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02.08.2013 | 12:15 | Getreidemarkt Juli 2013 

Ungewisse Getreidesituation in Deutschland

Schwäbisch Gmünd - In seiner Julischätzung taxiert das USDA die Weltgetreideernte 2013/14 (ohne Reis) auf 1.945 Mio. t, den Verbrauch auf 1.908 Mio. t.

Getreidemarkt 2013
(c) proplanta
Gegenüber der Maischätzung hat es damit nur eine geringfügige Änderung beim erwarteten Verbrauch gegeben, welcher im Mai noch mit 1.906 Mio. t beziffert wurde.

Sollten die Zahlen eintreffen, könnte sich der Endbestand (ohne Reis) weltweit um rund 30 Mio. t auf 355 Mio. t erholen. Nach wie vor basiert diese Einschätzung allerdings auf der Annahme des höchsten weltweiten Getreideertrags aller Zeiten.

In ihrem letzten Bericht korrigierte die EU-Kommission ihre Einschätzung der Getreideernte 2013 der EU-28 gegenüber ihrer Maischätzung um mehr als 6 Mio. t auf 304,5 Mio. t nach oben.

Der Verbrauch liegt mit rund 273 Mio. t deutlich darunter. Sollten sich diese Zahlen bestätigen, werden die Endbestände in der EU-28 zum Juni 2014 auf 45,7 Mio. t steigen. Das wäre ein Plus von mehr als 15 Mio. t und würde die derzeit eher enge Versorgungssituation der EU mit einem Schlag beheben. Vor allem eine gute Maisernte von 71 Mio. t als auch eine sehr gute Weizenernte von 140 Mio. t liegen der Bilanz zugrunde. Ob sich die Erwartungen bestätigen ist derzeit noch ungewiss.

Das Ergebnis der deutschen Getreideernte steht derzeit noch auf tönernen Füßen. Erste Berichte des DBV zur Wintergerste sprechen von einem eher enttäuschenden, nur durchschnittlichen Ergebnis, hatte man doch gehofft, dass die gute Wasserversorgung im April und Mai gerade dieser Getreideart besonders zugutekäme.

Auch das Ergebnis beim Weizen ist noch ungewiss. Mit nur schwach ausgebildetem Wurzelwerk hat die trockene und heiße Phase der letzten Wochen gerade diesen Beständen zugesetzt. Vielerorts wird Notreife befürchtet. Ob mit diesen Rahmenbedingungen die zuletzt von DRV geschätzten 46,25 Mio. t erreicht werden können, ist offen. Zumal auch der Mais noch immer Entwicklungsverzögerungen aufzeigt. Regional ist gerade beim Mais auch zu erwarten, dass er eher als Futter im Silo landet statt als Korn im Getreidespeicher.

Futtergerste



Mit beginnender Ernte haben die Erzeugerpreise für Futtergerste deutlich nachgegeben. Derzeit werden erste ex Ernte-Preise bei knapp unter 15 €/dt genannt. Sie liegen damit insgesamt gut 5 €/dt unter dem Saisondurchschnitt der letzten Ernte. Viele Landwirte setzten in dieser Situation auf Einlagerung, sei es im Betrieb oder im Lohn beim Handel. Am Markt, so berichten Experten, sind sowohl Angebot als auch Nachfrage eher überschaubar. Die Erzeuger scheuen sich die Ware bei diesem Preisniveau zu vermarkten, die Mischfutterindustrie hofft weiter auf Preisrückgänge.

Braugerste



Zwar verspürt Braugerste ebenfalls Erntedruck, die Preise aber sind deutlich weniger gefallen als bei anderen Getreidearten. Dafür werden mehrere Gründe genannt. Zum einen hat sich die in vielen Regionen erst spät in den Boden gekommen Gerste verzögert entwickelt und leidet unter dem Trockenstress der vergangenen Wochen. Dadurch werden die Ertrags- und Qualitätsaussichten viel diskutiert.

Zum anderen wurde seit langen nicht mehr so wenig Fläche mit Sommergerste bestellt wie in 2013. Nach Schätzungen des DRV sollen dies nur rund 356.000 ha sein, -23 % gegenüber dem 5-Jahresdurchschnitt von 2006-2011.

Das Ausnahmejahr 2012 bleibt bei diesem Vergleich bewusst unberücksichtigt, da aufgrund der Auswinterungsschäden außergewöhnlich viel Sommergerste angebaut wurde. Hinzu kommt, dass 2013 auch europaweit die Sommergerste stark eingeschränkt wurde.

Vor allem die klassischen Braugerstenexporteure wie Dänemark und Frankreich, aber auch Tschechien und Polen, bauen weniger Sommergerste an. Eine entsprechende Verknappung der Braugerste zur neuen Ernte könnte die Folge sein. Deshalb stehen die Preise für Braugerste nicht ganz so stark unter Druck wie die anderer Getreidearten.

Die Prämie zu Weizen konnte sich wieder aufbauen. Franko Mannheim erzielt Braugerste derzeit 23,65 €/dt. An der MATIF fielen die Braugerstenkurse dagegen in den Keller. Der Novembertermin 2013 verzeichnete zuletzt mit 222 €/t ein erneutes Tief.

Brotweizen



Zum Ende des Getreidewirtschaftsjahres 2012/13 beliefen sich die Weizenbestände in der EU nach aktuellen Zahlen der Kommission nur noch auf 9,3 Mio. t. Grund für diesen niedrigen Bestand waren vor allem die schwache Ernte 2012 sowie hohe Exportzahlen für Weizen. Insgesamt wurden 20,7 Mio. t Weizen und Durum auf den Weltmarkt geliefert.

2013/14 sollen sich die Verhältnisse ändern. Die Kommission rechnet mit einer Weizenernte von 140,2 Mio. t, 8,2 Mio. t mehr als im Vorjahr. Der Export soll auf rund 18,3 Mio. t zurückgehen. Rechnerisch ergäbe sich daraus eine Erhöhung der EU-Weizenendbestände um 4,7 Mio. t auf 14,0 Mio. t. Ob diese Einschätzungen so eintreffen, ist derzeit noch ungewiss. Auf Seiten der Erzeugung stellt sich die Frage, ob die Witterungsbedingungen des Jahres 2013 in Europa tatsächlich eine so gute Ernte zulassen.

Auf Seiten des Exports könnte sich die Entwicklung tatsächlich so ergeben, zumal die Ernten bei den direkten Konkurrenten, den Schwarzmeeranrainern, in diesem Jahr deutlich besser auszufallen scheinen. Erwartungsgemäß befindet sich der Weizenpreis zu Erntebeginn deutlich auf Talfahrt. Zwischenzeitlich werden für Brotweizen der neuen Ernte nur noch Erzeugerpreise um 15 €/dt genannt.

Terminmarkt Weizen



Seit der Spitze am 9. November 2012 mit knapp 250 €/t befindet sich der Kurs für Novemberweizen 2013 stetig auf Talfahrt. Ende Juli 2013 hat er nun die 190 €-Marke unterschritten. Beständig zuversichtliche Meldungen über eine hohe welt- und europaweite Getreideernte haben diese Entwicklung getragen. Auch die späteren Termine haben den Verfall der Kurse nachvollzogen. So steht z.B. der Maiweizen 2014 derzeit bei rund 188 €/t.

Aktuell lässt sich der Boden dieser Entwicklung noch nicht ausmachen. Allerdings gilt es zu bedenken, dass die Welt-Weizenbilanz 2013/14 sowohl in der Einschätzung des IGC in London als auch des USDA nur gerade ausgeglichen ist.

Quelle: LEL Schwäbisch Gmünd
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