Wie riskant dieses Experiment für die Qualität des Weißweins ist, weiß niemand so genau. Auch Experten der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) aus Veitshöchheim nahe Würzburg, die die Lagerung ebenfalls testen, haben so ihre Zweifel. «Ich bin extrem skeptisch, dass durch die dicke Betonschicht genügend Sauerstoff dringen kann», sagt LWG-Önologe Hans Jürgen Köhler. Für aussagekräftige Vergleiche lagert die LWG deshalb den aktuellen Jahrgang in den «Betoneiern» und parallel auch in Glas-, Kunststoff- und Edelstahlbehältern. «Gerade weil der Beton unbehandelt ist, könnte es sein, dass die Weinsäure das Material angreift und es dadurch zu vermehrter Kalziumaufnahme des Weins kommt», warnt Köhler.
Um dem vorzubeugen, wollen die Weinbauern Knoll und Sauer ihre je 3.000 Euro teure Investition zunächst mit einer Weinsäurepaste behandeln, bevor sie mit der Lagerung beginnen. Skeptisch sind sie nicht: «Es ist halt ein Abenteuer», sagt Sauer, und Knoll fügt hinzu: «Je länger ich mich mit der Technik befasse, umso begeisterter bin ich.»
Ob der Wein genießbar ist oder nach Zement schmeckt, wird sich frühestens im Sommer 2009 zeigen. Aber selbst wenn Verkoster begeistert sind - eine flächendeckende Verbreitung der außergewöhnlichen Lagergefäße schließt Weinfachmann Mengler aus: «Es geht nicht darum, die weit verbreiteten Edelstahlbehälter zu ersetzen.» Die Lagerung in den «Betoneiern» diene ausschließlich der Verbesserung ausgewählter Spitzenweine. So soll etwa deren Langlebigkeit durch die Sauerstoffzufuhr gesteigert werden.
Sollte der Silvaner beim Geschmackstest im kommenden Jahr ein nachweisbar fruchtigeres und intensiveres Aroma entwickelt haben, wollen die Weinbauern ihren Testwein auch etwas teurer verkaufen. Mengler warnt jedoch vor überzogenen Erwartungen: «Zunächst müssen wir sehen, was überhaupt aus dem Ei schlüpft.» (dpa)
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