Als Konsequenz daraus ergibt sich für Nordrhein-Westfalen eine unterdurchschnittliche Ernte mit sehr uneinheitlichen Qualitäten bei Getreide. Auch beim Raps und Mais sowie im Grünland sind Ertragseinbußen zu verzeichnen. Ein langer Winter, gefolgt von einem kühlen und zu trockenen Frühjahr, eine außergewöhnliche Hitzeperiode im Frühsommer und Dauerregen in der Haupterntezeit führten in NRW zu regional sehr unterschiedlichen Ergebnissen.
Auf Sandböden waren Erträge unter 4 t/ha keine Seltenheit. Auf den tiefgründigen Böden der Köln-Aachener Bucht, der Soester Börde und in Lippe wurden dagegen noch relativ gute Ergebnisse erzielt. Je später allerdings der Druschzeitpunkt lag, umso niedriger war die Qualität. 30 bis 40 % des Winterweizens erfüllen nicht die Anforderungen an Backweizen und können nur noch als Futterweizen vermarktet werden. Zusätzlich sind diese Partien durch erhebliche Trocknungskosten belastet.
Im Durchschnitt aller Getreidearten wird ein vorläufiges Ergebnis von 6,9 t/ha erwartet, rund 13 % oder 1 t weniger als 2009. Dabei ist zu beachten, dass 2009 mit rund 8 t/ha ein sehr gutes Erntejahr war. Aussagekräftiger ist daher der Vergleich über die letzten sechs Jahre, der für NRW einen Durchschnittsertrag von gut 7,4 t je Hektar ausweist. Dieses Ergebnis wird um 0,5 t oder 7 % verfehlt.
Im Rheinland wurden 7,4 t/ha, das sind minus 12 %, und in Westfalen-Lippe rund 6,8 t/ha, das sind minus 13,5 % errechnet. Insgesamt kann bei einer um 3,5 % reduzierten Anbaufläche und gesunkenen Erträgen für NRW mit einer Erntemenge von nur 3,84 Mio. Tonnen Getreide gerechnet werden, das sind 16 % weniger als 2009.
Die Getreidearten im Einzelnen zeigen folgendes BildBei Winterweizen dürften rund 1 t/ha fehlen, um das bisher zweitbeste Ergebnis aller Zeiten im Vorjahr zu erreichen. Mit nur 7,6 t wurden 12 % weniger gedroschen, auch der sechsjährige Durchschnitt von 8,4 t dürfte um 9 % verfehlt werden. Im Rheinland liegt der Flächenertrag bei 7,7 t, das sind minus 13 %, in Westfalen-Lippe fällt der Hektarertrag voraussichtlich um 12 % auf 7,5 t.
Die
Wintergerste, die als erste Getreideart reif wird, hat weniger unter der Trockenheit gelitten. Dennoch wird auch hier mit 6,7 t/ha ein deutliches Minus von 12 % oder 1 t gegenüber dem Spitzenergebnis des Vorjahres von rund 7,7 t erwartet. Dieses Niveau entspricht in etwa dem langjährigen Durchschnitt von 6,9, t. Auch die
Braugerste scheint relativ gut über die Runden gekommen zu sein.
Einen kräftigen Einbruch verzeichnet Triticale, eine Kreuzung aus Weizen und Roggen, die als Futtergetreide angebaut wird. Speziell im Vergleich zu dem sehr guten Ertrag 2009 wurde eine drastische Abnahme von 24 % auf 5,6 t/ha errechnet. Auch der sechsjährige Durchschnitt von knapp 6,4 t wird wohl mit minus 13 % deutlich verfehlt. Dieses vornehmlich im westfälischen Raum auf sandigen Böden angebaute, flach wurzelnde Getreide litt am stärksten unter der extremen Hitze und Trockenheit, so dass auf vielen Parzellen oft weniger als 4 t/ha gedroschen wurden.
Beim Roggen spielten Wassermangel und Hitze speziell auf den leichten Böden ebenfalls die entscheidende Rolle. Der Ertrag von 5,4 t/ha dürfte voraussichtlich 18 % unter dem sehr guten Ergebnis des Vorjahres liegen. Der langjährige Wert von 6,3 t wird ebenfalls um deutliche 14 % unterschritten. Auch die Qualitäten haben zum Ende stark gelitten, so dass nur bei deutlich höheren Erzeugerpreisen die Verluste annähernd aufgefangen werden können.
Der Haferanbau verliert immer weiter an Bedeutung. Die bisher vorliegenden Daten deuten auch hier auf ein unterdurchschnittliches Ergebnis von 42 dt/ha hin.
Weniger auch bei Mais, Kartoffeln und Grünland
Die Ernte 2010 wird durchweg mit unbefriedigenden bis hin zu schlechten Ergebnissen in die Statistik eingehen. Dies gilt sowohl für den Ackerbau als auch für das Grünland, wo aufgrund der Trockenheit, regional unterschiedlich, 30 bis 50 % weniger Futter geschnitten wurde. In vielen Regionen ist der dritte Schnitt zur Silagegewinnung komplett ausgefallen.
Die bald beginnende
Maisernte wird ebenfalls deutlich geringere Erträge aufweisen.
Winterraps konnte bei nur leicht rückläufigen Erträgen deutlich profitieren. Die Frühkartoffelsaison verlief erfreulich, für die Haupternte ist entscheidend, ob mit oder ohne Beregnung produziert wird. Felder ohne Beregnung werden wesentlich niedrigere Erträge bei gleichzeitig großen Qualitätsproblemen aufweisen.
Lediglich bei Zuckerrüben kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt zumindest von einer durchschnittlichen Ernte ausgegangen werden. Erfreulich für die Ackerbauern ist, dass sowohl bei Getreide als auch bei Raps die
Erzeugerpreise deutlich angezogen haben. Somit dürfte der Ertragsrückgang in Betrieben ohne allzu große Trockenschäden und Qualitätsverluste in vollem Umfang kompensiert werden. Vieh haltende Betriebe müssen sich auf höhere Futtermittelpreise einstellen müssen. (nrw-lwk)