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03.10.2011 | 01:31 | Nachwachsender Rohstoff 

Holzmarkt unter Strom: Neues Verbundprojekt untersucht wachsende Konkurrenz um Holz

München - Als Bau- und Werkstoff, zur Papierherstellung oder als Energieträger - Holz ist vielseitig einsetzbar. Auch wenn es sich um einen nachwachsenden Rohstoff handelt, ist er nicht unbegrenzt verfügbar.

Holzmarkt
Jeder der Verwertungswege ist mit wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Folgen verbunden, die bisher nicht miteinander verglichen werden konnten. Nur ein solcher Vergleich macht aber sichtbar, wie der nachwachsende Rohstoff am nachhaltigsten genutzt werden kann. Unter Leitung der Technischen Universität München (TUM) entwickelt das neue Verbundprojekt „Konkurrenz um Holz“ deshalb erstmals Methoden, um die stoffliche und energetische Nutzung von Holz umfassend zu bewerten und zu optimieren.

Gehäckselt, zu Pellets gepresst oder als Scheit - der Rohstoff Holz wird immer häufiger zum Heizen und zur Stromerzeugung eingesetzt. Fast 40 Prozent des Holzaufkommens in Deutschland wird heute bereits energetisch genutzt, Tendenz steigend. Denn angesichts steigender Erdöl- und Erdgaspreise wird Holz als Energieträger wirtschaftlich immer inte­ressanter. Als klimaneutraler Brennstoff spielt es zudem in den Beschlüssen der Bundes­regierung zu Klimaschutz und Energiewende eine wichtige Rolle.

Die wachsende Holznachfrage im Energiebereich wirkt sich aber auch auf die klassischen stofflichen Einsatz­gebiete aus, beispielsweise auf die Werkstoffindustrie, das Baugewerbe oder die Zellstoff- und Papier­herstellung. Denn über den steigenden Marktpreis wird die Ressourcen­allokation verändert, d.h. die Verteilung von Rohstoffen auf die verschiedenen Wirtschafts­sektoren. Der Preis spiegelt zwar die Knappheit des Gutes Holz, er ignoriert aber externe Effekte, wie Umweltschäden oder Arbeitsplatzverluste in den jeweiligen Einsatz­bereichen. Welche ökonomischen, sozialen und ökologischen Folgen die verschiedenen Verwertungs­wege haben, untersucht deshalb das neue Verbundprojekt “Konkurrenz um Holz” unter Leitung der TU München.

Beteiligt sind neben dem TUM-Lehrstuhl für Holzwissenschaft und dem TUM-Fachgebiet für Waldinventur und nachhaltige Nutzung auch der Fachbereich Holzenergie der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. Alle Institutionen arbeiten bereits unter dem Dach des Zentrums Wald-Forst-Holz Weihenstephan eng zusammen. Am Fallbeispiel der bayerischen Forst- und Holzwirtschaft wollen die Wissen­schaftler detaillierte Erkenntnisse darüber erarbeiten, wie der knappe Rohstoff zukünftig effizienter und nachhaltiger genutzt werden kann.

Die Forscher entwickeln dazu erstmals Methoden, um die unterschied­lichen energetischen und stofflichen Verwertungswege vergleichbar zu machen. Bisher ist dies an die Funktionalität eines Produktes gebunden. Mithilfe von Ökobilanzen lassen sich beispielsweise die Umwelt­aus­wirkungen von Sitzmöbeln aus Holz mit denen aus Aluminium vergleichen. Welche Folgen der Einsatz derselben Holzmenge in der Möbelproduktion im Vergleich zur energetischen Nutzung hat, konnte aber bisher nicht quantifiziert werden.

Das zu ändern, ist Ziel des auf drei Jahre angelegten Verbundprojektes. Aus seinen Ergebnissen sollen politische und wirtschaftliche Handlungs­empfehlungen abgeleitet werden, die auch auf andere Regionen übertragbar sind. Gefördert werden die Forschungsarbeiten durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, den Verband Bayerischer Papierfabriken e.V. sowie durch die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e. V. Ein Lenkungsausschuss aus Entscheidungsträgern und Praktikern wird das Projekt begleiten. (tum)
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