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15.09.2009 | 02:43 | Gemüseanbau 

Gemüsepreise befinden sich im freien Fall

Hannover - Manche Gemüsesorten sind derzeit bis zu 40 Prozent billiger als im vergangenen Jahr, berichtet der Landvolk-Pressedienst.

Gemüse
(c) proplanta
Im Schnitt sind die Preise um sechs Prozent gefallen, obwohl jeder Deutsche mit über 90 Kilogramm (kg) etwa zehn kg mehr Zucchini, Spinat, Karotten und Co. verzehrt als noch vor 15 Jahren. Die Gemüseproduzenten in Niedersachsen stehen einem Preistief gegenüber, das viele in Existenznot bringt.

Insgesamt gibt es in Niedersachsen 1.536 Gemüseanbauer, die 20.000 Hektar (ha) Fläche bewirtschaften. Dort werden vor allem Eissalat, Möhren und Karotten und Zwiebeln gezogen und entweder direkt vermarktet oder an die großen Handelsketten verkauft. Zu 80 Prozent wird der Markt dabei von nur fünf großen Ketten beherrscht, unter deren Übermacht nicht nur die Gemüseproduzenten, sondern auch die meisten anderen Produktionsbereiche ächzen. Da viele Anbauer sich sehr spezialisiert haben, sind sie von den Großabnehmern abhängig und befinden sich in einer ausweglosen Situation.

„Der Markt ist das Problem“, meint Axel Boese, Geschäftsführer der Fachgruppe Gemüsebau Norddeutschland, gegenüber dem Landvolk-Pressedienst. „Die Bauern bauen zu viel Gemüse an, um auch bei Ernteeinbußen wegen schlechten Wetters noch ausreichend Ware zu haben. Wird dann gut geerntet, drückt die Menge den Preis.“ Das liegt auch daran, dass sich die Handelsketten diese Überproduktion zu nutze machen, um die Preise so weit wie möglich zu drücken. Gibt es bei einer Sorte einen Engpass, müsste der Preis eigentlich steigen. „Die Einkäufer sitzen das aber lieber aus, statt mehr zu bezahlen“, erklärt Boese. „Das Produkt wird eine Woche ausgelistet, und schon sinkt der Preis wieder.“

Sich eine Nische zu suchen, kann auch nur für einige Wenige eine Lösung sein. Der Anbau von Bio-Gemüse bedarf einer langen Umstellungsphase und höherem Aufwand, als die konventionelle Produktion. Bis vor kurzem konnten die Landwirte dies durch höhere Erlöse kompensieren. Inzwischen drückt der Handel auch hier die Preise. Die niedrigen Preise, egal ob biologisch oder konventionell, die der Handel vorgibt, schlagen auch auf die Direktvermarktung und die Wochenmärkte durch. Wird das Gemüse im Supermarkt derart billig angeboten, müssen die Anbieter hier mitziehen, um ihre Kunden zu halten. (LPD)
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