dünstet, kann die gesunden Inhaltsstoffe erhalten. «Ich hoffe, dass dann Rezepte gewinnen werden, bei denen man die Sorten und ihre Inhaltsstoffe gut erkennen kann», sagt Albach. Die Besucher sollen animiert werden, auch andere Rezepte auszuprobieren.
Gerichte, die Grünkohl mit Bratapfel, Süßkartoffeln oder geräuchertem Aal kombinieren, sollten genügend Inspiration liefern. Mit einem Bewerbungsschreiben und ihrem Rezept konnten sich die acht professionellen und 13 Hobby-Köche für die WM in der Oldenburger Bauwerkhalle am Pferdemarkt qualifizieren. Unterschiedliche Aspekte flossen in die Auswahl hinein, sagt Pröllochs: «Manchmal hat uns das Gericht interessiert oder wir fanden die Zutatenkombination spannend.»