Durch die erfolgreichen Maßnahmen zur Luftreinhaltung bleibt Schwefel heute in den Filtern der Kraftwerke zurück, und durch die Einführung schwefelarmer Treibstoffe gelangen weniger als zehn Kilogramm Schwefel pro Hektar und Jahr aus der Atmosphäre in den Boden.
Den Schwefelmangel ihrer Böden müssen Niedersachsens Landwirte daher mit Mineraldünger ausgleichen: „Vor allem zu Raps wird heute schon standardmäßig schwefelhaltiger Mineraldünger gestreut“, berichtet Dr. Franz-Peter Engling, Leiter der LUFA Nord-West der
Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Das Institut untersucht anhand von Bodenproben den Vorrat an pflanzenverfügbarem Schwefel. Pflanzen können Schwefel nur in gelöster Form als Sulfat über die Wurzeln aufnehmen. Zu 90 Prozent ist Schwefel im Boden in organischer Form gebunden, der restliche Anteil ist in kristalliner Form in den Bodenmineralien vorhanden. Damit eine Grundversorgung sichergestellt ist, wird eine Düngung der Pflanzen zum Vegetationsbeginn im Frühjahr empfohlen.
Schwefel ist ein wichtiger Baustein für die Pflanze, damit sie Chlorophyll und Eiweiße bilden kann. Fehlt Schwefel, sind Aufhellungen der jüngsten Blätter und ein kümmerlicher Wuchs der Pflanzen zu beobachten. Die Schwefelaufnahme der Pflanzen läuft parallel zur Aufnahme von Stickstoff. Schwefel sorgt dafür, dass der Stickstoff effizient genutzt wird und das aufgenommene Nitrat reduziert wird. So steigt der Nitratgehalt in den Pflanzen an, wenn nicht ausreichend Schwefel vorhanden ist.
Besonders empfindlich reagiert Raps auf Schwefelmangel. Statt in leuchtendem Gelb blühen die Pflanzen dann weiß. Trotz gestiegener Düngerpreise lohnt eine Düngung bei Raps, der etwa 70 Kilogramm Schwefel je Hektar benötigt. Zuckerrüben kommen mit der halben Schwefelmenge je Hektar aus. Auch Wiesen und Weiden sind mit einem Schwefelbedarf von etwa 40 Kilogramm je Hektar auf den Nachschub durch die Düngung angewiesen.
Doch auch für
Hobbygärtner ist Schwefelmangel ein Thema: So benötigen alle Kohl- und Kressearten, Rettich, Ruccola, Radieschen sowie Zwiebeln und Knoblauch und selbst Spargel wegen ihres hohen Gehaltes an Eiweiß und sekundären Pflanzeninhaltsstoffen wie Senfölen besonders viel Schwefel. Diese schwefelhaltigen Inhaltsstoffe sind nicht nur für den Geschmack und hier vor allem für die Schärfe von Gemüse verantwortlich, es wird ihnen auch eine gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben. Gartenbesitzer sollten wie Gemüsebauern auf eine ausreichende Schwefelversorgung ihrer Gemüsepflanzen achten. (lwk ns)