Das amerikanische
Landwirtschaftsministerium (USDA) prognostiziert in seinem am Dienstag vergangener Woche (11.6.) veröffentlichten Bericht zum internationalen
Getreidemarkt für die kommende Vermarktungssaison eine Gesamtmenge von insgesamt 1,099 Mrd. t; das wären 21,3 Mio. t oder 1,9 % weniger als im Vorjahreszeitraum geerntet wurden und 34,6 Mio. t weniger als die Fachleute im Mai vorausgesagt hatten.
Die Washingtoner Experten begründen ihre pessimistischere Einschätzung vor allem mit der kleineren Produktion im eigenen Land, die sie nun bei nur noch 347,5 Mio. t sehen; im vergangenen Monat hatten sie noch 34,3 Mio. t mehr erwartet. Die Vorjahresmenge würde damit um 18,8 Mio. t oder 5,1 % verfehlt. Die USDA-Prognose beruht auf der Annahme einer deutlich rückläufigen Anbaufläche und eines spürbar kleineren durchschnittlichen Hektarertrags.
Als Argument für ihren Pessimismus führen die Experten den regenbedingt nur langsamen Fortschritt bei der Aussaat an. Dem Ministerium zufolge waren die betreffenden Feldarbeiten am vorvergangenen Sonntag erst auf 83 % der US-Maisanbauflächen abgeschlossen; damit wurden die Vorjahresmarke und der Mittelwert der vergangenen fünf Jahre um jeweils 16 Prozentpunkte verfehlt. Bei der amtlichen Bonitierung am selben Tag wurden nur 59 % der Flächen in den Hauptanbaugebieten in die Klassen „gut“ bis „hervorragend“ eingestuft; das waren 18 Prozentpunkte weniger als zum Vorjahreszeitpunkt.
Unterdessen gibt sich das Ministerium für die argentinische
Maisernte nun optimistischer als noch imMai. In dem südamerikanischen Land sollen die Landwirte 55 Mio. t von den Feldern holen; das entspricht im Vergleich zur bisherigen Prognose einem Aufschlag von 1 Mio. t, der mit einer Vergrößerung der Anbaufläche als Reaktion auf steigende Preise begründet wird.
USA steigern Bioethanolausfuhr deutlichDer wahrscheinlich rückläufigen Weltproduktion 2019/20 an Mais wird laut der USDA-Prognose eine Nachfrage von 1,134 Mrd. t gegenüberstehen, die damit um 300.000 t unter dem Vorjahresniveau liegen dürfte. Dabei wird der Bedarf in den USA voraussichtlich um 2,5 Mio. t auf 307,4 Mio. t abnehmen, so die Analysten. Allerdings verfügt das Land über die weltgrößten Verarbeitungskapazitäten zur Erzeugung von Ethanol und Trockenschlempe (DDGS) aus Mais und dominiert deshalb den
Weltmarkt für diese Produkte. Den betreffenden jährlichen Exporterlös beziffern die US-Fachleute auf 4 Mrd. $ (3,5 Mrd. Euro) bis 5 Mrd. $ (4,4 Mrd. Euro).
Für die weitere Entwicklung werden positive Impulse durch die EUNachfrage nach Bioethanol erwartet, weil die Gemeinschaft im Mai dieses Jahres ihreAntidumpingzölle gegen US-Bioethanol und DDGS aufgehoben hat. Die
Zölle waren 2012/13 verhängt worden. Im Jahr zuvor hatte die EU noch US-Bioethanol aus Mais im Wert von fast 700 Mio. $ (619,4 Mio. Euro) importiert und gehörte damit zusammen mit China zu den wichtigsten Absatzmärkten der USA in diesem Produktsegment.
Unterdessen sind die Bioethanollieferungen der Vereinigten Staaten in andere Länder kräftig gewachsen. Die Menge für 2017/18 beziffert das Ministerium auf insgesamt rund 14 Mio. t; das wäre gegenüber 2010/11 fast eine Verfünffachung.
Derweil veranschlagt das USDA die Maisnachfrage in der EU für die kommende Saison auf 81,5 Mio t; gegenüber 2018/19 wäre das ein Rückgang um 5,5 Mio. t. Dagegen wird für China ein Plus von 4 Mio. t auf 279 Mio. t erwartet und für Brasilien ein Zuwachs von 3 Mio. t auf 69,5 Mio. t.
EU wird wohl weniger Mais importierenWie das USDA mit Blick auf den internationalen Handel mit Mais 2018/19 ausführt, liegen die Exporte des eigenen Landes wegen der starken Nachfrage am
Binnenmarkt sowie als Folge der recht kleinen Ernte und der wahrscheinlich nachlassende
Wettbewerbsfähigkeit wahrscheinlich bei nur 55 Mio. t; im vergangenen Monat hatten die Fachleute noch 3 Mio. t mehr erwartet.
Mit der neuen Prognose würde die Vorjahresmenge um 8,6 Mio. t verfehlt. Trotzdem sollen die globalen Maisausfuhren 2018/19 kräftig steigen, nämlich um 15,2 Mio. t oder 10 % auf 167,5 Mio. t. Dazu dürften nach Einschätzung der Experten vor allem umfangreichere Lieferungen der US-Konkurrenten Argentinien, Brasilien, Ukraine und in geringerem Maße auch Russland beitragen.
In Südamerika ist die Ware laut USDA zurzeit saisonal bedingt reichlich vorhanden und preislich attraktiv. Die US-Maisausfuhren 2019/20 sehen die US-Beamten auf demselben niedrigen Niveau wie in der laufenden Saison. In den vergangenen Wochen waren die Auslandsgeschäfte bereits schleppend verlaufen.
Derweil dürften die Maisimporte der EU in der kommenden Vermarktungssaison erstmals seit 2014/15 zurückgehen, und zwar um 3,5 Mio. t auf 20 Mio. t. Als Ursache wird das umfangreiche Futtergetreideangebot am Binnenmarkt der Gemeinschaft genannt.
Hohe Lagermenge in ChinaIm Einklang mit der voraussichtlich rückläufigen Weltmaiserzeugung korrigierte das USDA auch seine Prognose für die globalen Maislagerbestände für das Ende der kommenden Vermarktungssaison nach unten, und zwar um 24,2 Mio. t auf jetzt nur noch 290,5 Mio. t; das wären 34,9 Mio. t oder 10,7 % weniger als im Vorjahr. Im Einzelnen sagen die Washingtoner Beamten für das eigene Land eineAbstockung um 13,2 Mio. t oder 23,7 % auf 42,6 Mio. t voraus.
Für Brasilien erwarten sie ein Minus von 1,5 Mio. t oder 17 % auf 7,3 Mio. t und für China einen Rückgang um 18 Mio. t oder 8,6 % auf 191,8 Mio. t. Damit würden zwei Drittel der weltweiten Maislagerbestände auf die Volksrepublik entfallen. Sollten die Washingtoner Experten Recht behalten, dann dürfte sich die globale
Versorgung mit Mais 2019/20 verengen und damit erneut unterdurchschnittlich ausfallen.
Die insgesamt erwartete Nachfrage könnte von den voraussichtlichen Endbeständen etwa 94 Tage lang gedeckt werden. Die betreffende Kennzahl des aktuellen Jahres würde demnach um sechs Tage verfehlt, der entsprechende Durchschnitt der vergangenen vier Jahre sogar um 19 Tage.
Umrechnungskurs: 1$ = 0,8849 Euro