Die Aussichten wie gut die Kipper der Bauern 2011 gefüllt sein werden, fallen für die bayerischen Landwirte jedoch unterdurchschnittlich aus. Schuld ist der ausbleibende Regen in den ersten Monaten des Jahres. „Weite Teile Frankens waren am stärksten von der Frühjahrstrockenheit betroffen," sagte Leonhard Keller, Getreidepräsident des Bayerischen Bauernverbandes. „Hier werden die Ertragsausfälle noch massiver ausfallen." Aber auch in anderen bayerischen Regionen kam der Regen, der so wichtig ist für die Entwicklung der Feldfrüchte und des Ertrags, viel zu spät. Später Frost im Mai schränkte das Wachstum der Ackerkulturen zusätzlich ein. Kurz vor dem Erntebeginn haben letzte Woche starke
Unwetter mit Hagelschlag in Südbayern noch zusätzliche Ertragsausfälle verursacht.
Besondere Sorgenkinder sind dieses Jahr
Wintergerste und Raps: Hier werden im ganzen Freistaat extreme Einbußen erwartet. Erste Druschergebnisse bei Wintergerste bestätigen diese Prognosen. Zudem erschwert der so genannte „Zwiewuchs" die Ernte. Bei Zwiewuchs bildet die fast reife Pflanze neue Triebe; reife und grüne Körner stehen zusammen am Halm. Das verzögert und erschwert das Dreschen, weil die grünen, „nassen" Pflanzenteile die Maschinen verstopfen können.
Bei der Sommergerste fürchten viele Landwirte, dass sich die Trockenheit auch auf die Qualität der Ernte ausgewirkt hat. Aufgrund der niedrigen Erträge und der hohen Stickstoff-Mineralisierung könnten die Proteingehalte die Qualitätsvorgaben für
Braugerste nicht erfüllen. „Bei Weizen haben wir Ackerbauern noch die größte Hoffnung, dass zumindest bei einem optimalen Reifungsprozess noch eine durchschnittliche Ernte erzielt werden kann", so Keller. „Dies gilt aber nur für die Gebiete, in denen der Weizen Anfang Juni nicht schon regelrecht verdorrt gewesen ist," fügt er hinzu. Welche Mengen und Qualitäten die
Getreideernte 2011 bringen wird, so Keller, werde man erst wissen, wenn das Getreide gewogen in der Scheune ist.
Insgesamt stehen in Bayern in den nächsten Wochen über eine Million Hektar Getreide, ca. 140.000 Hektar Raps und rund 25.000 Hektar Körnerleguminosen, also Eiweißpflanzen, wie Bohnen oder Lupinen, zur Ernte an -
Körnermais nicht eingerechnet. Leonard Keller bittet die Bevölkerung im Namen aller bayerischen Landwirte um Verständnis für die Ernteaktivitäten, vor allem wenn in den nächsten Wochen bei hoffentlich gutem Druschwetter, die Erntemaschinen bis spät in die Nacht arbeiten oder man auf der Straße mal ein Stück langsam hinter den großen Maschinen herfahren muss. (bbv)