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30.08.2008 | 08:10 | Praxis-Tipps 

Aktueller Rat: Winterroggen- und Wintertriticaleaussaat

Dresden - Der Roggenanbau wurde in den letzten beiden Jahren in Sachsen wieder deutlich ausgedehnt. Mit einer Erntefläche 2008 von 42,6 Tha wurde aufgrund positiver Marktentwicklungen der höchste Stand seit 2002 erreicht.

Aktueller Rat: Winterroggen- und Wintertriticaleaussaat
(c) proplanta
In diesem Jahr sind die Roggenmärkte wieder deutlich unter Druck geraten. Bioethanolerzeuger haben die Verwendung von Getreide drastisch reduziert bzw. sogar eingestellt. Damit verbleiben größere Roggenmengen für den Futtersektor mit entsprechendem Druck auf die Preise.

Brotroggen bleibt somit das interessanteste Teilsegment der Verwertung. Neben hohen, sicheren Erträgen und ausreichenden agronomischen Eigenschaften sind ausreichende, stabile Fallzahlen sowie ein geringes Mutterkornbefallsrisiko als Hauptkriterien für Qualitätsroggen zu nennen. Auf den meisten Roggenböden weisen Hybridsorten eine deutliche wirtschaftliche Überlegenheit gegenüber Populationssorten auf.

Der Ertragsvorteil dieses Sortentyps liegt bei 10 bis 15 %. Positiv wirkt hierbei die deutlich verbesserte Mutterkornresistenz einiger neuer Hybridsorte. Synthetische oder Robustroggensorten sind ertraglich zwischen Hybrid- und Populationssorten einzustufen. Bei der Sortenwahl spielen Vermarktungs- und Ertragssicherheit kombiniert mit der erforderlichen Risikominimierung durch eine standortangepasste Sortenvielfalt die entscheidende Rolle.


Winterroggen-Sortenempfehlungen für den überregionalen Anbau lauten:

D-Süd-Standorte:   Visello, Askari, Balistic 1), Evolo 1), Placido 1), 
                               Hellvus 1), Fugato 2), Caroass, Conduct, Recrut, 
                               Rasant 3)
Lö-Standorte:         Visello , Askari, Fugato, Balistic 1), Evolo 1)
V-Standorte:           Visello, Askari, Fugato, Balistic 1), Evolo 1), 
                               Caroass, Amilo

1) vorläufige Empfehlung
2) auslaufende Empfehlung
3) nur für Bioethanol


Winterroggen wird in Sachsen auf D1/3-Standorten und in Höhenlagen > 400m vom 20.9. bis 1.10. gesät sowie auf D4/5, Lö-/V–Standorten vom 25. September bis 5. Oktober. Die Saatstärken betragen auf D-, Lö- und V-Standorten 230-250 Körner/m² sowie in Höhenlagen > 400m 280-320 Körner/m². Bei früheren Saaten wird die Saatmenge herabgesetzt. Bei einem schlechten Saatbett sollte die Saatmenge um 20-50 Körner/m² erhöht werden. Die Saatmenge ist bei einer Aussaatverzögerung von 10 Tagen um 20 Körner/m² und bei 20 Tagen bis 60 Körner/m² zu erhöhen.

Der Anbau von Wintertriticale ist zur Aussaat 2007 nochmals leicht um 2 % zurückgegangen. In Sachsen stand damit 2008 eine Erntefläche von ca. 22,3 Tha zur Verfügung. Damit wird der niedrigste Stand der letzten 10 Jahre erreicht. Ob sich dieser Trend weiter fortsetzt, wird u. a. davon abhängen, in welcher Relation perspektivisch Wintertriticale bzw. Winterroggen in der Fütterung bzw. als Energiegetreide unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten verwertet werden kann. Bei der Sortenentscheidung sind neben der Ertragsstärke die Winter- und Standfestigkeit, die Krankheitsresistenzen sowie die Auswuchsfestigkeit zu beachten.


Wintertriticale-Sortenempfehlungen für den überregionalen Anbau lauten:

D-Süd-Standorte: Grenado, SW Talentro, Massimo 1), Madilo 1),
                             Moderato 1)
Lö-Standorte:       Grenado, SW Talentro, Benetto 3), Cando 1), 
                             Massimo 1), Cultivo 1) 2)
V-Standorte:         Grenado, SW Talentro, Benetto 3), Cando 1), 
                             Cultivo 1) 2)


1) vorläufige Empfehlung 
2) besonders für den Anbau ohne Fungizid und Wachstumsregler geeignet
3) für Regionen oder Fruchtfolgen mit stärkerer Gefahr der DON-Bildung


Die Aussaatzeitspannen für Wintertriticale sind auf D-Standorten der 30. September bis 5. Oktober, auf Lö-/V-Standorten der 5. September bis 10. Oktober und in Höhenlagen > 400m der 20. September bis 1. Oktober. Auf D- und V-Standorten sollten  280 Körner/m², auf Lö-Standorten 250 Körner/m² und in Höhenlagen > 400m 320 Körner/m² gesät werden. Ährentypen: erhalten einen Zuschlag von 30 Körner/m². Die Zuschläge für ein nicht optimales Saatbett oder eine Spätsaat entsprechen denen des Winterroggens.


Quelle: Dr. Pößneck, M. Sacher / LFL-Sachsen
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