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26.08.2017 | 15:34 | Pflanzenschutz 
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Die neuen Fungizide - Was sie versprechen

Stuttgart - Erst unlängst hat die Meldung über die deutschlandweite Zulassung des in zwei Syngenta-Produkten enthaltenen Wirkstoffs Benzovindiflupyr in der Agrarbranche Schlagzeilen gemacht.

Fungizide
(c) proplanta
Das Fungizid steht stellvertretend für eine ganze Reihe von Carboxamiden modernster Generation, die vielversprechende Aussicht auf höhere, gesunde Erträge durch breitere Wirkungsspektren mit physiologischer Leistung gegen wichtige Krankheiten im Fuß-, Blatt- und Ährenbereich unter Agrar-Fachleuten genießen. Und neue Möglichkeiten gegen zunehmende Resistenzen bieten sie auch.

Vor dem Hintergrund, dass wenige oder keine biologischen Wirkstoffe als Alternative bislang zur Verfügung stehen, kommen Landwirte am Einsatz von Fungiziden im Ackerbau kaum vorbei. Zwar versprechen die Bakterien Pseudomonas chloroaphis insbesondere als Saatgutbehandlungsmittel oder der Bacillus subtilis als Wurzelstärkungsmittel gewisse Abhilfe, es bleibt jedoch die Hoffnung auf ein neues „Wundermittel“, das in Ansätzen als Breitbandschutz gegen Blattkrankheiten und Schaderreger im Boden sowie Vorteile bei Resistenzen zu werden verspricht.

Benzovindiflupyr - Das neue Pyrazol-Carboxamid

So machen auch weiterhin Echter Mehltau, Braunrost, Halmbruchkrankheit und weitere Pilzerkrankungen den Landwirten traditionell schwer zu schaffen und können zu drastischen Ernteausfällen führen, wenn nicht rechtzeitig etwa mit bewährten Wirkstoffen wie Pyraclostrobin, Fluxapyroxad oder Epoxiconazol reagiert wird.

Aber auch innovative Wirkstoffe wie Oxathiapiprolin oder Benzovindiflupyr könnten künftig Erkrankungen wie Mehltau, Kraut- und Knollenfäule oder Sojarost angeblich noch wirksamer und zuverlässiger als bislang eindämmen - wenn sie denn erstmal auf breiter Ebene auch hierzulande ihre Zulassung erhalten haben.

Das neue Carboxamid Benzovindiflupyr etwa gehört zu den neuen Wunderwaffen im Kampf gleich gegen eine ganze Reihe von Rosten, Fusarium-Arten in Weizen, der Netzfleckenkrankheit, Sprenkelkrankheit oder Septoria-Arten in Triticale.

Entsprechen überschwänglich wurde die Zulassung von zwei Benzovindiflupyr-haltigen Produkten (Elatus Era, Elatus Plus) vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zu Beginn des Jahres begrüßt. Der Wirkstoff erscheint kombiniert mit Prothioconazol und ist als solcher unter Solatenol M zumindest bis zum 31.07.2019 zugelassen. Es wird als vertrieben als Elatus Era Opti in Kombination mit Amistar Opti sowie als Elatus Era Sympara in Kombination mit Sympara.

Handhabung und Anwendung

In einer einmaligen Anwendung wird ein Liter des Pyrazol-Carboxamid-haltigen Mittels in 100 bis 400 Litern Wasser eingebracht und auf circa einem Hektar aufgetragen. Bis zum Ende der Blüte müssen dabei 42 Tage Wartezeit eingehalten werden.
In einem Liter anwendungsfertigen Emulsionskonzentrat, befinden sich 
  1. 75 Gramm Benzovindiflupyr
  2. 150 Gramm Prothioconazol. 

Auf Flächen in Nachbarschaft von Oberflächengewässern muss ein Mindestabstand von 15 Metern eingehalten werden. Denn zwar ist der Wirkstoff als nicht bienengefährlich deklariert, ist aber mit den GHS-Gefahrenzeichen für 

  1. ätzende Substanz
  2. reizende Substanz
  3. umweltgefährdend und
  4. gesundheitsgefährdend beim Verschlucken 

gekennzeichnet.

Daher erfordert ein verantwortungsbewusster Umgang mit den Substanzen die Einhaltung der Vorschriften und penible Sauberkeit von Gerätschaften und Transportbehältern, etwa mit Hilfe von Ultraschall, wobei sämtliche mit dem Fungizid in Kontakt geratene Ladungsträger inklusive Deckel, Trays und Blister durch Ultraschalltauchbad aufbereitet werden.

Und wie alle anderen Pflanzenschutzmittel auch, dürfen auch die neuen Präparate nur auf landwirtschaftlich, forstwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzten Flächen angewendet werden. Ausnahmen für Nichtkulturland sind genehmigungspflichtig.

Wirkungsweise

Richtig angewandt verspricht der neu zugelassene Wirkstoff Breitbandschutz gegen Blattkrankheiten und Schaderreger im Boden sowie Vorteile bei Resistenzen. Besonders seine Rostwirkung hat maßgeblich dem Wirkstoff zu seinem Siegeszug verholfen, aber auch seine Septoria-Wirkung gilt unter Experten als überdurchschnittlich gut.

Dabei ist die Wirkungsweise 

  1. breit angelegt: Alle wichtigen Getreidearten und -sorten reagieren auf Benzovindiflupyr
  2. äußerst konstant: Die Wirkung hält über einen langen Zeitraum an
  3. flexibel: Eine Krankheitsbekämpfung ist in verschiedensten Situationen möglich. 

Nicht umsonst wurde Solatenol aus mehr als 7.400 Wirkstoffkandidaten ausgewählt und hat es besonders schnell zur Marktreife gebracht.

Syngentas Orondis

Ähnlich Vielversprechendes ist auch von Oxathiapiprolin zu vermelden. Auch das Syngenta-Fungizid mit dem innovativen Wirkstoff Oxathiapiprolin wird unter der Bezeichnung „Orondis“ bereits als Meilenstein gegen Pilzkrankheiten gefeiert. Von der US-amerikanischen Umweltschutzbehörde EPA bereits 2015 zugelassen, stehen Zulassung und Markteinführung in Deutschland derzeit jedoch noch aus.

Nach eigenen Angaben ergänze und erweitere ein neuer Wirkmechanismus das Fungizid-Portfolio und ermögliche es, auf zunehmende Resistenzen gegenüber einigen Produkten zu reagieren. Das Fungizid Orondis enthält den Wirkstoff Oxathiapiprolin, wie Syngenta schreibt. Für diesen habe man 2013 eine Lizenz von DuPont erworben. Bereits zwei Jahre später wurde das Fungizid mit Erfolg für Gemüse, Kartoffeln und Tabak eingeführt.

2 Fungizid-Neuheiten von BASF

Prochloraz und Epoxiconazol sind die beiden Hauptdarsteller von BASFs Fungizid Elando. Alleine oder in Verbindung mit weiteren Wirkstoffen ist das farb- und geruchslose Prochloraz gängiger Bestandteil in gleich einer ganzen Reihe von Pflanzenschutzmitteln.

Besonders bei Raps, Kaffee, Reis, Gemüse und Rüben findet das seit 2012 zugelassene Produkt gegen Pilzerkrankungen von Getreide und anderen Feldfrüchten in der Landwirtschaft Verwendung.

Wie bei Benzovindiflupyr und Oxathiapiprolin auch müssen Dosierung und Anwendung genauestens beachtet werden, um Gesundheits- und Umweltschäden auszuschließen.

So muss etwa zwischen behandelten Flächen und permanenten Oberflächengewässern normalerweise ein mit einer geschlossenen Pflanzendecke bewachsener Randstreifen von mindestens fünf Metern Breite vorhanden sein.

Bis zu zwei Behandlungen im Abstand von zehn bis 21 Tagen pro Jahr sind möglich. So etwa bei Spritzung gegen die Blatt- und Spelzenbräune (Septoria nodorum) oder die besonders gefürchtete Septoria-Blattdürre (Septoria tritici) bei Weizen. Dabei reicht jeweils ein Auftrag von 1,2 Litern pro Hektar. 450 Gramm des Emulsionskonzentrates dürfen mit einem Liter Wasser gemischt werden.

Auch hier gilt äußerste Sorgfalt bei Anwendung und Reinigung. So wird empfohlen, nach Einsatz die Spritze vollständig auf dem Feld leer zu spritzen. Eine etwaige technisch unvermeidbare Restmenge sollte im Verhältnis 1:10 mit Wasser verdünnt und bei laufendem Rührwerk auf behandelter Fläche verteilt werden.

Spritzen sollten bereits vor Ort mit Wasser und Waschbürste gereinigt werden. Das gilt insbesondere für das Spritzgerät selbst, vor und nach einem Einsatz.
Auch Ceriax verspricht mit seinem Wirkstoff-Mix aus 

  1. Pyraclostrobin
  2. Fluxapyroxad
  3. Epoxiconazol

beste Wirkergebnisse in einem breiten Spektrum.

Hier wurde die sichere Krankheitsbekämpfung von Xemium und Epoxiconazol aus Adexar mit der sehr guten physiologischen Leistung von F 500 verbunden. Das Produkt ist in allen wichtigen Kulturen zugelassen und wirkt speziell bei besonders kritischen Krankheiten wie 

  1. Septoria tritici
  2. Braunrost und
  3. Gelbrost. 
Pd
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Kommentare 
Ceriax® und Adexar® noch die besten Fungizide? schrieb am 13.04.2018 14:45 Uhrzustimmen(23) widersprechen(17)
Hallo,

ich frage mich ob die genannten Fungizide noch die besten sind. Diese Jahr wird Beyer und ein weiterer Großkonzern ein neues SChutzmittel rausbringen. BASF jedoch schwört immer noch auf dessen Produkte. So sehr sogar, dass BASF in einerm Gewinnspiel einen Fendt 828 Vario verlosen. Was meint ihr dazu? Sind die neuen Fungizide tatsächlich nicht besser als die altbewährten Mittel?
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