Wegen des nassen Wetters können die Mähdrescher und Erntefahrzeuge oft nicht in die Äcker hineinfahren ohne steckenzubleiben. „Wir stehen vor den gleichen Problemen wie letztes Jahr", so Leonard Keller, Präsident im Bayerischen
Bauernverband (BBV).
„Die Ernte steht reif auf dem Feld und kann wegen der schlechten Witterung nicht geerntet werden, weil die Maschinen die Äcker nicht befahren können. Dazu kommen der Qualitätsverlust und die hohen Trocknungskosten für das nasse Getreide." Nach den schlechten Ernteergebnissen des vergangenen Jahres befürchtet der BBV, dass die Qualitäten des Getreides massiv unter der regnerischen Witterung leiden. Besonders das feuchtwarme Wetter der vergangenen Tage sorgt für Umsetzungsprozesse im reifen Getreidekorn.
Das Brotgetreide, also Weizen und Roggen, kann deshalb niedrige Fallzahlen ausweisen. „Letztes Jahr hat sich aber gezeigt, dass gerade neue
Weizensorten trotz niedriger Fallzahlen noch eine hervorragende Backqualität ausweisen", erklärt Keller und beruft sich dabei auf Untersuchungen des Max-Rubner-Instituts, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel in Detmold. „Von daher dürfte die Annahme zutreffen, dass auch Getreide mit einer niedrigeren Fallzahl backfähig ist", so Keller.
Wie bei
Wintergerste und Raps bereitet der sogenannte Zwiewuchs auch in Sommergerste regional Probleme. Der viele Regen verursacht ein Nachschießen der Pflanzen: reife und grüne Ähren stehen auf den Feldern. Zudem erhöht die feucht-warme Witterung auch bei Sommergerste das Auswuchs-Risiko, so Keller. Dies würde bedeuten, dass die Gerste nicht mehr als
Braugerste von den Mälzern und Brauern akzeptiert wird. Der Landwirt hat dann nur die Möglichkeit, die Gerste als Futtergerste - zu einem niedrigen Preis - zu vermarkten.
Aufgrund der Wetteraussichten und zur Sicherung der Getreidequalitäten ernten viele Landwirte das Getreide derzeit zu „nass". Neben den Ertragsausfällen durch die Frühjahrstrockenheit bedeutet dies weitere Einkommenseinbußen, so Keller, „weil jedes Korn erst getrocknet werden muss, damit es gelagert werden kann".
Vorsicht und Rücksicht im Ernteverkehr
Mit der Ernte verlängert sich auch der Zeitraum, in der die ausladenden Erntemaschinen und schwer beladenen Gespanne unterwegs sind - im Fall von Zuckerrüben, Mais, Kartoffeln und Erbsen sogar bis in den Herbst. Darum ist es besonders wichtig, dass alle Verkehrsteilnehmer während des restlichen Sommers auf den Straßen in ländlichen Gegenden sehr aufmerksam fahren.
Vorsicht ist besonders dann geboten, wenn rot-weiße Schilder oder gelbe Rundumleuchten zum Einsatz kommen. Beide warnen vor einer Breite von mehr als drei Metern oder besonders langen Maschinen oder Gespannen. „Im Namen aller Bauern bitte ich die Verkehrsteilnehmer um Verständnis, wenn es zwischenzeitlich auf den Landstraßen nur langsam vorangeht oder wir bis spät in die Nacht ernten müssen - wenn es das Wetter wieder einmal zulässt," so Keller. (bbv)