Laut ersten Schätzungen beziehungsweise Prognosen dürfte der
Getreideanbau ohne Reis in der EU-28 gegenüber dem Vorjahr zwar um 1,8 % auf 55,04 Mio. ha eingeschränkt werden. Allerdings sagen die Branchenvertreter im EU-Mittel einen um 2,6 % höheren Ertrag von 53,9 dt/ha voraus, so dass sich eine Getreideproduktion von 296,58 Mio. t ableitet; das wäre im Jahresvergleich ein Plus von 0,8 %. Im Einzelnen rechnen COPA und COGECA allerdings für Gerste mit spürbaren Ertragseinbußen, nämlich um 2,8 % auf 47,3 dt/ha. Bei einer voraussichtlich um 3,9 % auf 11,58 Mio. ha eingeschränkten Anbaufläche würde die Produktion dieser Ackerfrucht deutlich sinken, und zwar um 6,6 % auf 54,82 Mio. t.
Mit Blick auf Weichweizen sind die EU-Ausschüsse optimistischer: Während der Anbau hier insgesamt um 0,5 % auf 23,83 Mio. ha zurückgehen dürfte, soll der Durchschnittsertrag um 6,1 % auf 59,8 dt/ha steigen. Demnach könnten in diesem Sommer 142,36 Mio. t Weichweizen von den Feldern geholt werden; das wären 5,6 % mehr als 2016. Derweil soll die Maiserzeugung nur moderat zulegen, und zwar um 0,4 % auf 60,56 Mio. t.
Wetter in den kommenden Monaten entscheidendDer Vorsitzende der COPA/COGECA-Arbeitsgruppe Getreide, Max Schulman , betonte allerdings, dass es noch zu früh sei, um die Erträge zu beziffern. „Viel hängt von den Witterungsbedingungen in den kommenden Monaten ab“, stellte Schulman klar. Die Einschränkung des Anbaus begründete er mit „ernsthaften“ Liquiditätsproblemen der Landwirte als Folge des aktuell niedrigen Preisniveaus. Deshalb begrüßte der Finne die von EU-Agrarkommissar Phil Hogan angekündigte Einrichtung einer Marktbeobachtungsstelle für Getreide, Ölsaaten und Eiweißpflanzen. Die neue Einrichtung sollte noch vor diesem Sommer die Arbeit aufnehmen, forderte der Getreidefachmann. „Landwirte möchten genauer wissen, wie der Markt funktioniert“, erklärte er. Außerdem achteten die Bauern mehr auf die Verarbeitung, mit der sie ihre Produktion diversifizieren könnten. Das sei besonders in Zeiten von Bedeutung, in denen die Gemeinsame
Agrarpolitik (
GAP) sich stärker am Markt orientiere und die Märkte volatiler seien, sagte Schulman.
Weniger Rapssaat wahrscheinlichUnterdessen sind die Produktionsaussichten 2017 für Ölsaaten nach Einschätzung der Ausschüsse „vielversprechend“. Allerdings rechnen sie damit, dass das Aufkommen im Vergleich zum Vorjahr um 0,9 % auf 30,86 Mio. t sinken dürfte. Der Vorsitzende der COPA/COGECA-Arbeitsgruppe Ölsaaten, Arnaud Rousseau, wies darauf hin, dass der kommende Monat von zentraler Bedeutung für die Bestimmung des Erntepotentials sei. Im Einzelnen wird für die EU-Aussaatfläche von Rapssaat im Jahresvergleich ein Plus von 0,3 % auf 6,47 Mio. ha prognostiziert, wovon 1,40 Mio. ha auf Frankreich und 1,34 Mio. ha auf Deutschland entfallen sollen. Dabei gehen die Ausschüsse nach aktuellem Stand von einer EU-Rapsproduktion von 19,79 Mio. t in diesem Jahr aus, was gegenüber der Menge von 2016 eine Abnahme um 0,7 % bedeuten würde.
Rousseau zeigte sich besorgt, dass der Mangel an Pflanzenschutzmitteln zur Bekämpfung von Schädlingen und Krankheiten die Produktionsmengen unter Druck setzen dürfte. „Häufig haben Landwirte durch den
Rapserdfloh verursachte Schäden an den Rapskulturen zu beklagen, die hauptsächlich auf das Verwendungsverbot von neonikotinoidbehandeltem Saatgut zurückzuführen sind“, erklärte der Franzose.
Sojabohnenernte soll deutlich sinkenFerner rechnen COPA und COGECA mit einer gemeinschaftsweiten Aussaat von Sonnenblumen auf 4,12 Mio. ha und einer EU-Produktion von 8,41 Mio. t Sonnenblumensaat; das wären 0,1 % mehr als im Vorjahr. Außerdem soll der Anbau von Sojabohnen im Jahresvergleich spürbar ausgeweitet werden, nämlich um 3,4 % auf 0,87 Mio. ha. Aufgrund eines voraussichtlichen Ertragsrückgangs auf 29,7 dt/ha in der EU-28 halten die Branchenvertreter hier allerdings eine Produktionsabnahme um 5 % auf 2,58 Mio. t für möglich. Indes wird die Produktion von Eiweißpflanzen - dazu zählen Futtererbsen ,Ackerbohnen und Süßlupinen - bei insgesamt 4,14 Mio. t gesehen; das wären 0,8 % mehr als im Vorjahr.
Wie Rousseau erklärte, machen sich die Landwirte unterdessen Sorgen, dass sie künftig keine wirksamen Pflanzenschutzmittel mehr auf ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) ausbringen dürfen. Deshalb appellierten sie an das Europäische Parlament und die zuständigen Minister in den Mitgliedstaaten, dies weiterhin zu ermöglichen. „Andernfalls sind rund 1 Mio. ha Eiweißpflanzen in Gefahr“, so der Ölsaatenexperte.