Wegen der Trockenheit begann die Ernte früher als in anderen Jahren. «Bei dieser Trockenheit wächst das Korn nicht mehr», erklärte Erik Hecht vom
Landesbauernverband Sachsen-Anhalt, «darum startete die
Getreideernte sehr früht. Andernfalls könnte das Getreide durch
Hagel oder Feuer zerstört werden.»
Im vorigen Jahr war die Trockenheit in Sachsen-Anhalt besonders ausgeprägt - und auch die daraus folgenden
Ernteeinbußen waren überdurchschnittlich groß. Bund und Land erkannten die
Dürre als
Naturkatastrophe an und gewährten finanzielle Hilfen. Viele Landwirte warten jedoch nach wie vor auf ihre Unterstützung: 60 Millionen Euro können in Sachsen-Anhalt ausgezahlt werden, 36 Millionen Euro flossen bisher. Das Umweltministerium hofft, die Zahlungen bis Oktober abschließen zu können, wie es am Donnerstag auf Anfrage mitteilte. Die Anträge von Landwirten mit wirtschaftlichen Engpässen würden vordringlich bearbeitet, hieß es. Gleiches gelte für Rinderhalter.
Die Trockenheit bereitet den Landwirten auch in diesem Jahr große Sorgen. Zwar deutet sich insgesamt eine Getreideernte an, die etwas besser ist als im Dürrejahr 2018. Dennoch werden die
Getreideerträge weit unter dem langjährigen Durchschnitt erwartet. An einigen Standorten wird sogar noch weniger Getreide geerntet als 2018. Die Erträge bei der Wintergerste, der ersten Kultur, die vom Feld geholt wird, liegen im
Schnitt zwischen 30 und 65 Dezitonnen pro Hektar. In guten Jahren ernten die
Bauern 80 bis 90 Dezitonnen. Insbesondere im Norden und Osten fällt die Getreideernte auch 2019 schlecht aus.
Daran konnte auch der kühle Mai nichts ändern. «Die kühlen Temperaturen waren für die Landwirtschaft gut», sagte Hecht. «Aber es fehlte überall der Regen. Da die Wasservorräte durch den Dürresommer 2018 aufgebraucht sind, leiden die Pflanzen auf leichten und schweren Böden gleichermaßen unter Wassermangel.»
Am besten sieht die Getreideernte im Süden aus, weiß Hecht von den Landwirten, die ihre Ergebnisse wöchentlich nach Magdeburg an den Landesbauernverband melden. Allerdings nicht überall: «Die Situation ist regional sehr unterschiedlich. Wir können nicht einmal nach Kreisen unterscheiden Zum Teil haben Betriebe, die 20 Kilometer auseinanderliegen, riesige Unterschiede bei Qualität und Quantität des Getreides. Es hängt einfach davon ab, ob es im Frühjahr geregnet hat.»
In Sachsen-Anhalt fällt ohnehin weniger Regen als in anderen Bundesländern. «Auf einer Karte des Deutschen Wetterdienstes sieht man sehr gut, dass wir in puncto Austrocknung trauriger Spitzenreiter sind», resümiert der Sprecher des Landesbauernverbandes. Nachdem die ersten Schläge der insgesamt 100.000 Hektar
Wintergerste im Land abgeerntet sind, beginnen die ersten Landwirtschaftsbetriebe bereits diese Woche mit der Rapsernte. Auch diese Ölfrucht weist vielerorts Trockenschäden auf.
Die anhaltende Trockenheit ist nicht nur für das Getreide schlecht. Auch
Rüben, Mais und Kartoffeln leiden unter Wassermangel und können nicht wachsen. Viele
Betriebe haben nach dem Dürrejahr 2018 ernsthafte wirtschaftliche Probleme. «Die Dürrehilfen 2018 wurden durch das Land erst zur Hälfte ausgezahlt», bemängelt der Landesbauernverband. Den Betrieben fehlten die überlebensnotwendigen Abschlusszahlungen, zumal die Gelder für erbrachte Maßnahmen für den Umwelt- und
Klimaschutz in diesem Jahr erst im September fließen sollen.