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15.11.2008 | 05:53 | Kartoffelhandel 

Bunte Kartoffeln will niemand haben

Hannover - Blaue Kartoffeln verdanken ihre Färbung den so genannten Anthocyanen, die auch in Blaubeeren in großem Maße vorkommen.

Bunte Kartoffeln
(c) proplanta
Damit hätten diese buntfleischigen Knollen das Zeug zu „Functional Food“, wie derartige Lebensmittel mit gesundheitlichem Zusatznutzen bezeichnet werden, die in immer größerer Zahl auf den Markt kommen. Ebenso könnten Kartoffeln mit erhöhtem Selengehalt positiv auf die Gesundheit wirken und dem bei den Deutschen verbreiteten Selenmangel gegensteuern. Dies ließe sich einfach durch eine Selendüngung erreichen, dafür genügen bereits 20 Gramm Selen pro Hektar. Ein großer Durchbruch ist aber nach Angaben des Landvolks Niedersachsen bei diesen Kartoffeln vorerst nicht zu erwarten. Hindernisse bestehen nämlich sowohl bei der Akzeptanz durch die Verbraucher als auch in gesetzlichen Regelungen. Darauf wiesen kürzlich Experten beim 3. Norddeutschen Kartoffeltag des Kartoffelnetz e.V. in Uelzen hin.

Nach einer Studie der Universität Göttingen wollte kaum einer der befragten Verbraucher die blauen Kartoffeln haben. Die ungewohnte Färbung rief offensichtlich große Skepsis hervor. Teilweise wurden die Knollen sogar mit Gentechnik in Verbindung gebracht, obwohl es sich um uralte südamerikanische Sorten handelt. Zudem spielen nach Einschätzung des Göttinger Ernährungspsychologen Dr. Thomas Ellrott andere Faktoren eine größere Rolle als der gesundheitliche Zusatznutzen. Vorrangig nannte er Genuss und Geschmack, einfache Zubereitung sowie den Preis. Aber auch das Verbot der gesundheitsbezogenen Werbung steht dem Erfolg der Functional-Food-Kartoffeln im Wege. Daran seien bereits die Selenkartoffeln gescheitert, die vor zwei Jahren per einstweilige Verfügung vom Markt genommen werden mussten. Änderungen werden erwartet von der neuen Health-Claim-Verordnung, die ab 2010 genau regelt, welche Aussagen zulässig sind. Krankheitsbezogene Angaben werden aber auch dann nur nach strenger Einzelfallprüfung möglich sein.

Zweitrangig ist der gesundheitliche Zusatznutzen auch für den Lebensmitteleinzelhandel, wie Jens Gabriel von der Edeka Minden-Hannover verdeutlichte. Kartoffeln seien der drittwichtigste Bereich in den Obst- und Gemüseabteilungen, es komme jedoch vorrangig darauf an, den Verbrauchern den Grundnutzen der Kartoffeln zu vermitteln. Dazu müsse das Image wesentlich verbessert werden: „Die Kartoffel muss raus aus dem Keller“, so Gabriel. Wenn es nicht gelinge, den Verbraucher auf diesem Weg mitzunehmen, werde ein gutes Basisprodukt abgewertet. Gabriel erwartet ab dem Jahreswechsel den schärfsten Marktverteilungskampf aller Zeiten im Discountbereich, dabei werde die Kartoffel eine Schlüsselrolle spielen. (LPD)
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