Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

24.09.2023 | 13:06 | Arznei- und Gewürzpflanzen 
Diskutiere mit... 
   1   2

Sonderkulturen-Anbau: Schlechte Rahmenbedingungen sorgen für teils drastischen Anbaurückgang

Magdeburg - Die Rahmenbedingungen für die Betriebe mit Sonderkulturen haben sich in Deutschland in den letzten Jahren erheblich verschlechtert. In der Folge ist ein zunehmender und teils drastischer Rückgang im Anbauumfang zu verzeichnen.

Sonderkulturen-Anbau
Bild vergrößern
(c) proplanta
Darauf hat der Bauernverband Sachsen-Anhalt am Donnerstag (21.9.) in Magdeburg hingewiesen. Während die Anbaufläche von Thymian im Jahr 2019 noch bei 346 ha gelegen habe, sei diese Kultur 2023 landesweit nur noch auf 72 ha angebaut worden. Rückläufig sei auch der Anbau von Zierpflanzen, Erdbeeren und Obst insgesamt.

Die starke Trockenheit der vergangenen Jahre habe mit dazu beigetragen, sei aber nicht der Hauptgrund. „Wir haben kaum noch eine Möglichkeit, unsere Pflanzen wirkungsvoll vor Schaderregern zu schützen. Zusätzlich sorgen die schwierigen markt- und agrarpolitischen Rahmenbedingungen für Anspannung bei den Betrieben“, erklärte Andreas Kahl, Vorsitzender des Fachausschusses „Sonderkulturen, Gemüse, Arznei- und Gewürzpflanzen“ im Verband.

Wenn es weiter gewollt sei, dass in Sachsen-Anhalt beste Nahrungsmittel unter sehr hohen Umwelt- und Sozialstandards erzeugt werden, brauche es bessere politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, stellte Kahl klar. Die massiven Lohnkostensteigerungen durch die Anhebung des Mindestlohns hätten Folgen für den gesamten Sektor, der handarbeitsintensiv sei. Der Mindestlohn in Deutschland liege deutlich über dem europäischen Durchschnitt, weswegen in anderen Staaten günstiger produziert werde.

Der Druck des internationalen Wettbewerbs sei sehr hoch. Bei vielen Sonderkulturen sei Deutschland bereits von umfangreichen Importen abhängig, gab Kahl zu bedenken. Die seit 2018 anhaltende Dürre habe sich ebenfalls negativ auf den Anbau von Sonderkulturen ausgewirkt. Durch stark schwankende Erträge steige das Risiko bei Kulturen, die hohe Investitionen in den Anbau voraussetzten. Die unsichere Ertragslage verstärke den Trend, dass sich Verarbeiter und Vermarkter ausländische Produzenten suchten, beispielsweise in Polen und Ägypten.
AgE
Kommentieren Kommentare lesen ( 1 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
apricola pro agricolas schrieb am 24.09.2023 15:49 Uhrzustimmen(32) widersprechen(4)
Wertvolle Nischenprodukte und deren Sinnhaftigkeit für unsere Höfe:

Umrissen am Beispiel der schwarzen Sonnenblumen, einer Ölfrucht für den Nahrungsmittelbereich, wo aktuell in der jetzt laufenden Ernte seitens des Handels 25,00 €(!) pro Dezitonne ausgelobt sind, während der Liter Sonnenblumenöl aktuell in den Verbraucherregalen zwischen 5,00-30,00 € kostet, und dabei bleibt den Ölmüllern der wertvolle Presskuchen obendrein übrig, der auch nicht verschenkt wird. Zwischen 40-50 Liter Öl können aus aus einer Dezitonne herausgepresst werden.

Unter diesen geradezu perfiden Bedingungen sollte man dieses für die Lebensmittelindustrie wertvolle Öl am besten auf dem Hof direkt wieder im Tank verfahren, den Presskuchen zu Presslingen verarbeiten, die im Winter wertvolle effiziente Wärmeenergie liefern.

Ja, Energie ist derzeit teuer, sehr teuer, während wir deutschen Bauern unsere Nahrungsmittelprodukte geradezu verramschen müssen, ohne derzeit eine Kostendeckung für unsere Produktionen zu erlangen. Im Vegetationsverlauf war Dünger exorbitant teuer, ebenda unsere Pflanzenschutzmittel, die Grundvoraussetzungen um überhaupt eine Nahrungsmittelversorgung unter widrigsten Voraussetzungen (Wetterverläufe) gewährleisten zu können. Der Bio-Landbau, unser agrarpolitisch lieblichst getäscheltes Wunderkind war heuer nicht selten ein Totalausfall.

Die Argumente, warum die schwarze Sonnenblume bei uns einen derartigen Preisverfall widerspiegelt dato:

Seitens des Handels wird gefolgert, dass man gute bis sehr gute Hektarerträge einfahren kann, aufgrund eben dieser (Über)Mengen ist ein sehr niedriger Erzeugerpreis damit durchaus zu rechtfertigen!? Bitte sprecht Klartext, wie viele Hektare Sonnenblumen sich hierzulande überhaupt im Anbau befanden! - Eine solche Positionierung widerspiegelt glasklar, dass sich die Erzeuger auf unseren Familienbauernhöfen sich an den möglichen Margen nicht partizipieren dürfen, allenfalls Krümelchen bleiben bei uns hängen, wenn überhaupt, der große Reibach wird fresswütig vom nachgelagerten Agrargewerbe vereinnahmt. Ihr Gewissen blieb rein - sie besitzen nämlich keines!!!

Die abgehobene Argumentation zwei liefert die UFOP, man lasse es sich auf der Zunge zergehen, welche unserer berufsständischen Interessenvertretung untersteht:

Aktuell gelangten sehr billige Sonnenblumensaaten aus der Ukraine hier auf unseren EU-Binnenmarkt. Damit müssen die heimischen Erzeuger konkurrieren. Es spiele überhaupt keine Rolle, unter welchen Voraussetzungen (Produktionsmitteleinkauf, geltende Restriktionen und Verordnungen) wir Sonnenblumenerzeuger hierzulande produzieren im Gegensatz zur Ukraine, ein freier Markt ließe sich nicht agrarpolitisch regulieren, und schließlich liege es in der Hand des einzelnen Bauern, zu welchen Preisen derselbe bei wem seine Produktionsmittel einkauft. Niemand stehe unter Einkaufszwang. Da muss man sich ein lautes Lachen verkneifen, offensichtlich weiß die UFOP, dass die Aufsicht unseres Bundeskartellamtes nicht unbedingt mit geschärftem Blick vor den eigenen Bildschirmen lauert. Ein Freibrief damit für jedermann, alles was derzeit möglich, weit mehr noch Unmögliches einfach passieren zu lassen.

Hört endlich auf, eine Vielzahl von Verbrauchern verschaukeln zu wollen: Der Hunger der Welt wird nicht mit ukrainischen Erzeugnissen versorgt, letztere versickern hier am europäischen Binnenmarkt.

Getreide und Ölsaaten gegen Waffen!? - Damit können wir deutschen Bauern keinesfalls konkurrieren, und werden daher sukzessive einfach zu Grabe getragen in der nicht fernen Erwartung, dass die ukrainischen Schwarzerdeböden zu uns kommen. Korruption sind Tür und Tor weit geöffnet.

Nun, uns Bauern kann man an diesem Ring durch die Arena zerren, die vielen Hungernden weltweit drängen in Lampedusa, über Polen und Tschechien zu uns, ein Migrationsproblem, das wie brandgefährlicher Treibsand anmutet, wie die BILD-Chefredakteurin heute trefflich übertitelt.

Wir Deutsche/Europäer werden heute leider Opfer einer derzeit in den maßgeblichen Bereichen vollkommen verfehlten Politik; leiden werden darunter alle, nicht nur wir Bauern.

Es nützt also die schönste optimale Sonnenscheinverweildauer für z.B. den segensreichen Sonnenblumenanbau in einigen Regionen hierzulande recht wenig, wenn eben dieses güldene Öl bei uns nicht gewollt ist, genauso wenig eben wie ihre Erzeuger selbst.

-Me sol te umbra regit!-
  Weitere Artikel zum Thema

 Oft fehlt die Bekämpfungsstrategie für Sonderkulturen

 Obst- und Gemüseerzeuger: Äpfel bleiben auch künftig an erster Stelle

 Ertrag bei Gemüseernte steigt - aber weniger Grünkohl und Spargel

 Wenig Pestizidrückstände in Lebensmitteln

  Kommentierte Artikel

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet