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03.08.2006 | 11:11 | Erntebericht 2006 

Niederschläge kommen für Getreide und Raps zu spät

Berlin - Für die Ackerbauern ist das Wetter in diesem Jahr sehr nervig.

Wolke
(c) proplanta
Doch ist das Getreide regional so schnell abgereift, das für Wachstum und Korneinlagerung weniger Zeit zur Verfügung stand. Die Folge sind regional deutliche Ertragseinbußen. Die derzeitigen Niederschläge sind der Landwirtschaft höchst willkommen. Zwar wurde die Getreideernte dadurch regional unterbrochen, doch können die Niederschläge die Situation in den Futterbaubetrieben entschärfen.

Allerdings sind vielerorts die Wiesen durch die Trockenheit derart geschädigt, dass bisher nur vereinzelt mit nennenswertem Aufwuchs zu rechnen ist. Dies stellt der Deutsche Bauernverband (DBV) in seinem 2. Erntebericht fest, der auf einer Umfrage seiner Landesbauernverbände basiert.
Die Niederschläge können eingetretene Einbußen bei der Getreideernte nicht mehr ausgleichen, da Getreide und Raps bereits abgereift sind.

Regional kommt der Regen auch für den Futtermais zu spät. Erste Maisfelder mussten bereits abgeerntet werden, entgegen dem sonst üblichen Erntetermin September und Oktober, da die Pflanzen vertrocknet sind. Damit werden die tierhaltenden Betriebe gezwungen, zusätzlich Futtergetreide zu erwerben. Vor ähnlichen Problemen stehen die Betreiber der Biogasanlagen, die ihre Anlagen mit Silomais und Grassilage betreiben.

Für Kartoffeln und Zuckerrüben sind die Niederschläge ebenfalls dringend erforderlich. Wegen der Trockenheit war die Frühkartoffelernte zum Erliegen gekommen. Die späteren Kartoffelsorten sowie die Zuckerrüben hatten das Wachstum eingestellt, so dass mit Mindererträgen gerechnet werden muss.


Die Ernte der Wintergerste, die als Futtergetreide genutzt wird, ist annähernd abgeschlossen. Lediglich in einigen Spätlagen werden noch Restflächen beerntet. Durch eine Ausdehnung der Anbaufläche deutschlandweit (plus 10,3 %) konnte der Dürre bedingte Ertragsrückgang fast kompensiert werden. Der DBV rechnet insgesamt mit einer Wintergerstenernte knapp unter Vorjahr in Höhe von 8,8 Millionen Tonnen.

Der Einfluss der Trockenheit war im Vergleich zu später reifenden Kulturen wie Weizen geringer. Trotzdem wird durchweg von geringeren Erträgen gegenüber dem Vorjahr berichtet. Im Süden und Südwesten Deutschlands sind die Erträge nur leicht zurückgegangen, im Norden und Osten wird mit Ertragsrückgängen von 10 % bis 15 % gerechnet, regional auch deutlich stärker.

Die Qualitäten sind überwiegend gut; im Norden und Osten wurde jedoch auch Schmachtkorn geerntet. Wegen guter Nachfrage verläuft die Vermarktung der Gerste positiv, insbesondere in den Veredlungsregionen Nord- und Westdeutschlands ist die Futtergerste gefragt. Vielfach warten Landwirte noch mit dem Verkauf der trockenen lagerfähigen Ware.

Das Gros der Erzeugerpreise schwankt zwischen 8,50 und 9,50 Euro pro Dezitonne, in Veredelungsregionen werden auch 10,00 Euro pro Dezitonne und mehr gezahlt. Damit liegen die Preise 1 Euro höher als im vergangenen Jahr.

Regional stark gelitten hat unter der Hitze die Sommergerste, die hauptsächlich als Braugerste angebaut wird. Offen ist noch, wie viel Sommergerste die Braugerstenqualität erfüllen wird. Der DBV rechnet mit einer Sommergerstenernte in Deutschland, die deutlich unter Vorjahr liegen wird (2,2 Millionen Tonnen gegenüber 2,8 Millionen Tonnen im Vorjahr), da auch die Anbaufläche deutlich gegenüber dem Vorjahr reduziert wurde (minus 9,1 %). Es dürfte zu einer knappen Versorgung kommen. Insbesondere aus den wichtigsten Anbauländern Bayern und Niedersachsen werden deutlich reduzierte Anteile vermarktungsfähiger Braugerste gemeldet.
In Bayern liegen die Erträge derzeit 20 % unterhalb des Vorjahres, regional sogar bis zu 40 %. Auch in Baden-Württemberg und Niedersachsen wurden mindestens 10 % weniger geerntet. Das Preisniveau ist auf 110 bis 120 Euro pro Tonne gestiegen, vereinzelt werden Preise um 125 Euro pro Tonne frei Mälzerei genannt.
Winterweizen ist mit 45,5 % der Getreideanbaufläche die bei weitem wichtigste Getreideart in Deutschland.

Insgesamt wird die Weizenernte geringer als im Vorjahr ausfallen. Der DBV rechnet mit einer Winterweizenernte in Höhe von etwa 21 Millionen Tonnen gegenüber 23,3 Millionen Tonnen im Vorjahr. Im Westen Deutschlands ist die Ernte am weitesten vorangeschritten. In den Hauptanbauländern Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein sind erst 30 % bis 50 % geerntet.

Aus einigen Bundesländern werden Ertragsrückgänge bis zu 20 % gemeldet, regional unterliegen die Erträge starken Schwankungen. Thüringen und Sachsen melden Regionen, in denen die Erträge 35 % bis 45 % unter Vorjahr liegen; Trockenheit und Hitze führten zu Notreife. Auch die Qualitäten haben regional gelitten.

Aus Nord- und Ostdeutschland werden hohe Schmachtkornanteile und geringe Hektolitergewichte gemeldet, was entsprechende Abzüge bei den Erzeugerpreisen zur Folge hat. Insgesamt sind die Preise im Vergleich zum Vorjahr um 1,00 bis 1,50 Euro gestiegen.

Für Winterraps werden bundesweit ebenfalls rückläufige Erträge gemeldet. Die Ernte ist zu 80 % abgeschlossen. Trotz einer starken Ausweitung der Rapsanbaufläche (plus 6,1 %) rechnet der DBV mit einer Rapsernte in Höhe von 4,7 Millionen Tonnen (minus 300.000 Tonnen gegenüber Vorjahr). Im Bundesdurchschnitt ist mit Ertragseinbußen von mehr als 10 % zu rechnen.

Regional, insbesondere in den östlichen Bundesländern und Schleswig-Holstein, haben die Bestände massiv unter Trockenheit sowie Schäden durch den Rapsglanzkäfer gelitten. Aus Brandenburg werden Ernteausfälle von 80 % bis zum Totalausfall berichtet. Die Qualitäten sind gut, mit Ausnahme bei Trockenschäden.
Die Rapspreise liegen derzeit mit 23,00 bis 24,50 Euro pro Dezitonne deutlich über dem Vorjahrespreis von 20 Euro.
Da aus Frankreich und Polen auch geringere Erntemengen gemeldet werden, könnten die Preise noch weiter ansteigen.


Roggen ist ein wichtiges Brotgetreide, wenngleich die Bedeutung des Winterroggens mit 8 % an der gesamten Getreideanbaufläche geringer ist. Roggen gilt als typisches Getreide für leichte Böden. Der Roggen hat deshalb die Trockenheit vergleichsweise gut überstanden, aus einigen Bundesländern werden jedoch Ertragsrückgänge von bis zu 15 % gemeldet. Der DBV rechnet mit einer Roggenernte in Deutschland in Höhe von 2,6 Millionen Tonnen.
Die Qualität wird als gut bezeichnet, was sich in den hohen Fallzahlen darstellt. Meldungen über Schmachtkorn liegen nur vereinzelt vor, Mutterkorn spielt in diesem Jahr fast keine Rolle. Die Preise liegen mit 9,00 bis 10,00 Euro pro Dezitonne um mehr als 1 Euro über dem Vorjahr, der Markt sucht und fragt Qualitätsware rege nach.

Quelle: DBV 8/2006
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