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18.09.2011 | 03:12 | Baum des Jahres 

Exotisch, teuer und unscheinbar - Elsbeere begeistert Experten

Sailershausen/Haßfurt - Sie mag es warm und trocken, ein bisschen Muschelkalk tut ihr auch gut und mit ein wenig Pflege wächst die Elsbeere mehr als 20 Meter in die Höhe.

Holz
Der nach außen recht unscheinbare Baum des Jahres 2011 hat es faustdick hinter der Rinde: Er ist das teuerste Holz aus deutschen Wäldern. Der Kubikmeter bringt auf dem Holzmarkt durchschnittlich 600 Euro. Zum Vergleich: Bei Buche sind es 65 Euro und für Eichenholz gibt es etwa 100 Euro.

Im unterfränkischen Sailershausen wachsen fast 1500 Elsbeeren. Der Forst der Universität Würzburg gilt als bayerisches Elsbeerbaum-Mekka. In Haßfurt begann am Samstag eine internationale Tagung zum Schutz der Elsbeere, denn das besondere Holz könnte ein einheimischer Ersatz für Tropenhölzer werden.

Das Elsbeer-Gebiet lockt auch Forst-Experten aus anderen Ländern an, wie den dänischen Förster Hans Christian Graversgaard und den schwedischen Uni-Professor Jens Peter Skovsgaard. Graversgaard und Skovsgaard haben bereits einige Bäume auch im kühleren Dänemark hochgezogen. Nun wollen sie Erfahrungen austauschen. Vor allem wollen sie Samen und Jungpflanzen kaufen. Ihr Ziel ist es, der exotischen Elsbeere auch in Schweden ein Zuhause zu geben.

Der Klimawandel macht es möglich. Bislang wächst die Elsbeere in erster Linie im warmen Süden. Doch dank der wärmeren und trockeneren Sommer kann der Baum mittlerweile auch in Norddeutschland und Nordeuropa angepflanzt werden.

Der Universitätsforst in Sailershausen konnte schon Vorteile aus den Elsbeerbäumen ziehen. «Wir versteigern die meisten Stämme einmal pro Jahr. In einem Fall haben wir für einen etwa fünf Meter langen Stamm mit etwa 50 Zentimeter Durchmesser fast 14.000 Euro bekommen», erinnert sich Forstamtsleiter Hans Stark. Das Geld fließt in die Kassen der Universität.

Im vergangenen Jahr habe der Verkauf von Holz aus dem 2.200 Hektar großen Uniforst 250.000 Euro Gewinn eingebracht, nur etwa ein Prozent Anteil hat daran die Elsbeere. Auch deshalb wird stets wieder aufgeforstet. «Wir fällen weniger, als nachwächst. Nachhaltigkeit ist bei einer selten Art wie der Elsbeere sehr wichtig.» Deshalb pflanzen Stark und seine Kollegen jährlich fast 4.000 neue Elsbeerbäume an.

Bis sich die Investition in junge Elsbeerbäume gelohnt hat, geht sehr viel Zeit ins Land. Erst nach etwa 150 Jahren sind die Bäume groß genug, um deren hartes und widerstandsfähiges Holz sinnvoll nutzen zu können. Das mit hochwertigem Tropenholz vergleichbare Elsbeer-Holz wird für den exklusiven Möbelbau oder auch gehobenen Innenausbau verwendet. So ist das edle Holz auch im Bundestag zu finden.

Auch die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald sieht in der Elsbeere eine Chance auf mehr Artenvielfalt. «Wir wollen den Baum in den Blick der Öffentlichkeit rücken. Damit künftig nicht immer nur Buchen, Eichen und Fichten, sondern auch andere Bäume angepflanzt werden», sagt Forstexperte Jens Stengert von der Schutzgemeinschaft. «Der Wald reagiert auf den Klimawandel. Wir sollten es bei der Aufforstung auch tun und Bäume wählen, die mit weniger Wasser gut auskommen. Die Elsbeere könnte ein klarer Gewinner des Klimawandels werden.»

Die Elsbeere bringt indes nicht nur teures Holz auf den Markt. Aus ihren Früchten, die in mehreren Metern Höhe sehr schwer zu ernten sind, lassen sich auch Obstbrände machen. Die kosten dann etwa 280 Euro pro Liter. (dpa)
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